Wittener Umweltökonom erfährt hohe Anerkennung
Prof. Endres nimmt Klimaschutzabkommen von Paris unter die Lupe
Prof. Dr. Alfred Endres, ständiger Gastprofessor der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Witten/ Herdecke, hat für seine Pioniertätigkeit auf dem Gebiet der Umweltökonomie eine besondere Würdigung erhalten. Die European Association of Environmental and Resource Economists hat einen Sonderband ihrer wissenschaftlichen Zeitschrift „in Honour of Alfred Endres“ veröffentlicht. Vgl. Environmental and Resource Economics, Vol. 62, No. 4, 2015. Seine über Jahrzehnte hinweg erzielten Forschungsergebnisse, die in international führenden wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind, werden dort gewürdigt. Sein weltweit als Standardwerk eingesetztes Lehrbuch Environmental Economics – Theory and Policy (Umweltökonomie – Theorie und Politik) gilt als grundlegend. Von seinen zahlreichen Forschungsschwerpunkten werden drei besonders hervorgehoben. Es sind dies die spieltheoretische Aufarbeitung internationaler Umweltverhandlungen, die ökonomische Theorie des Umwelthaftungsrechts sowie die Analyse der Induktion des umwelttechnischen Fortschritts durch verschiedene umweltpolitische Strategien.
Aktuell hatte Endres das neue Klimaschutzabkommens von Paris kritisch unter die Lupe genommen und befunden, dass Kernelemente des Vertrages, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu senken und langfristig zu einer Treibhausgas-neutralen Wirtschaftsweise überzugehen, Meilensteine der internationalen Klimapolitik sind.
„195 Staaten haben sich diesen Zielen verpflichtet. Doch sind die Regelungen leider wenig verbindlich. Nach wie vor legen die Vertragsstaaten selbst fest, welchen Beitrag sie zur Erreichung des Zwei-Grad-Ziels leisten wollen. Das Abkommen ‚protokolliert‘ lediglich die Intentionen der Vertragsstaaten. Eine Verpflichtung zu entsprechenden Aktionen ist damit nicht verbunden. Die Vertragsstaaten stimmen darin überein, dass die bisherigen Klimaschutzpläne nicht ausreichen, das „Unter 2 Grad“-Ziel zu erreichen. Wer künftig was zu leisten hat, um die Lücke zu schließen, bleibt offen“, stellt Endres fest.
Das zweite Ziel, weltweit treibhausgasneutral zu wirtschaften, erscheine heroisch. Für seine Erreichung werde allerdings ein zeitlicher Korridor angegeben, der weit gespannt sei und weit in der Zukunft liege: 2050 bis 2099.
Außerdem sei damit nicht gemeint, dass die Energiewende nach deutschem Muster global umgesetzt wird. Deutschlands Weg, über erneuerbare Energien klimafreundlich zu wirtschaften, befinde sich genauso mit dem Klimaschutzabkommen in Einklang wie z. B. der Weg Finnlands mit mehr Kernenergie die Ziele zu erreichen, erläutert der Umweltökonom.
Endres hält auch die Umsetzung des Beschlusses, Finanzhilfen der Industrieländer an andere Länder in Höhe von 100 Milliarden Dollar jährlich vorzusehen, damit diese mehr Klimaschutz realisieren können, für ungewiss. Denn es fehle jede Angabe dazu, wie die Gesamtlast des Finanztransfers auf die einzelnen Industrieländer aufgeteilt bzw. nach welchen Regeln das festgelegt werden soll. Spiegelbildlich fehle eine Aussage über die Aufteilungskriterien für die Nehmerländer.
Das Fazit:
„Mit dem Abkommen von Paris hat das Rennen um die Stabilisierung des Weltklimas einen fulminanten Start hingelegt. Die kräftezehrende ‚Bergetappe‘ kommt allerdings erst noch. Denn wirksamer Klimaschutz braucht quantitative Vorgaben, die an die einzelnen Staaten adressiert sind und nicht nur an das Gewissen der Weltgemeinschaft.“
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