Die Evolution des Menschen in Europa – ein „Game of Thrones“?
Frankfurt, den 11.11.2015. Anlässlich der diesjährigen Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald-Lecture wird Prof. Dr. Juan Luis Arsuaga, wissenschaftlicher Direktor des Museums of Human Evolution in Burgos, Spanien einen Gastvortrag im Senckenberg Naturmuseum halten. Der Paläoanthropologe wurde unter anderem durch die spektakulären Hominidenfunde in Atapuerca und der Beschreibung einer neuen Urmenschenart weltweit bekannt. In seinem Vortrag geht Arsuaga der Frage nach, ob und wie die geografisch weit verstreuten Gruppen früherer Menschen untereinander agierten. Dabei interessieren ihn besonders die kulturellen und anatomischen Eigenheiten der verschiedenen Frühmenschen-Linien.
Der Vortrag „Human Evolution in Europe: A Game of Thrones?“ von Prof. Dr. Juan Luis Arsuaga von der Universidad Complutense de Madrid, Spanien findet
am Mittwoch den 18. November 2015 um 19:30 Uhr
im Senckenberg Naturmuseum statt.
Die US-amerikanische Fantasyserie „Game of Thrones“ handelt von sieben fiktiven Königreichen, zwischen denen es letztlich zum offenen Thronkampf kommt. Ähnlich – aber wohl nicht ganz so dramatisch – könnte es bei den frühen Verwandten des modernen Menschen in Europa ausgesehen haben. Das vom spanischen Paläoanthropologen Prof. Dr. Juan Luis Arsuaga entwickelte “Game of Thrones” -Szenario der Evolution früher Menschen geht davon aus, dass mehrere unterschiedliche Neandertaler-Linien existierten, die sich aufgrund ihrer räumlichen Trennung anatomisch und kulturell unterschiedlich entwickelten. Der Vortrag von Arsuaga geht der Frage nach, ob und wie diese geographisch weit verstreuten Gruppen miteinander in Kontakt standen und ob einige dieser “Dynastien” enger miteinander verwandt waren als andere.
Seit 1992 ist Arsuaga an den Ausgrabungen in der „Sima de los Huesos“ (Knochengrube) in Atapuerca beteiligt. Deren spektakulären Hominidenfunde und nicht zuletzt der Fund von „Schädel 5“ – der bisher vollständigste Schädelfund der Gattung Homo heidelbergensis – machten den spanischen Paläoanthropologen weltweit bekannt.
Derzeit ist Arsuaga Professor für Paläontologie am Institut für Geologische Wissenschaften an der Universidad Complutense de Madrid. Seit Juli 2013 ist er außerdem wissenschaftlicher Leiter des Museums of Human Evolution in Burgos und vermittelt dort der Öffentlichkeit seine Forschungsarbeit. Arsuaga ist Träger zahlreicher hoher Auszeichnungen, u.a. des Prinz-von-Asturien-Preises und der Ehrendoktorwürde der Universität Burgos. Er lehrt als Gastprofessor an den Universitäten Cambridge, Berkeley und Tel Aviv, ist Vizedirektor der internationalen INQUA Kommission für „Human Palaeontology and Palaeoecology“ und Mitglied der National Academy of Science der USA. Die Ergebnisse seiner Forschungen sind in zahlreichen Filmen und Büchern erschienen, beispielsweise in dem deutschen Titel „Der Schmuck des Neandertalers“.
Seit dem Jahr 2002, in dem sich der Geburtstag von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald (1902-1982) zum hundertsten Mal jährte, ehrt Senckenberg den Begründer seiner paläoanthropologischen Abteilung mit einer jährlich stattfindenden Vorlesung. International hoch geschätzte Paläoanthropologen aus der ganzen Welt – Phillip Tobias, Hans-Dietrich Kahlke, Meave Leakey, Ian Tattersall, Yves Coppens, David Lordkipanidze, Bernard Wood, Elisabeth Vrba, Tim White, Eric Delson, Christopher Stringer, Zeresenay Alemseged und Nina Jablonski – gaben seitdem Einblicke in ihre aktuelle Forschungsarbeit zur Evolutionsgeschichte der Menschen.
Der kostenfreie Vortrag wird in englischer Sprache gehalten.
Anmeldung bis 13. November 2015 via Fax unter 069/7542-1558 oder per E-Mail an Koenigswald-Lecture@senckenberg.de.
Kontakt
Prof. Dr. Friedemann Schrenk
Senckenberg Forschungsinstitut
Frankfurt am Main
Sektion Paläoanthropologie
Tel.: 069-7542 1260
schrenk@senckenberg.de
Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de
Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.
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