Die Verschmelzung von Mensch und Maschine
Der Erste Weltkrieg gilt als Initialzündung für technische Innovationen. Das Verhältnis Mensch - Maschine veränderte sich drastisch. Wie sich das in der Literatur widerspiegelte, haben zwei Doktoranden der Mercator Forschergruppe „Räume anthropologischen Wissens“ untersucht. Über ihre Arbeit berichtet RUBIN, das Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität.
Medienwissenschaft und Philosophie
Die beiden Doktoranden Kevin Liggieri und Felix Hüttemann wollten herausfinden, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine im Ersten Weltkrieg änderte und ob heutige Ansichten über Maschinen damals ihren Ursprung hatten. Während sich Medienwissenschaftler Felix Hüttemann dabei vor allem auf Schriften des Offiziers und Literaten Ernst Jünger konzentrierte, machte sich Philosoph Kevin Liggieri daran, die Darstellung der Kriegsfliegerei näher zu betrachten.
Ernst Jünger als Vorreiter seiner Zeit
Der Erste Weltkrieg war der erste industriell geführte Krieg. Statt Pferd und Bajonett spielten nun Panzer und Schnellschussgewehre die Hauptrolle. „Es kam zu einer Verschiebung in der Perspektive von der Maschine als bloßem Instrument hin zum entscheidenden Faktor“, sagt Hüttemann. So formulierte Ernst Jünger in seinem Aufsatz „Die Maschine“: „Wir dachten sie als eiserne Krieger für uns arbeiten zu lassen und sind stattdessen in ihr Getriebe geraten.“ Später griffen andere wie der deutsche Philosoph und Logiker Gotthard Günther diesen Gedanken auf. Mit seinen technisch-philosophischen Gedanken sei Ernst Jünger in der Tat ein Vorreiter seiner Zeit gewesen, resümiert Felix Hüttemann nach seiner Recherche der Nachkriegsliteratur.
Der Fliegerroman als modernes Abenteuer
Die Grenze zwischen Mensch und Maschine verschwamm im Ersten Weltkrieg auch teilweise in der Kriegsfliegerei, mit deren Darstellung in der Literatur sich Kevin Liggieri intensiv auseinander gesetzt hat. Neben Büchern über die damalige Zeit nutzte er historische Dokumente wie Aufzeichnungen von Piloten, Feldberichte und Tagebucheinträge zur Recherche. „Meine Ausgangsfrage war, ob die Symmetrie Mensch – Maschine wirklich da gewesen ist oder nur literarisch dargestellt wurde“, so Liggieri. Seine These: „Ich denke, Literatur hat eine ordnende Funktion. Sie will mit neuen Dingen umgehen, die wir noch nicht ganz verstehen. Dafür zeigt sie Analogien, Bilder auf, die uns das Verstehen erleichtern sollen.“ Auf die Darstellung der Kriegsfliegerei bezogen bedeute dies, dass die Fliegerromane oftmals ähnlich wie Abenteuerromane aufgebaut waren. Mit dem Piloten als Helden, der die „wilde“ Maschine bändigt und schließlich als Einheit mit ihr verschmilzt, um den Feind zu besiegen.
Ausführlicher Beitrag im Netz
Ein ausführlicher Beitrag inklusive Bildmaterial findet sich im Onlinemagazin RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB: http://rubin.rub.de/de/die-verschmelzung-von-mensch-und-maschine. Text und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden. Sie möchten über neu erscheinende RUBIN-Beiträge auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie unseren Newsfeed unter http://rubin.rub.de/feed/rubin-de.rss.
Über die Mercator Forschergruppen
In einem gemeinsamen Projekt mit der Stiftung Mercator hat die Ruhr-Universität Bochum 2010 zwei Mercator Forschergruppen (Mercator Research Groups: MRG 1 und 2) eingerichtet. In jeder Gruppe bilden drei bis vier junge Professoren und Professorinnen ein unabhängiges Forschungsteam. Die Führung der MRG liegt ausschließlich in den Händen der jungen Wissenschaftler.
Die Mercator Forschergruppe "Räume anthropologischen Wissens: Produktion und Transfer" (MRG 2) untersucht Formen der Produktion und Zirkulation von Wissen vom Menschen im jeweiligen kulturhistorischen Kontext. Das Projekt vereint wissenshistorische, philosophische, literaturwissenschaftliche, medienwissenschaftliche und kulturpsychologische Forschung.
Weitere Informationen:
Kevin Liggieri
Felix Hüttemann
Ruhr-Universität Bochum
Mercator Forschergruppe „Räume anthropologischen Wissens“
Universitätsstraße 150
44801 Bochum
Tel. 0234/ 32-29299
Kevin.liggieri@rub.de
Felix.huettemann@rub.de
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