Phantomschmerzen den Schmerz nehmen -– Aktuelle Studie am Universitätsklinikum Bonn
Der Verlust einer Extremität ist ein tiefer Einschnitt im Leben der Betroffenen. Nach der Operation steht den Patienten ein anstrengender Weg bevor – Schritt für Schritt zurück in ein mobiles Leben. Ein Leben, das mit Hilfe von Prothesen nahezu wieder alles ermöglicht, wäre da nicht der Phantomschmerz. Rund 75% aller Amputierten leiden z.T. unter heftigen Schmerzen in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil. Auslöser dafür sind unter anderem die jetzt „arbeitslosen“ Nerven im Stumpf, die dauerhaft erregt werden. Daneben existiert ein Schmerzgedächtnis, das sich an die vor und während der Amputation nozizeptiven Signale bzw. Schmerzen „erinnert“.
Um dieses Schmerzgedächtnis wieder zu löschen, hat das Ausgründungsprojekt des Life Science Inkubators “med4life“ die während der Inkubation entwickelte Small Fiber Matrix Stimulation nun auch auf die Therapie des Phantomschmerzes ausgeweitet. Diese Technologie wird derzeit schon erfolgreich bei Rücken- und anderen Schmerzen des Muskel-Skelett-Systems eingesetzt.
„Neben unserem Rückenband haben wir nun die Small Fiber Matrix Stimulation in ein Stumpfband integriert. So können wir amputierten Menschen helfen, die nicht nur den Verlust eines Armes oder Beines bewältigen müssen, sondern dazu noch unter zum Teil unerträglichen Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen leiden“, so Dr. Tobias Weigl, Leiter des vom Land NRW geförderten Inkubationsprojektes und inzwischen einer der Bomedus-Geschäftsführer.
In einer aktuellen Studie am Universitätsklinikum Bonn durchliefen 23 Patienten mit einseitiger Teilbeinamputation und Phantom- bzw. Stumpfschmerzen zuerst eine Kontrollphase zur Dokumentation ihrer täglichen Schmerzen. In der anschließenden Therapiephase behandelten die Betroffenen morgens und abends je 20 Minuten ihren Stumpf selbstständig zu Hause mit der Small Fiber Matrix Stimulation Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sowohl Schmerzen, als auch Schmerzempfindlichkeit durch die Behandlung signifikant verringert wurden. Für Peter K., 72 Jahre, hat sich seitdem die Lebensqualität erheblich verbessert: „Der absolute Hauptschmerz ist während der Anwendungszeit nicht mehr aufgetreten. Die schmerzfreien Tage sind häufiger geworden.“ Auch andere Patienten berichten von einem starken Rückgang der brennenden, klopfenden oder stechenden Schmerzen, die zum Teil nur mit hochdosierten Schmerzmitteln zu ertragen waren.
„Durch die bisherigen sehr guten Ergebnisse bei der Behandlung chronischer Schmerzen eröffnen sich ganz neue Indikationsgebiete. Derzeit führen wir eine weitere klinische Studie durch, um die Technologie bei Patienten mit Tumorschmerzen zu untersuchen, “ so Dr. Weigl zu den Zukunftsplänen des jungen Unternehmens.
Über den LSI: Der Life Science Inkubator (LSI) bietet Raum für visionäre Existenz¬gründer. Dort können Forschungsprojekte aus den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren auf¬genommen und bis zur Marktreife entwickelt werden. Eine Public-Private-Partnership aus Bund, Land NRW, Wissenschaftsorganisationen und privaten Investoren trägt das bundesweit einmalige Konzept.
Weitere Informationen:
http://www.life-science-inkubator.dehttp://www.bomedus.com