Stipendien der Fördergesellschaft und der BBBank an HfG-Studierende vergeben/„Sommerloch“ eröffnet
Mit einem Höhepunkt startete gestern die Jahresausstellung „Sommerloch ‘15“ der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe: Fünf Stipendien wurden an herausragende studentische Arbeiten vergeben. Die Gesellschaft zur Förderung der Kunst und Medientechnologie vergab jeweils 2.000 Euro an Bea Stach (für die Heinrich-Hertz-Gesellschaft), Clemens Lauer und Felicitas Wetzel. Die BBBank, die in diesem Jahr erstmals selbst einen Preis auslobte, förderte die Arbeit von Maria Männig mit 1.000 Euro. Neu war in diesem Jahr auch die Vergabe der Preise zu Beginn der Ausstellung – Spannung pur, da die ausgewählten Arbeiten vorab nicht bekannt gegeben worden waren.
Vom 15. bis zum 19. Juli 2015 findet mit der Jahresausstellung der Höhepunkt des akademischen Jahres an der HfG Karlsruhe statt. Alle Studierenden aus fünf Fachbereichen haben die Möglichkeit, ihre Arbeiten der vergangenen zwei Semester vor- und auszustellen. Prof. Volker Albus, Prorektor der Hochschule, eröffnete den Abend und stellte dabei die Besonderheit der Ausstellung heraus: Organisiert und kuratiert von einem studentischen Team kehrt das „Sommerloch“ zu seinem originären Grundgedanken zurück, nämlich den Studentinnen und Studenten eine Plattform für ihren kreativen Freiraum zu bieten. Greta Hoffmann, Lehrbeauftragte und Alumna, hatte das studentische Team angeführt und stellte dabei die drei Prinzipien heraus, die maßgebend für die Ausstellung und allgemein für die Hochschule gelten: Gemeinschaftlichkeit, Eigeninitiative und Interdisziplinarität.
Aus einem ausgewählten Kreis wählte die Jury, bestehend aus Anja Casser (Direktorin des Badischen Kunstvereins), Dr. Andreas Beitin (Direktor des Museums für Neue Kunst) und Dr. Henning Rickmann (Fördergesellschaft), vier herausragende Werke aus, die mit einem Stipendium versehen wurden. Die spannungsreiche Form der Vergabe am Eröffnungsabend bezeichnete Rickmann als Experiment, aber auch als Verknüpfung: „Der heutige Abend verbindet zwei Ziele: Einerseits würdigt er die studentischen Arbeiten, andererseits stärkt er die Außenwirkung der Stipendienvergabe. Eine klassische Win-Win-Situation.“
Bea Stach (Fachbereich Medienkunst) erhielt für ihre Diplomarbeit „Der Geruch des Universums“ 2.000 Euro von der Heinrich-Hertz-Gesellschaft. Das akustische Bilderbuch sammelt die Antworten von über 100 Menschen auf die Frage, wie das Universum riecht. Prof. David Bennewith begründete seine Nominierung mit folgenden Worten: „Bea Stach sucht sich ein Thema, recherchiert intensiv, erarbeitet komplexe Inhalte und bringt diese schlussendlich rigoros in eine Form. Dass Gestaltung heutzutage mehr ist als bloße Formgebung, sondern auch eine inhaltliche, konzeptionelle, redaktionelle und intellektuelle Ebene hat, lässt sich an dieser Arbeit sehr schön ablesen.“
Clemens Lauer (Produktdesign) überzeugte die Jury mit seinem Designexperiment „Design is ten years old“. Lauer besuchte eine 4. Schulklasse und ließ die Kinder Möbel zeichnen. Von ca. 100 unterschiedlichen Entwürfen realisierte Lauer schließlich zwei 1:1-Umsetzungen sowie zwei Interpretationen der Kinderzeichnungen. Die Professoren Volker Albus und Hansjerg Maier-Aichen wählten das Projekt aus, da es die Frage, was Design eigentlich ist, wer es machen und wie es entstehen kann, hinterfragt. In einer Designwelt, in der die Entwürfe von modischen Trends und Wirtschaftlichkeit bestimmt werden und fast ausnahmslos Adaptionen von bereits Gesehenem entstehen, zeigt dieses Projekt eine Alternative auf.
Die Diplomarbeit „Deine Operette – Ein Portrait in mehreren Stimmen“ von Felicitas Wetzel (Ausstellungsdesign und Szenografie) wurden ebenfalls ausgewählt. Das Live-Hörspiel skizziert die Entstehung des Genres und wirft einen gegenwärtigen Blick darauf. Es porträtiert den Charakter der Operette, der geprägt ist von Zeitbezug, Komik, Bewegtheit, Klang und Sehnsucht. „Akustische, visuelle und installati¬ve Elemente ergeben ein subtiles Beziehungsgeflecht. Sie erzählen auf vielschichtige Weise die Entstehungsgeschichte der Operette, ihren Untergang und erschaffen eine zeitge¬nössische Operette“, begründet Professor Anja Dorn ihren Vorschlag.
Die BBBank, die erstmals ein Stipendium auslobte, fördert das Projekt „ART[in]CRISIS“ von Maria Männig (Kunstwissenschaft und Medienphilosophie) mit 1.000 Euro. Die von Professor Dr. Beat Wyss vorgeschlagene Arbeit thematisiert aktuelle Debatten aus Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur in kunsthistorischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive – vom Mittelalter bis zur Moderne. Gleichzeitig ist das Werk Teil einer Plattform für Wissenschaftsblogs von Geistes- und Sozialwissenschaften. Ziel des Projekts ist es, langfristig eine Lücke zu schließen: An der HfG Karlsruhe fehlen digitale Plattformen, welche es ermöglichen, theoretische und wissenschaftliche Texte in angemessener Weise nach außen zu vermitteln. Die Publikationsform als wissenschaftliches Blog ist Ort der Vermittlung und Seismograph des Medienwandels. Sie schafft ein öffentliches Forum in Zeiten, in denen sich die klassischen Printmedien den Herausforderungen des Digitalen zu stellen haben. Die Anbindung einer wissenschaftlichen Blogging-Plattform an die Hochschule würde diesen Defiziten entgegenwirken.
Das „Sommerloch ‘15“ findet noch bis zum 19. Juli von 11 bis 22 Uhr in der HfG Karlsruhe statt.
Weitere Informationen:
http://www.hfg-karlsruhe.de/sommerloch