Wissenschaftsrat | Acht Entscheidungen in Verfahren der Institutionellen Akkreditierung
Auf seinen Herbstsitzungen hat der Wissenschaftsrat acht Verfahren der Institutionellen Akkreditierung (2) und Reakkreditierung, im Einzelnen der Frankfurt School of Finance & Management, der Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), der MEDIADESIGN HOCHSCHULE für Design und Informatik (MD.H), Berlin, der nta Hochschule Isny, der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM), Mannheim, der Munich Business School (MBS), München, der accadis Hochschule, Bad Homburg, sowie der SRH Hochschule der populären Künste (hdpk), Berlin, beraten. In sieben Fällen gelangte er zu einer positiven und in einem Fall zu einer negativen Entscheidung. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Die Frankfurt School of Finance & Management wird vom Wissenschaftsrat in Erweiterung seiner Akkreditierungsentscheidung aus dem Jahr 2010 nunmehr für fünf Jahre mit Auflagen als Hochschule, die einer Universität gleichzustellen ist, akkreditiert. Zugleich empfiehlt der Wissenschaftsrat dem Land Hessen, das bestehende Promotionsrecht bis zur Überprüfung im Rahmen der Reakkreditierung zu verlängern.
Der Wissenschaftsrat hatte die Frankfurt School 2010 für zehn Jahre akkreditiert, davon allerdings das Promotionsrecht ausgenommen. Begründet hatte er seine Entscheidung damals damit, dass es für eine Hochschule mit Promotionsrecht an Forschungspotenzial fehle und die Publikationsleistungen unzureichend seien. In einem kompakteren Verfahren hat der Wissenschaftsrat nun gezielt die Voraussetzungen für die Ausübung des Promotionsrechts der Frankfurt School erneut überprüft. Diese Prüfung hat ergeben, dass die Frankfurt School den wissenschaftlichen Maßstäben, die der Wissenschaftsrat an eine Hochschule mit Promotionsrecht anlegt, mittlerweile entspricht.
Bereits im Rahmen der Erstakkreditierung hatte der Wissenschaftsrat der Frankfurt School insgesamt sehr gute Rahmenbedingungen bescheinigt. Diese hat die Hochschule seitdem genutzt, um ihre Forschungsleistungen beachtlich zu steigern, international ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu rekrutieren sowie ihr Doktorandenprogramm neu auszurichten. „Es ist beeindruckend, wie sich die Frankfurt School im Nachgang zur Erstakkreditierung strategisch neu aufgestellt und in wenigen Jahren erfolgreich zu einer forschungsorientierten Business School weiterentwickelt hat“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Manfred Prenzel. Kritisch zu bewerten ist hingegen, dass die Frankfurt School die Forderungen des Wissenschaftsrates aus der Erstakkreditierung, die akademische Eigenständigkeit der Hochschule gegenüber der Betreiberstiftung zu stärken, bislang nicht umgesetzt hat.
Die Akkreditierung ist mit Auflagen zur Stärkung der akademischen Eigenständigkeit und Selbstverwaltung der Hochschule sowie zur Einbindung externer Expertise in Berufungsverfahren verbunden.
Die Internationale Hochschule Liebenzell (IHL) wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von drei Jahren mit Auflagen reakkreditiert.
Die Einrichtung mit derzeit 185 Studierenden und zehn Professorinnen und Professoren ist seit 2011 vom Land Baden-Württemberg als Hochschule für Angewandte Wissenschaften befristet staatlich anerkannt. Sie bietet drei Bachelor- und zwei Masterstudiengänge an, die nach Auffassung des Wissenschaftsrates schlüssig auf die pastorale, missionarische, gemeindliche und sozialdiakonische Berufspraxis bezogen sind. Gewürdigt werden ferner das wissenschaftsadäquate Leitbild sowie das Konzept der internen Qualitätssicherung.
Der Wissenschaftsrat verbindet sein Votum mit verschiedenen Auflagen, die auch eine stärkere institutionelle Absicherung der Freiheit von Lehre und Forschung gegen mögliche Eingriffe der Hochschulbetreibereinrichtungen bezwecken. Ferner wird der IHL auferlegt, ihre Bekenntnisgrundlage widerspruchsfrei zu definieren, die Forschungsleistung über alle Teilfächer und Professuren hinweg signifikant zu steigern sowie bestehende Defizite der Studiencurricula zu beheben.
Die MEDIADESIGN HOCHSCHULE für Design und Informatik (MD.H), Berlin wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von drei Jahren mit Auflagen institutionell reakkreditiert.
Die Hochschule wurde 2003 gegründet und 2004 vom Land Berlin befristet staatlich anerkannt. Neben ihrem Hauptsitz in Berlin verfügt die MD.H über weitere Standorte in München und Düsseldorf. Sie bietet sechs Bachelorstudiengänge und einen Masterstudiengang in den Bereichen Mediadesign, Medien- und Kommunikationsmanagement, Gamedesign, Digital Film Design, Modedesign und Modemanagement an.
