Nur in jedem 15. Hessischen Rathaus regieren Frauen
Studie »Frauen führen Kommunen«: Warum es nur wenige Frauen an die Spitze eines Rathauses schaffen? Während der Frauenanteil in der Politik auf Bundes- und Landesebene in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, bleiben die Kommunalparlamente von Männern dominiert. Knapp 32 Prozent der Kreistagsmandate sind in Hessen mit einer Frau besetzt. In den Gemeindevertretungen liegt der Frauenanteil bei gut 23 Prozent. Und nur wenige Frauen schaffen es in eine kommunalpolitische Führungsposition: nur 6,8 Prozent der hessischen Bürgermeisterämter sind mit einer Frau besetzt, deutschlandlandweit sind es knapp 9 Prozent.
„Zwar ist die Unterrepräsentanz von Frauen in den Topetagen der Unternehmen heute stark im Fokus der Politik, aber die Situation in der Kommunalpolitik bleibt bislang wenig beachtet. Das soll sich ändern. Denn Demokratie braucht Männer und Frauen gleichermaßen. Das gilt im besonderen Maße für die Kommunalpolitik als Basis der Demokratie“, sagt Dr. Helga Lukoschat, Geschäftsführerin der EAF Berlin und Leiterin der Studie »Frauen führen Kommunen«.
In der Studie wurden erstmals systematisch die Karrierewege und Erfolgsstrategien von Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in Ost und West verglichen und Gründe für so wenige Frauen in Entscheidungspositionen benannt. So ist die Vereinbarkeit von Amt und Familie schwierig. „Chefin einer Kommune zu sein ist ein Knochenjob, den Frauen mit kleinen Kindern schwer meistern können“, sagt Dr. Helga Lukoschat. Fast die Hälfte der befragten hauptamtlichen Bürgermeister/innen sind nach eigenen Angaben 50 bis 60 Stunden pro Woche tätig, knapp ein Drittel bis zu 70 Stunden. Demzufolge müssen die privaten und familiären Lebensumstände zu den Anforderungen des Amts passen. Nur ein Drittel der weiblichen Befragten lebt mit (minderjährigen) Kindern im gleichen Haushalt, während dies auf fast die Hälfte der männlichen Befragten zutrifft.
Zudem stellt vor allem die männlich dominierte Parteikultur eine Hürde für Frauen dar. „Gerade der parteiinterne Nominierungsprozess ist ein echtes Nadelöhr. Frauen werden seltener für aussichtsreiche Kandidaturen aufgestellt und sind noch immer ‚Verlegenheitskandidatinnen‘ und ‚Überraschungssiegerinnen‘“, sagt Dr. Helga Lukoschat.
Umso wichtiger ist es, dass die Parteien ihre eingefahrenen Wege verlassen. „Eine paritätische Besetzung der Wahllisten, wie sie in Belgien und Frankreich seit langem praktiziert wird, wird dazu beitragen, dass Frauen gleichberechtigt in den Kommunalparlamenten vertreten sind und dann auch in führende Positionen kommen“, so Dr. Helga Lukoschat.
Neben der Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen formuliert die Studie weitere Handlungsempfehlungen. Kommunalpolitik benötigt insbesondere auch neue Formen der Nachwuchsgewinnung und Karriereförderung sowie neue Zeitmodelle zur besseren Vereinbarkeit von Amt und Familie.
Die Studie „Frauen führen Kommunen – Eine Untersuchung zu Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in Ost und West“ hat die EAF Berlin | Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft e. V. im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer durchgeführt.
Weitere Informationen:
http://www.eaf-berlin.de/
http://frauen-macht-politik.de/helene-weber-kolleg/studien/frauen-fuehren-kommunen.html
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