Bayerischer Filmpreis – Fünf Pierrots für Absolventen der HFF München
Fünf Bayerische Filmpreise für Absolventen der HFF München / Ausgezeichnet in den Kategorien Produktion, Bildgestaltung, Nachwuchsregie, Dokumentarfilm und Kinderfilm / Bayerische Staatsregierung vergibt Bayerische Filmpreise seit 1979 für herausragende Leistungen im deutschen Filmschaffen
15. Januar 2016 – Bei der 37. Verleihung des Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater München gingen fünf der begehrten Auszeichnungen an Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München. Zahlreiche weitere Alumni hatten bei prämierten Projekten mitgearbeitet.
Die Preise wurden im Rahmen einer feierlichen Fernsehgala vor zahlreichen Filmschaffenden aus Bayern und Deutschland von Bayerns stellvertretender Ministerpräsidentin und Medienministerin Ilse Aigner verliehen.
Nachwuchs-Filmemacher und Musiker Fabian Halbig, der an der HFF München Produktion und Medienwirtschaft studiert, spielte beim Musikact des Abends „Revolverheld“ Percussion.
Die Preisträger aus der HFF München:
Produzentenpreis (dotiert mit mit 200.000 Euro): Benjamin Herrmann von Majestic Filmproduktion und Christian Becker von Rat Pack Filmproduktion für die Produktion des Films „Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück“.
Begründung der Jury:
Mit „Colonia Dignidad“ haben Benjamin Herrmann und Christian Becker zusammen mit ihrem Drehbuchautor und Regisseur Florian Gallenberger (ebenfalls HFF-Absolvent) ein wichtiges Thema aufgegriffen, an dem die Weltöffentlichkeit viel zu lange vorbei geschaut hat. In diesem atemberaubenden Thriller, herausragend besetzt mit Emma Watson und Daniel Brühl, wird die Verstrickung der unheilvollen und menschenverachtenden Sekte Colonia Dignidad mit der chilenischen Militärdiktatur für ein breites Kinopublikum thematisiert und sichtbar gemacht. Mit beeindruckenden Bildern bietet „Colonia Dignidad“ nicht nur eine spannende und mitreißende Story, sondern setzt gleichzeitig ein Mahnmal gegen totalitäre Systeme, gegen sexuellen Missbrauch und gegen die ideologische, pseudoreligiöse Infiltrierung und Unterdrückung nicht nur junger Menschen. Ein starker Film, der gerade in Zeiten vorgeblich glaubensbegründeter Gewalttaten nicht nur unterhält, sondern betroffen macht und zum Nachdenken anregt.
Preis für Bildgestaltung (dotiert mit 10.000 Euro): Jo Heim für die Filme „Ein letzter Tango“ und „Unfriend“.
Begründung der Jury:
Jo Heim hat sich in mehr als 20 Jahren in zahlreichen Arbeiten für das deutsche Kino und das deutsche Fernsehen als Kameramann einen großen Namen gemacht.
Im Jahr 2015 präsentiert sich Jo Heim mit zwei starken Arbeiten: „Unfriend“ in der schon wiederholt erfolgreichen Zusammenarbeit mit Simon Verhoeven und „Ein letzter Tango“, einer deutsch-argentinischen Koproduktion unter der Regie von German Kral (ebenfalls HFF-Absolvent). In beiden Filmen verzaubert er seine Zuschauer mit Bildern, die einen in einen Rausch versetzen können. Wenn man sich von der Photographie in „Ein letzter Tango“ gefangen nehmen lässt, überkommt einen das sofortige Gefühl, einen Tangokurs belegen zu müssen. Der Verdienst für so großartige Bilder in diesen beiden Filmen wird mit dem Bayerischen Filmpreis für beste Kamera angemessen gewürdigt.
Dokumentarfilmpreis (dotiert mit 10.000 Euro): Jens Schanze (Regie und Drehbuch) für seinen Film „La buena vida – Das gute Leben“.
Begründung der Jury:
Bereits 2011 beginnt der Filmemacher Jens Schanze mit der Entwicklung seines Projekts „La buena vida“ über die Umsiedlung des kleinen Dorfes Tamaquito im Norden Kolumbiens. Die Gemeinschaft der Wayúu muss dem Steinkohleabbau weichen. In fast fünf Jahren Arbeit gelingt dem Regisseur das beinahe Unmögliche: Mit einer geschickt gesetzten dramaturgischen Klammer bringt er den Zuschauer dazu, sich mit den existentiellen Nöten eines indigenen südamerikanischen Volkes auseinander zu setzen.
