Neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Leipzig
Leibniz-Institut für Länderkunde mit vier Projekten beteiligt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab Januar 2016 einen neuen Sonderforschungsbereich „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“ (SFB 1199). In dem SFB werden Geographen, Historiker und Kulturwissenschaftler, Afrikanisten und Amerikanisten, Orientwissenschaftler und Sinologen sowie Anthropologen und Politikwissenschaftler zusammenarbeiten. Das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) und das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GZWO) sind Partner der Universität Leipzig in diesem Vorhaben. Das IfL ist mit vier Projekten an dem SFB beteiligt.
„Der positive Bescheid ist ein höchst erfreuliches Resultat unserer langjährigen Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig“, sagt Prof. Dr. Sebastian Lentz, Direktor am IfL. „Von dem SFB werden wichtige Impulse für die interdisziplinäre Kooperation mit Politikwissenschaftlern, Historikern, Sozial- und auch Literaturwissenschaftlern ausgehen“, so Lentz. Da in allen Projekten Doktoranden eingebunden sein werden, sei das Vorhaben zudem wichtig für die Nachwuchsarbeit des IfL.
„Wir werden gemeinsam in fast 20 Projekten erforschen, wie politische, Wirtschafts- oder Rechtsräume gesellschaftlich verhandelt und geschaffen werden, um Prozessen der Globalisierung einen angemessenen Rahmen zu geben“, erklärt der Sprecher des Verbundes, Prof. Dr. Matthias Middell, Historiker und Leiter des Centre for Area Studies der Universität Leipzig, an dem das Vorhaben entwickelt wurde. Der SFB nimmt den Zeitraum vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, unterschiedliche Weltregionen wie auch verschiedene Gruppen von Akteuren in den Blick. Er fragt, wie Akteure in Prozessen der Globalisierung räumliche Ordnungen herausfordern, in Frage stellen und neue räumliche Ordnungen schaffen – oder dabei scheitern.
Die vom IfL in den Forschungsverbund eingebrachten Projekte werden sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten von Raum und Räumlichkeit im Zeitalter der Globalisierung beschäftigen.
Unter der Überschrift „Peripher global: Weltmarktführer auf dem Lande“ wird ein Team um Dr. Thilo Lang die Bedingungen und Mechanismen von Innovationsprozessen untersuchen. Im Mittelpunkt stehen in peripheren Räumen ansässige Unternehmen, die in ihrem Marktsegment global eine führende Rolle einnehmen.
Dr. Judith Miggelbrink wird mit ihrer Forschergruppe Konsequenzen der Entgrenzung des Angebots und der Nachfrage medizinisch-therapeutischer Leistungen bis hin zur grenzüberschreitenden Aushandlung von Organ- und Gewebetransplantationen analysieren. Insbesondere geht es um die Frage, inwieweit grenzüberschreitende „Assemblages“ medizinischer Praktiken zum Verständnis von Verräumlichungen unter Globalisierungsbedingungen beitragen können.
Das Projekt „Unser Feld ist die Welt“ unter Leitung von Prof. Dr. Ute Wardenga beschäftigt sich mit der Typologie Geographischer Gesellschaften im Zeitraum von 1821 bis 1914. Die Geographischen Gesellschaften waren im 19. Jahrhundert wesentliche Akteure von Verräumlichungsprozessen und reagierten vielfältig auf Globalisierungsbedingungen.
„Karten zur Globalisierung: Herstellung und Visualisierung von Raumwissen“ lautet der Titel des von Dr. Jana Moser und Prof. Dr. Sebastian Lentz geleiteten Projekts. Es fragt nach der Art der Produktion und Reproduktion von Vorstellungen und Wissen über Globalisierung durch Visualisierungen und vergleicht dazu typische (karto)grafische Darstellungen in Bildungsmedien und in Strategieentwürfen transnational agierender Unternehmen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt für den Sonderforschungsbereich „Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen“ rund 8 Millionen Euro Fördermittel für zunächst vier Jahre zur Verfügung. Die vom IfL entwickelten Teilprojekte werden mit 1,2 Millionen Euro gefördert.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sebastian Lentz
Tel.: 0341 600 55-107
S_Lentz(at)ifl-leipzig.de
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