Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft im Jahr 2016 an Irmtraud Kaiser
Der Förderpreis für germanistische Sprachwissenschaft der Hugo-Moser-Stiftung geht in diesem Jahr an Dr. Irmtraud Kaiser (Salzburg). Ausgezeichnet wird sie für ihre Forschungen zu sprachlichen Fertigkeiten von Kindergartenkindern in Österreich.
Der Preis in Höhe von 7.500 Euro wird für noch nicht abgeschlossene Forschungsarbeiten im Bereich der germanistischen Linguistik an Nachwuchsgermanisten und -germanistinnen vergeben. Gestiftet wurde er 1986 vom Mitbegründer und ersten Präsidenten des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Prof. Dr. Hugo Moser und dessen Ehefrau Hildegard Moser. Verliehen wird der Preis zur Eröffnung der 52. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache am 8. März 2016 im Congress Center Rosengarten in Mannheim http://www.ids-mannheim.de/jahrestagung2016.
Dr. Irmtraud Kaiser, die am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg tätig ist, erhält den Preis für ihre laufende Forschung zur „Variationskompetenz von Kindergartenkindern in Österreich“. In ihren bisherigen Arbeiten hat sich Irmtraud Kaiser unter anderem mit den Sprachvarietäten in Österreich sowie mit Fremdspracherwerbs- und Mehrsprachigkeitsforschung beschäftigt, so in ihrer Dissertation zu „Schwierigkeiten grammatischer Strukturen beim Leseverstehen in Deutsch als Fremdsprache“ und als PostDoc im Projekt „Mehrsprachigkeit und Lebensalter“.
In ihrem aktuellen Forschungsprojekt untersucht sie die sprachlichen Fertigkeiten von Kindergartenkindern in Österreich. In Sprachgemeinschaften, in denen Dialekt, Umgangs- und Standardsprache nebeneinander genutzt werden – Österreich ist ein Paradefall für diese Situation – kommt diesen Varietäten eine je unterschiedliche identitätsstiftende und sozialsymbolische Funktion zu. Sie sind an unterschiedliche situative und gesellschaftliche Domänen gebunden und ihre adäquate Nutzung stellt eine wesentliche soziale und kulturelle Kompetenz dar. Viele Österreicher und Österreicherinnen reden z.B. Dialekt mit Freunden aus ihrem Ort, hingegen (standardnahe) Umgangssprache etwa mit Personen aus anderen Ländern oder bei offizielleren Anlässen. Sie passen ihre Sprachwahl der Situation und vor allem dem Gesprächspartner an und setzen sie auch (teilweise bewusst) zum Ausdruck von Gruppenzugehörigkeit ein. Wann und wie diese Kompetenz allerdings erworben wird, ist weitgehend ungeklärt und genau an dieser Stelle setzt die Kernfrage des prämierten Forschungsprojekts an.
Diese Studie verspricht einen breiten linguistischen Erkenntniszuwachs und ist gesellschaftlich von hoher Relevanz. Sie ist an der Schnittstelle von Spracherwerbsforschung und Variationslinguistik angesiedelt, hat klare soziolinguistische Implikationen und steht zudem im weiteren Horizont der Frage nach dem Ort und der Dynamik von Sprachwandel im Zuge des Spracherwerbs.
Mit dem Förderpreis (im Rahmen des Stifterverbandes für die deutsche Sprachwissenschaft) unterstreicht der wissenschaftliche Beirat der Hugo-Moser-Stiftung, dass das Projekt von Irmtraud Kaiser für die sprachwissenschaftliche Forschung als besonders förderungswürdig erachtet wird.
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) www.ids-mannheim.de ist die zentrale außeruniversitäre Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte. Das IDS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 89 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Näheres unter: www.leibniz-gemeinschaft.de.
Weitere Informationen:
http://www.ids-mannheim.de/jahrestagung2016