Ausstellung "Ein Leben in Netzen " eröffnet am 11. Mai im Landesmuseum Natur und Mensch
Oldenburg. Ob filigranes Spinnennetz, weitverzweigtes Handelsnetz oder verborgenes Stromnetz: Netze sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Vom 9. Mai – 25. Oktober 2015 widmet das Landesmuseum Natur und Mensch ihnen eine interdisziplinäre Sonderausstellung. Wodurch zeichnen sich die vielfältigen Netze aus, was macht sie so erfolgreich und bergen sie auch Gefahren? Diesen Fragen spürt „Ein Leben in Netzen – Warum wir ohne nicht sein können“ mit vielfältigen Objekten, Mitmachmodulen und Medienstationen nach.
Die erste Begegnung mit einem „Netz“ bildet in der Ausstellung ein altbekanntes Beispiel: Filigran spannen sich in einem Terrarium die Fangnetze zweier etwa handtellergroßer Seidenspinnen. Seit etwa 300 Millionen Jahren sind Spinnennetze ein Erfolgsmodell zum Fang von Insekten. Das Gangsystem eines Kaninchenbaus, großformatige Bildgrafiken wie Adernetz, Straßennetz und ein Flussdelta aus der Vogelperspektive machen die Allgegenwart von Netzen deutlich. Es gibt sie in allen Maßstäben, doch ihre Grundstruktur ist immer gleich: Knotenpunkte stehen mit anderen Knoten in Verbindung. Eigentlich ein simples Prinzip, das sich Menschen z.B. für bauliche Konstruktionen zunutze machen. Der deutsche Architekt Frei Otto (1925-2015) schuf tragende Dachkonstruktionen nach dem Netzprinzip und gilt als ein Impulsgeber für die Leichtbauweise. Seine Zeltstudie zum Gatlinburg-Palace (USA), Fischernetze und eine Hängematte geben in der Ausstellung auf verschiedene Weise Einblick in die Stabilität und Tragfähigkeit von Netzstrukturen.
Doch nicht immer sind Netze ein reales Geflecht: Tierarten sind durch Nahrungsbeziehungen miteinander verbunden und bilden ein Nahrungsnetz; kommunikative Netze entstehen auf Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens und beschreiben die Interaktion zwischen Menschen; das Beispiel der Künstlerkolonien zeigt, wie sich Menschen auf Basis gleicher Interessen und zum Austausch von Ideen untereinander vernetzen; mit ethnologischen Exponaten der Tlingit-Indianer der Nordwestküste Nordamerikas stellt die Ausstellung ein komplexes soziales Netz vor: Zwischen den verschiedenen Gruppen dieser Kultur bildet ein zeremonieller Austausch von Gegenständen (Potlatch), ein grundlegendes Element, um soziale Stellung und Beziehungen untereinander fortlaufend zu definieren und zu festigen.
Wo zwischenmenschliche Vernetzungen neu entstehen können, veranschaulicht das im Rahmen der Ausstellung präsentierte Kunstprojekt „Orte in der Fremde – Vernetzungen“ der Initiative „Social Land Art Project“ e.V. (SLAP e.V.) unter Leitung von Edda Akkermann und Sirma Kekeç. 26 Kinder und Jugendliche im Alter von 11-17 Jahren aus 14 Nationen erkundeten in einem künstlerischen Prozess den Landkreis Ammerland, in dem sie seit kurzer Zeit leben.
Mit ihrer Zahl an Akteuren und Verbindungen gewinnen Netze zunehmend an Komplexität. In der Ausstellung geben archäologische Fundstücke wie der einzigartige rote Helgoländer Flint Aufschluss über die weitreichenden Handelsbeziehungen bereits in der Altsteinzeit: Mit Schiffen und zu Lande transportierten schon vor 12.000 Jahren die Menschen diesen Feuerstein bis in 200 km entfernte Orte, z. B. auch bis nach Holland. Eine Projektion der Flugzeugrouten und Schiffsbewegungen in Echtzeit zeigen in der Ausstellung eindrücklich die aktuelle Vernetzung um den Globus.