Der Wissenschaftsrat erkennt an, dass es der Hochschule gelungen ist, sich mit ihren drei Standorten erfolgreich am Markt zu etablieren. Auch wird die MD.H ihrem Anspruch an eine anwendungsorientierte Ausbildung gerecht, sie unterhält dazu umfangreiche Kooperationsbeziehungen mit Praxispartnern. Ihre Finanzierung wird als solide bewertet.
Umfangreiche Verbesserungsbedarfe bestehen jedoch im Bereich der Leitungsstrukturen und der Organisation der Hochschule. Darüber hinaus sieht der Wissenschaftsrat die Ausstattung der Hochschule mit Professorinnen und Professoren als nicht hinreichend an, was sich insbesondere an einer zu geringen Abdeckung der Lehre durch hauptberufliches professorales Personal zeigt. Ferner bemängelt er, dass die Leistungen der Hochschule im Bereich Forschung und gestalterische Entwicklung den Anforderungen einer Hochschule mit Masterangeboten in der Breite nicht entsprechen und wirksame forschungsfördernde Strukturen nur ansatzweise vorhanden sind.
Die Reakkreditierung ist daher mit mehreren Auflagen verbunden. Zugleich erkennt der Wissenschaftsrat an, dass die Hochschule im laufenden Reakkreditierungsverfahren durch verschiedene Maßnahmen ihre Bereitschaft bereits bewiesen hat, einen Teil der genannten Defizite zu beheben.
Im Fall der nta Hochschule Isny kommt der Wissenschaftsrat zu einer negativen Reakkreditierungsentscheidung.
Die nta Hochschule Isny ist aus der 1945 etablierten Chemieschule Dr. Grübler GmbH hervorgegangen und bietet ihren 176 Studierenden vier Bachelorstudiengänge in den Bereichen Physik, Chemie und Informatik an. Das Reakkreditierungsverfahren hat ergeben, dass die nta Hochschule Isny trotz anerkennenswerter Leistungen im Prüfbereich Studium und Lehre und einer überzeugenden Umsetzung des praxisorientierten Leitbildes die Voraussetzungen der Hochschulförmigkeit insgesamt nicht erfüllt. Die Auflagen und Empfehlungen, die im Rahmen der Erstakkreditierung ausgesprochen wurden, hat die Einrichtung nicht oder nur unzureichend erfüllt. Dies gilt insbesondere für die im Jahre 2010 geforderte strukturelle Trennung der Hochschule vom Berufskolleg der Trägergesellschaft. Die erforderlichen Unterscheidungsmerkmale, die die Hochschulförmigkeit der nta Hochschule Isny überzeugend begründen würden, sind im Ganzen nicht erkennbar. Dies zeigt sich auch an der für eine Hochschule nicht hinreichenden strukturellen Verankerung der Forschung. Es ist der nta Hochschule Isny auch nicht gelungen, eine funktionierende akademische Selbstverwaltung zu etablieren. Zudem vermag die Strategie der Einrichtung, mit der sie die wirtschaftlich nötige Steigerung der Studierendenzahlen erreichen möchte, nicht zu überzeugen, insbesondere angesichts der hohen Bedeutung, die der Einrichtung eines Masterstudiengangs darin beigemessen wird.
Aufgrund der zahlreichen Mängel, die nicht durch Auflagen zu beheben sind, stellt der Wissenschaftsrat fest, dass die nta Hochschule Isny den Maßstäben einer Hochschule im Ganzen nicht entspricht und gelangt somit zu einer negativen Reakkreditierungsentscheidung.
Die Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM), Mannheim wird vom Wissenschaftsrat mit Auflagen für fünf Jahre institutionell reakkreditiert.
Die HdWM bietet ihren rund 360 Studierenden programmakkreditierte Bachelor- und Masterstudiengänge mit Schwerpunkten in Management/Unternehmensführung, Vertrieb und IT-Management an. Prägend für das praxisorientierte und unternehmensnahe Studienangebot sind der Bereich Vertrieb und der durchgehend englischsprachige Bachelorstudiengang Management in International Business. Besonders positiv hervorgehoben werden das Konzept der Studienorganisation als eine Mischform zwischen dualem und klassischem Hochschulstudium und die Studienfinanzierung, bei der Partnerunternehmen, zunächst ohne feste Bindung an einzelne Studierende, einen Teil der Studiengebühren übernehmen. Die Förderung durch Partnerunternehmen ist jedoch noch nicht in der Breite umgesetzt. Verbesserungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat zudem in der Forschung, die strukturell und personell gestärkt werden muss.
