Kristallzüchtung und Wissensspeicher Material: auf den Spuren der Berliner Industriegeschichte
Dass in Oberschöneweide im Südosten Berlins erst die AEG und später die Kabelwerke Oberspree (KW0) Industriegeschichte geschrieben haben, ist längst in das Repertoire von Stadtführungen und Spreeschifffahrten eingegangen. „Doch auf dem Gelände gibt es noch viele spannende Entdeckungen zu machen“, sagt Prof. Ruth Keller, Expertin für technisches Kulturgut an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin), die den einst bedeutenden Industriestandort 2006 bezogen hat. Zum Tag des offenen Denkmals am Samstag, 12. September 2015, finden deshalb auf dem Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin Rundgänge, Vorträge und eine Filmvorführung statt.
In Oberschöneweide entdeckt wurde beispielsweise das nach dem Chemiker Jan Czochralski benannte Czochralski-Verfahren, eine Basis-Technologie des digitalen Zeitalters. Mit seiner Hilfe werden heute Siliziumkristalle gezüchtet, ohne die die moderne Elektronikindustrie weder Solarzellen noch Mikrochips produzieren könnte. Auf die revolutionäre Methode zur Kristallzüchtung war der im Metall-Labor der AEG tätige polnische Wissenschaftler im Jahr 1916 eher durch Zufall aufmerksam geworden. Die Lebensgeschichte Jan Czochralskis und seine Forschungsleistung samt Migrationshintergrund sind beim Tag des offenen Denkmals Thema eines Vortrags, einer Biographie und eines Dokumentarfilms, der zum ersten Mal in Deutschland gezeigt wird.
Zu sehen ist außerdem die Ausstellung „Wissensspeicher Material“, die Studierende des Masterprogramms Konservierung und Restaurierung aufgebaut haben. Sie bietet einen Einblick speziell in die Materialforschung von akademisch qualifizierten Restauratoren, deren Interesse Objekten der Neuzeit und der Moderne in Museen sowie historischen Industrieanlagen gilt. Zwei solche technischen Artefakte stehen im Mittelpunkt von weiteren Vorträgen: die Stützen des ehemaligen Schlachthofs Eldenaer Straße sowie Heizungsanlagen in großen Gebäuden wie Museen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Führungen über den Campus Wilhelminenhof runden das Programm zum Tag des offenen Denkmals ab. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich. Die HTW Berlin ist eine von 25 Einrichtungen allein im Bezirk Treptow-Köpenick, die sich am Tag des offenen Denkmals beteiligt. Er steht 2015 unter dem Motto „Handwerk, Technik, Industrie“.
Tag des offenen Denkmals an der HTW Berlin:
Rundgänge, Vorträge und eine Filmvorführung
Samstag, 12. September 2015, 10.00 bis 18.00 Uhr
HTW Berlin, Campus Wilhelminenhof, Wilhelminenhofstr. 75 A, 12459 Berlin
Gebäude A und Halle B3
Weitere Informationen:
http://www.htw-berlin.de
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