So vorteilhaft sich Netze im Allgemeinen auch erweisen, so stoßen doch viele der hoch komplexen Gebilde bei zunehmender Beanspruchung an ihre Grenzen oder werden zur Gefahr für den Nutzer. Das Stromnetz, das in Deutschland ca. 25 Millionen Haushalte versorgt und sich in der Vergangenheit bewährt hat, wird durch die Energiewende vor neue Herausforderungen gestellt. Einen Einblick gibt in der Ausstellung ein in Zusammenarbeit mit dem Institut für Physik der Universität Oldenburg erarbeitetes interaktives Modul.
Die Ausstellung greift Netze aus den Bereichen Natur, Gesellschaft, Technik und Kunst auf, erläutert ihre Strukturen und zeigt, wo sie zur Anwendung kommen. Naturkundliche Präparate und Modelle, archäologische und ethnologische Objekte sowie vielfältige Exponate aus anderen Disziplinen, Medienstationen und interaktive Module ermöglichen in der Ausstellung die Vernetzung der Welt auf eindrückliche Weise zu entdecken. „Wer mit offenen Augen durch den Alltag geht, merkt schnell, dass Netze unser Leben durchdringen und in jeder Dimension auftauchen können. Mit der Ausstellung „Ein Leben in Netzen“ bringen wir die Vielfalt der Netze zusammen. Wir wollen den Blick schärfen, für ihren Erfolg, aber auch für ihre Gefahren“, erklärt die Kuratorin, Dr. Christina Burmeister.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung umfasst neben öffentlichen Führungen, unter anderem ein „CaféGespräch“ mit der Kuratorin in den Ausstellungsräumen am 2. Juni. Anlässlich der Ausstellung errichtete die Oldenburger Künstlerin Beate Lama ihre Installation „Mikroskopische Annäherung“ im Außenbereich des Landesmuseums. Zur Ausstellung ist eine gleichnamige, umfassende Begleitschrift im Isensee Verlag erschienen.
Sonderausstellung
Ein Leben in Netzen
Warum wir ohne nicht sein können
9. Mai – 25. Oktober 2015
Landesmuseum Natur und Mensch
Damm 38-44
26135 Oldenburg
Tel. 0441-9244-300
Fax: 0441-9244-399
E-Mail: museum@naturundmensch.de
www.naturundmensch.de
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 9 - 17 Uhr, Samstag u. Sonntag 10 -18 Uhr,
an Feiertagen abweichend
Museumseintritt: 4 €, ermäßigt 2,50 €
Zur Ausstellung:
Fläche: ca. 400 m²
Exponatanzahl: über 100 Exponate
Kuratoren:
Dr. Christina Burmeister (Leiterin der Abteilung Naturkunde)
c.burmeister@landesmuseen-ol.de
Dr. Peter-René Becker (Leitender Direktor)
pr.becker@landesmuseen-ol.de
Kooperationspartner:
• AG Technische Bildung, Institut für Physik, Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg
• Graf Anton Günther Schule, Oldenburg
• Social Land Art Project e.V. (SLAP), Oldenburg
Begleitband:
Ein Leben in Netzen
Warum wir ohne nicht sein können
Peter-René Becker, Christina Burmeister (Hrsg.)
Isensee Verlag , ISBN: 978-3-7308-1164-1, 116 Seiten
Pressekontakt
Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg
Landesmuseum Natur und Mensch
Dipl. Biol. Lena Nietschke
Damm 38-44; 26135 Oldenburg
Tel.: 0441/9244-327 // Fax: 0441/9244-399
presse@naturundmensch.de
www.naturundmensch.de
---
Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg wurde 1836 durch Großherzog Paul Friedrich August gegründet ist damit eines der ältesten Museen Norddeutschlands. Seine Sammlungsschwerpunkte finden sich in den Bereichen Archäologie, Naturkunde und Völkerkunde. Sind in den Dauerausstellungen das Leben von Mensch und Natur in den regionalen Landschaftstypen Moor, Geest, Küste und Marsch sowie entlang des Flusslaufs der Hunte vorherrschende Themen, widmen sich die Sonderausstellungen überwiegend überregionalen Themen und Fragestellungen.
Weitere Informationen:
http://www.naturundmensch.de
Korrekturen
07.05.2015 16:23
Korrigendum: Ausstellung "Ein Leben in Netzen " eröffnet am 9. Mai 2015 im Landesmuseum Natur und Mensch
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
