Vortrag beleuchtet regionale Saatgut-Forschung
Über 200 Bildungsinteressierte kamen kürzlich im AudiMax auf dem Wernigeröder Campus zusammen, um der Februar-Vorlesung der GenerationenHochschule zu folgen. Dozent Dr. Rolf Bielau gab einen Überblick zu den bedeutendsten „Agrarwissenschaftlern und Pflanzenzüchtern in Quedlinburg vom 19. Jahrhundert bis heute“ und hob damit die internationale Bedeutung sowie den Ruf als Saatgutmetropole hervor.
„Pflanzenzüchtung bedeutet für mich eine zielgerichtete Arbeit, die mit Auswahl und Kombination zur Erstellung einer neuen Sorte führt“, begann Dr. Rolf Bielau seine fundierte Präsentation, die er mit historischen Archiv-Bildern illustrierte. Im Fokus des Experten, der selbst zehn Jahre am Institut für Züchtungsforschung in Quedlinburg experimentierte, standen die vielfältigen Persönlichkeiten, welche den Erfolg der Harzregion untermauert haben. „Maßgebend war die Gründung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht im Jahr 1908 durch Ludwig Kühle“, stellte der Köthener heraus. Denn „das Wirken des damaligen Direktors der Gebrüder Dippe AG sowie die Forschungsarbeit der erfahrenen Wissenschaftler seiner Firma trugen zur Entwicklung der bedeutenden Saatzuchtmetropole bei.“ Bereits 1850 etablierten die Brüder Gustav Adolph und Christoph Lorenz Dippe den Betrieb für Gärtnerei, Samenanbau und -handel, der 85 Jahre später auf 5.000 Hektar in und um Quedlinburg wirtschaftete: Neben Gemüse- und Blumensamen waren vor allem die Zuckerrübensamen, deren gezielte Züchtungen einen besonders hohen Zuckergehalt aufwiesen, verantwortlich für das starke Wachstum des Unternehmens. Noch heute wird der Abteigarten am Fuße des Schlossberges genutzt und ist damit der älteste deutsche Zuchtgarten.
Die umfassende Arbeit des größten Unternehmens der heutigen Welterbestadt führte 1947 zur Gründung des Instituts für Pflanzenzüchtung. Besonders die geografischen Voraussetzungen Quedlinburgs wirkten sich positiv auf die Forschungsleistung aus. „Das vorherrschende Mini-Klima mit viel Regen im Frühjahr und danach weniger werdendem Niederschlag im Sommer und Herbst eignet sich ideal für die Vermehrungsarbeit“, erklärte der studierte Pflanzenzüchter Bielau, dessen beruflicher Weg auch nach Jordanien und Tansania führte.
Der nächste Vortrag der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 12. April 2016, von 17 bis 19 Uhr im AudiMax der „Papierfabrik“ (Am Eichberg 1) auf dem Wernigeröder Campus statt. Der Allgemeinmediziner Dr. med. Hans-Otto Lindner aus Bad Harzburg referiert zum Thema „Denken (,) lernen - und nur das vergessen, was man nie mehr braucht“. Die Teilnahme an der GenerationenHochschule ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt unter www.generationenhochschule.de.
Weitere Informationen:
http://www.generationenhochschule.de