Die mit der Akkreditierung verbundenen Auflagen betreffen die dringliche Erarbeitung eines nachhaltigen Wirtschaftlichkeits- und Finanzkonzeptes, eine Stärkung der akademischen Eigenständigkeit der Hochschule gegenüber der Trägergesellschaft und den Ausbau der Forschung.
Die Munich Business School (MBS), München wird vom Wissenschaftsrat mit Auflagen für fünf Jahre institutionell reakkreditiert.
Die 1991 gegründete und 1999 als Fachhochschule staatlich anerkannte Munich Business School (MBS) kann in der Lehre durch ein breit angelegtes anwendungsorientiertes Angebot an international ausgerichteten betriebswirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen überzeugen. Neben der akademischen Ausbildung der Studierenden wird an der MBS großer Wert darauf gelegt, zur Entwicklung der Persönlichkeit beizutragen sowie ein interdisziplinäres Allgemeinwissen zu vermitteln. Die MBS bietet ihren Studierenden eine intensive und individuelle Betreuung durch die Hochschullehrerinnen und -lehrer, die Studierenden profitieren zudem von einer Lehre in kleinen Studiengruppen. Mit Blick auf die nötige Forschungsbasierung ihrer Masterstudiengänge steht die MBS jedoch – wie schon bei der Erstakkreditierung 2010 – vor der Aufgabe, ihre Forschungsleistungen deutlich zu steigern; diese befinden sich noch nicht auf einem für das überwiegende Angebot von Masterstudiengängen angemessenen Niveau.
Die Reakkreditierung ist mit Auflagen zur substanziellen Verbesserung der Forschung, zur Stärkung der akademischen Eigenständigkeit der Hochschule und zur Verbesserung der Literaturversorgung verbunden.
Die accadis Hochschule, Bad Homburg wird vom Wissenschaftsrat mit Auflagen für fünf Jahre institutionell reakkreditiert.
Die 2004 gegründete accadis Hochschule Bad Homburg hat sich mit ihren betriebswirtschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen gut in der Rhein-Main-Region etabliert. Ihre internationale Ausrichtung im Rahmen der Kooperation mit ausländischen Partnerhochschulen überzeugt. Hervorzuheben sind auch der ausgeprägte Praxisbezug in den dualen Studiengängen und ein gut etabliertes Netzwerk mit den kooperierenden Unternehmen in der Region.
Kritisch angemerkt werden – insbesondere im Hinblick auf die Masterstudiengänge – die derzeit noch nicht hinreichenden Forschungsleistungen an der Hochschule und die unzureichende Bibliotheksausstattung. Verbesserungsbedarf besteht zudem bei den akademischen Leitungs- und Selbstverwaltungsstrukturen. Die Reakkreditierung ist daher mit mehreren Auflagen verbunden. Der Wissenschaftsrat erkennt an, dass die Hochschule bereits durch verschiedene Maßnahmen ihre Bereitschaft zur Behebung eines Teils der genannten Defizite in ihrer Leitungsstruktur und im Bereich der Forschung gezeigt hat.
Die SRH Hochschule der populären Künste (hdpk), Berlin wird vom Wissenschaftsrat für die Dauer von fünf Jahren mit Auflagen akkreditiert.
Die als „hdpk Hochschule der populären Künste“ gegründete Hochschule ist seit 2009 befristet staatlich anerkannt. Bei der inzwischen der SRH Holding zugehörigen Hochschule handelt es sich um eine Hochschule für die Kreativwirtschaft mit den Schwerpunkten Musik und Medien, die ihren gut 500 Studierenden derzeit vier Bachelorstudiengänge in diesem Fächerspektrum anbietet. Nach Ansicht des Wissenschaftsrates hat sich die SRH hdpk erfolgreich als eigenständige, wissenschaftlich sowie gestalterisch-künstlerisch tätige Hochschule etabliert. Die geplante Erweiterung des Studienangebotes um einen Bachelorstudiengang Popularmusik wird als sinnvolle Ergänzung aufgefasst. Bezüglich der Planungen der Hochschule zur Einführung von Masterstudiengängen gelangt der Wissenschaftsrat – vorbehaltlich der Umsetzung der dazu formulierten Auflagen – ebenfalls zu einer grundsätzlich positiven Einschätzung.
Die Akkreditierung der SRH hdpk ist mit Auflagen zur Stärkung der akademischen Eigenständigkeit der Hochschule verbunden. Für den Fall der geplanten Ausweitung des Studienangebotes spricht der Wissenschaftsrat weitere Auflagen aus, die sich auf die Bereiche Ausstattung, Kooperationen und Forschungsleistungen der Hochschule beziehen.
Weitere Informationen:
http://www.wissenschaftsrat.de
http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/pm_2815.pdf - Zur Pressemitteilung
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