Professor und Kriminalrat erklären Tätersuche mit moderner Fingerabdruck-Analyse
Dass viele Junior-Studenten gleichzeitig Hobby-Detektive sind, zeigte die jüngste Vorlesung der KinderHochschule zu Beginn des Wintersemesters 2015/16. Mit Prof. Dr. Thomas Leich vom Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz und Kriminalrat Michael Ulrich erklärten gleich zwei Experten, „wie Fingerabdrücke und der Computer helfen, den Täter zu finden“. Gemeinsam mit knapp 250 Mini-Studiosi zwischen 8 und 12 Jahren waren die Dozenten „dem Dieb auf der Spur“.
Zu Vorlesungsbeginn wurden die Schülerinnen und Schüler „Zeugen“ eines „Diebstahls“: Entwendete da etwa eine junge Frau die teure Spielkonsole vom Rednerpult im Wernigeröder AudiMax? Die „Verdächtige“ war schnell gefunden – und musste gleich ihre Fingerabdrücke abgeben. Parallel wurden am „Diebesgut“ Spuren gesichert. Eine Kamera übertrug jeden Schritt auf die riesigen Leinwände des modernen Hörsaals. Die kleinen Studenten lernten, dass der Täter ermittelt ist, wenn zwischen der Fingerspur am Tatort und dem individuellen Fingerabdruck 13 Übereinstimmungen bestehen. Auf die „Verdächtige“ Manuela traf alles zu; sie erwies sich aber glücklicherweise als Studentin mit Schauspieltalent, die ihren Professor bei der Junior-Vorlesung unterstützte.
Kindgerecht vermittelten der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Thomas Leich und der Kriminalrat Michael Ulrich, dass Fingerspuren aus Wasser, Fetten, Ölen, Salzen und Hautschuppen bestehen. Sie bleiben ein Leben lang identisch und unterscheiden sich selbst bei eineiigen Zwillingen. Der individuelle „Ausweis“ entsteht schon im dritten Schwangerschaftsmonat. Warum eigentlich? „Damit die Fingerkuppen keine glatte Oberfläche haben und weniger ‚rutschen‘“, verriet Ulrich. Von seinem Arbeitsplatz in einem der modernsten Fingerspurensicherungslabore Deutschlands hatte er faszinierende Kriminaltechnik mitgebracht: Ein etwa 230.000 Euro teures Gerät, welches sich überlagernde Fingerabdrücke erkennen und digital trennen kann. „Leider ist es jedoch noch nicht möglich, das Alter der Fingerspuren festzustellen. Wir können diese aber völlig berührungslos aufnehmen und auch hinterher noch DNA-Proben gewinnen“, betonte der Experte. Gemeinsam mit weiteren Hinweisen wie Faserspuren und Zeugenaussagen ergibt sich dann ein Gesamtbild, was zur Aufklärung der Verbrechen führt.
Wie hierbei auch die Studierenden der Hochschule Harz eingebunden sind, erläuterte Prof. Dr. Thomas Leich zum Abschluss der Vorlesung. „Wir entwickeln derzeit eine Handy-App, die Polizisten bei der Entnahme von Fingerabdrücken unterstützt. Diese wird in der Lage sein, die Qualität eines Fingerabdrucks festzustellen und den Abgleich mit einer Datenbank vornehmen“, so der Inhaber der VW Financial Services Stiftungsprofessur für Wirtschaftsinformatik. Der Familienvater und Geschäftsführer der Magdeburger Metop GmbH erklärte weiter: „Bei Diebstählen können wir so z.B. erkennen, welche Spuren zum Besitzer gehören und welche verdächtig sind.“
Nachdem die kleinen Akademiker in der Fragerunde noch alles loswerden konnten, was ihnen unter den Nägeln brannte, wurden sie im Foyer von ihren Eltern empfangen. Diese hatten in der Zwischenzeit Gelegenheit, den Vortrag „Gemeinsam stark - Sucht und Abhängigkeit hat viele Gesichter“ zu besuchen. Dozent war Marcel Völkel, Jugendsozialarbeiter der Stadtjugendpflege Wernigerode.
Die KinderHochschule ist ein Kooperationsprojekt der Hochschule Harz und des Internationalen Bundes; sie zielt darauf ab, bereits die Jüngsten frühzeitig für wissenschaftliche Themen zu begeistern. Die nächste Veranstaltung findet am Samstag, dem 5. Dezember 2015, von 10 bis 12 Uhr, im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9, Am Eichberg 1) auf dem Wernigeröder Campus statt. Prof. Dr. med. Axel Schlitt, Leitender Chefarzt an der Paracelsus-Harz-Klinik in Bad Suderode, spricht zum Thema „Das Herz als Motor des Lebens: Wie funktioniert mein Kreislauf?“. Anmeldungen sind unter www.kinderhochschule.eu möglich.
Weitere Informationen:
http://www.kinderhochschule.eu
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