Im Dialog mit dem WDR: „Gesellschaft braucht Wissenschaft!“
WDR-Intendant reagiert auf Offenen Brief der Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK) – Rund 400 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur wenden sich gegen WDR-Sparpläne und fordern fundierten Wissenschaftsjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Die Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK) wertet den bisherigen Verlauf ihres Aufrufs „Gesellschaft braucht Wissenschaft!“ als vollen Erfolg: „WDR-Intendant Tom Buhrow hat binnen weniger Tage auf unser Anliegen geantwortet“, so der WPK-Vorstand. „Grundsätzlich freut uns diese Reaktion sehr, zeigt sie doch, dass unsere Bedenken ernst genommen werden und dass es Hoffnung gibt, dass der WDR sich nicht aus nano, seiner einzigen aktuellen Wissenschaftssendung im Fernsehen, zurückzieht.“
Der Faktencheck auf www.keine-nische.de zeige allerdings, dass die Lage der Wissenschaft im WDR keineswegs so „paradiesisch“ sei wie von Tom Buhrow dargestellt. Die WPK erneuert daher ihr Dialogangebot und lädt die Verantwortlichen des WDR zu einem Strategie-Gespräch über die (tages)aktuelle Wissenschaftsberichterstattung ein. Hierzu wird die WPK im Laufe der nächsten Wochen einen konkreten Vorschlag erarbeiten.
Dabei bedanken sich die Initiatoren für die überraschend große Unterstützung aus der Zivilgesellschaft: Mittlerweile haben sich rund 400 Menschen dem Offenen Brief an den WDR angeschlossen und setzen sich mit Fotos und Statements für einen fundierten Wissenschaftsjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein.
In dem Offenen Brief an den WDR-Intendanten hatten sich letzte Woche zunächst über 30 prominente Unterzeichner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur gegen kürzlich bekannt gewordene Pläne des WDR gewandt, bei der Wissenschaftsberichterstattung Budgets zu kürzen und Sendungen einzustellen. Zu den ersten Unterzeichnern gehören unter anderem der ARD-Moderator Eckart von Hirschhausen, die Autoren Frank Schätzing und Stefan Klein, die Medizin-Nobelpreisträger Erwin Neher und Harald zur Hausen, der SPD-Politiker Karl Lauterbach, Kabarettist Vince Ebert, die TV-Journalistinnen Susanne Holst und Lisa Ortgies, WDR-Urgestein Jean Pütz, Tatort-Schauspieler Joe Bausch und Professor Dietrich Grönemeyer.
Initiiert wurde der Brief von der Wissenschafts-Pressekonferenz e.V. (WPK), dem größten Verband für Wissenschaftsjournalisten in Deutschland. Angesichts der Sparpläne für Radio- und TV-Formate wie „nano“, „W wie Wissen“, „Kopfball“ oder „Leonardo“ befürchten die Unterzeichner einen bedrohlichen Substanzverlust in der Berichterstattung. Dabei wenden sich auch gegen eine Formulierung von Tom Buhrow, der die Wissenschaftsberichterstattung kürzlich als „Nische“ bezeichnet hatte.
Für die Zivilgesellschaft habe Wissenschaftsjournalismus eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. In dem Offenen Brief (ebenfalls auf www.keine-nische.de) heißt es: „Klimawandel, Energiewende, medizinische Versorgung, Gentechnik, Big Data – fast alle Zukunftsfragen unserer Gesellschaft haben einen wissenschaftlichen Kern. Ohne das Wissen der Wissenschaft lassen sich Debatten über Handlungsmöglichkeiten unserer Gesellschaft nicht sinnvoll führen. Eine fundierte Berichterstattung ist die elementare Voraussetzung dafür, dass wir in informierter Weise Entwicklungen in der Wissenschaft erkennen, verstehen und beurteilen können.“
Das, so die Unterzeichner, mache den Wissenschaftsjournalismus vielmehr zu einem Kerngebiet öffentlich-rechtlicher Berichterstattung. Wenn der WDR nun Budgets kürze ohne begleitende Strategie, wie er künftig eine gehaltvolle Berichterstattung sicherstellen wolle, bedrohe er Renommee und Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsjournalismus im WDR.
WPK - Die Wissenschaftsjournalisten
Die Wissenschafts-Pressekonferenz e.V. (WPK) ist der Bundesverband der deutschen Wissenschaftsjournalisten. Die Mitglieder der WPK sind hauptberufliche Wissenschaftsjournalistinnen und Wissenschaftsjournalisten, die - angestellt oder frei - für Printmedien, Hörfunk, Fernsehen oder Onlinemedien arbeiten. Ziel der WPK ist es, die Qualität im Wissenschaftsjournalismus zu fördern. Dazu bietet sie ihren Mitgliedern Seminare, Hintergrundgespräche und Recherchereisen sowie Workshops zur beruflichen Fortbildung an. In der Öffentlichkeit tritt die WPK als Veranstalter von Diskussionsrunden auf, mit denen sie den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft beleben will. Gegründet wurde die WPK 1986 in Bonn. Weitere Informationen: www.wpk.org
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