GLOBALE: Das Tribunal – Ein Prozess gegen die Verfehlungen des 20. Jahrhundert
Die GLOBALE beginnt mit einem Prozess gegen die Verfehlungen des 20. Jahrhunderts und seine Verbrechen an Mensch, Tier und Natur. Angeklagt werden Völkermorde wie der Holocaust, die Ausbeutung der Erde und die Ausrottung der Tierwelt durch den Menschen. In Form einer Konferenz, einer Panorama-Screen-Installation und eines Filmprogramms liefert das Tribunal eine kritische Bestandsaufnahme des 20. Jahrhunderts, eines „Jahr-hunderts der Extreme“ (Eric Hobsbawm, 1994) und Enthemmun-gen. Die dreitägige Veranstaltung wird in Anlehnung an den Roman Der Prozess (1914/1915) von Franz Kafka sowie an ver-schiedene Prozesse des 20. Jahrhunderts inszeniert und erinnert an die Bedeutung Karlsruhes als „Residenzstadt des Rechts“.
Kafkas Roman über einen Mann namens K., der aus ihm unbekannten Gründen von einer anonymen Macht für ein unbekanntes Vergehen angeklagt und schließlich ermordet wird, ohne je einen Richter gesehen und ohne je vor ein hohes Gericht gekommen zu sein, kann als prototy-pisch für die individuellen Erfahrungen des letzten Jahrhunderts betrachtet werden. Zu den historischen Prozessen, die als Vorbilder für das Tribunal herangezogen werden, zählen die Prozesse der Surrealisten, die und das Vietnam War Crimes Tribunal. Die Nürnberger Prozesse stehen als erster internationaler Prozess gegen Kriegsverbrechen beispielhaft für die juristische Verhandlung der individuellen Schuld an Vergehen gegen die Menschlichkeit. Das Vietnam War Crimes Tribunal, auch unter dem Namen Russell-Tribunal bekannt, wurde 1966 von Lord Bertrand Russell als private Nichtregierungsorganisation ins Leben gerufen, um die US-amerikanischen Kriegsverbrechen im Vietnamkrieg zu untersuchen, und diente später als Modell für die Untersuchung von Völkerrechtsverletzungen, zum Beispiel das UN-Kriegsverbrechertribunal.
Das Tribunal erinnert an die Bedeutung Karlsruhes als „Residenzstadt des Rechts“, in der sowohl das Bundesverfassungsgericht als auch die Bun-desanwaltschaft ihren Sitz haben. Die Vorträge thematisieren die Ge-schichte der Gewalt und Genozide, der Vertreibungen, Verfolgun-gen und Vernichtungen im 20. Jahrhundert mit Beiträgen namhafter WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen aus historischer, juristischer, philosophischer und künstlerischer Perspektive und zeigen die neuesten Forschungsergebnisse auf.
Auszug aus dem Vortragsprogramm
• Bazon Brock: The Logic of Globalisation Destroys the Idea of a Universal Evolution of Mankind
• Roger Berkowitz: How to Love Our World: Hannah Arendt’s Judgement of Adolf Eichmann
• Mihran Dabag: Gestaltung durch Vernichtung. Weltanschauliche Rahmungen von Völkermorden im 20. Jahrhundert
• Frank Dikötter: Mao's Great Famine
• Raffael Gross: Franz Kafka, Hans Kelsen und die Normativität des Bösen
• Ben Kiernan: The World History of Genocide
• Claude Klein: A jurist’s look at the Eichmann trial and at Hannah Arendt’s consideration on it
• Clive Hamilton: Requiem for a Species
Es sprechen: Boris Barth (Universität Konstanz, Konstanz) · Roger Berkowitz (Hannah Arendt Center at Bard College, New York) · Bazon Brock (Wupper-tal/Berlin) · Mihran Dabag (Institut für Diaspora- und Genozidforschung/Ruhr-Universität Bochum, Bochum) · Lutz Dammbeck (Hochschule für Bildende Künste Dresden, Dresden) · Frank Dikötter (University of Hongkong, Hong-kong) · Paul N. Edwards (University of Michigan, Michigan)· Raphael Gross (Fritz Bauer Institut zu Geschichte und Wirkung des Holocaust/Jüdisches Museum Frankfurt/Leo Baeck Institut London, Frankfurt) · Clive Hamilton (Centre for Applied Philosophy and Public Ethics, Melbourne) · Terike Haapoja (Helsinki) · Kerryn Higgs (University of Tasmania, Hobart) · Ben Kiernan (Yale University, New Haven) · Claude Klein (Hebrew University of Jerusalem, Jerusalem) · Hans-Werner Kroesinger (Berlin) · Norman M. Naimark (Stanford University, Kalifornien) · Antonio Negri (Padua) · Jan M. Piskorski (University Stettin, Stettin) · Saskia Sassen (Columbia University, New York) · Peter Sloterdijk (Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe) · Hannibal Travis (Florida International University, Miami) · Jürgen Zimmerer (Universität Hamburg, Hamburg)
Moderation: Joseph Cohen (Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe) · Peter Weibel (ZKM | Karlsruhe, Karlsruhe) · Raphael Zagury-Orly (Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe)
Panorama-Screen-Installation und Filmprogramm
Hintergrundinformationen zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im Rahmen des Tribunals angeklagt werden, liefert die Installation Der kälteste Planet des Universums: Das menschliche Herz. Massenmorde im 20. Jahrhundert von Peter Weibel. Im PanoramaLab des ZKM werden auf der großen Leinwand Massaker, Völkermorde, Bürgerkriege, Attentate und Terroranschläge aus dem 20. Jahrhundert mittels Bild- und Textmaterial sichtbar gemacht. Die Panorama-Screen-Installation wird um ein Filmpro-gramm ergänzt, das die mediale Inszenierung der Verbrechen an Mensch, Tier und Umwelt in den Fokus rückt.
Weitere Informationen:
http://zkm.de/event/2015/06/globale-das-tribunal-ein-prozess-gegen-die-verfehlungen-des-20-jahrhundert
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