Vier Mal reist Schanze mit seinem Team nach Kolumbien, lebt zusammen mit den Dorfbewohnern und gewinnt deren Vertrauen. So entsteht ein Film, der in schön komponierten Bildern, ohne wertenden Kommentar, aber mit einer klaren Haltung dem Zuschauer vor Augen führt, welche Konsequenzen der Energiekonsum der westlichen Welt an anderer Stelle auslöst.
Nachwuchsregiepreis (dotiert mit 10.000 Euro): Uisenma Borchu für ihren Film „Schau mich nicht so an“. (Produktion übernahmen die HFF-Studenten Julian Anselmino, Alexander Fritzemeyer & Martin Kosok mit ihrer Firma DREIFILM; Kamera: HFF-Absolvent Sven Zellner)
Begründung der Jury:
In ihrem eigenwilligen und provokanten Erstlingsfilm erzählt die aus der Mongolei stammende Uisenma Borchu die Geschichte zweier junger Frauen, die in sehr unterschiedlichen Phasen ihres Lebens aufeinander treffen und miteinander eine turbulente Beziehung eingehen. Es beginnt ein verstörendes Spiel, in dem es um Familie, Macht, Schuld und Abhängigkeit geht und welches alle herkömmlichen Geschlechterrollen komplett auf den Kopf stellt.
Uisenma Borchu erzählt diese erotische Dreiecksbeziehung, in der sie selbst auch die Hauptrolle spielt, mit verblüffendem Selbstbewusstsein, Leichtigkeit und ohne jegliche Scham.
Eine außerordentliche Leistung von einer starken jungen Regisseurin. Wir sind gespannt auf mehr!
Preis für den besten Kinderfilm (dotiert mit 10.000 Euro): Die Produzenten Uli Putz und Jakob Claussen für „Heidi“.
Begründung der Jury:
Wer kennt sie nicht - die Geschichte des Waisenmädchen Heidi aus den Schweizer Bergen? In der ganzen Welt ist der Roman von Johanna Spyri bekannt, unzählige Male wurde er verfilmt. So eine Bekanntheit kann auch eine große Bürde sein!
Doch Regisseur Alain Gsponer gelingt es, gemeinsam mit seiner Drehbuchautorin Petra Volpe und den Produzenten Uli Putz, Jakob Claussen, Reto Schaerli und Lukas Hobi, die vertraute Geschichte mit aktueller Vitalität neu zum Leben zu erwecken!
Dabei nimmt der Film seine jungen Protagonisten ernst und erzählt - neben vielen humorvollen Momenten - auch von einem harten und entbehrungsreichen Leben in einer Zeit, in der die psychische Verletzbarkeit von Kindern noch kein Thema war.
So ist ein berührender Familienfilm entstanden, der durch seine erzählerische Tiefe überzeugt – und nicht zuletzt auch durch die bezaubernde Ausstrahlung seiner Hauptdarstellerin Anuk Steffen.
Außerdem freute sich Regisseurin Doris Dörrie für Rosalie Thomass, die für ihre Rolle in Dörries neuem Film „Grüße aus Fukushima“ als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Kai Wessel wurde als bester Regisseur geehrt – Produzent seines Films „Nebel im August“ ist Ulrich Limmer mit der collina filmproduktion.
Der Bayerische Filmpreis
Seit 1979 verleiht die Bayerische Staatsregierung auf Vorschlag einer unabhängigen Jury den Bayerischen Filmpreis „Pierrot“ für hervorragende Leistungen im deut¬schen Filmschaffen, um die Bedeutung des Kinofilms als Kulturgut herauszustellen. Er ist mit Preisgeldern von insgesamt bis zu 310.000 Euro dotiert. Den größten Anteil hat dabei der Produzenten¬preis mit 200.000 Euro. Damit gehört der Bayerische Filmpreis zu den höchstdotierten und begehrtesten Aus¬zeich¬nungen seiner Art in Deutschland. Preissymbol ist die Porzellanfigur Pierrot aus der comedia dell'arte von Franz-Anton Bustelli.
Die Preisträger erhalten bei erstmaliger Auszeichnung als Preissymbol den ,Pierrot‘, bei weiteren Prämierungen eine andere Figur aus der ,Italienischen Komödie‘ nach Entwürfen von Franz-Anton Bustelli der Porzellanmanufaktur Nymphenburg sowie einen Geldbetrag. Mit einer Preissumme von insgesamt 296.000 Euro gehört der Bayerische Filmpreis zu den bedeutendsten Medienpreisen in Deutschland.
Die Mitglieder der Jury 2015: Dagmar Biller, Michael Gutmann, Susanne Hermanski, Elisabeth Kuonen-Reich, Caroline Link, Maggie Peren, Gernot Roll, Jule Ronstedt, Klaus Schaefer, Hubert von Spreti und Daniel Curio (Vorsitzender).
Weitere Informationen:
http://www.hff-muenchen.de
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