Verwaltet und vergessen - Erinnerungen an staatliche Heimerziehung in Rheinland-Pfalz 1945 bis 1975
Die Publikation ist das Ergebnis einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Heimerziehung in Rheinland-Pfalz. Sie zeigt, dass nicht generell davon gesprochen werden kann, dass die Heimerziehung Unrecht war oder Unrecht zwingend nach sich zog. Unrecht wurde aber vielfach begünstigt, zugelassen und nur unzureichend unterbunden. Der Koblenzer Erziehungswissenschaftler Christian Schrapper und seine Kolleginnen zeichnen somit ein differenziertes Bild der Geschichte der Heimkinder in den landeseigenen Einrichtungen von Rheinland-Pfalz.
Die Geschichte der Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland lag lange im Dunklen. Mit „Verwaltet und vergessen“ legen nun der Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Christian Schrapper von der Universität Koblenz-Landau und seine Kolleginnen das Ergebnis einer umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Heimerziehung in Rheinland-Pfalz vor. Schrapper war Mitglied des Runden Tisches „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ in Berlin.
In der Bundesrepublik Deutschland waren in der Zeit von 1949 bis 1975 über 700.000 Kinder und Jugendliche in Säuglings-, Kinder- und Jugendheimen untergebracht. In Rheinland-Pfalz lebten bis in die 1980er Jahre einige hundert Jungen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren in drei landeseigenen Heimen der Jugendfürsorge, deren Geschichte bisher kaum dokumentiert ist. Auch in der offiziellen Geschichtsschreibung zur Sozialpolitik des Landes kommt die Jugendfürsorge mit ihren Einrichtungen kaum vor. Erstmals wurde für diese Publikation der umfangreiche Bestand von rund 5.000 Einzelfallakten erschlossen und umfassend ausgewertet. Im Ergebnis wurde eines deutlich: Erst wurden die Heimkinder verwaltet, dann vergessen.
Der Heimaufenthalt der Heimkinder war vielfach geprägt von traumatisierenden Lebens- und Erziehungsverhältnissen. In „Verwaltet und vergessen“ kommen deshalb auch Zeitzeugen zu Wort, die als Jugendliche in den landeseigenen Heimen untergebracht waren. Sie erzählen, wie es in der Heimerziehung zu zahlreichen Rechtsverstößen kam, die oft auch nach damaliger Rechtslage nicht mit dem Gesetz vereinbar waren, erinnern aber auch positive Erlebnisse. Die Zeitzeugengespräche sind umfassend auf einer beiliegenden DVD filmisch dokumentiert.
Die Publikation versammelt Fotos, Briefe sowie andere Originaldokumente und zeigt, dass nicht generell davon gesprochen werden kann, dass die Heimerziehung Unrecht war oder Unrecht zwingend nach sich zog. Unrecht wurde aber vielfach begünstigt, zugelassen und nur unzureichend unterbunden. Somit zeichnet „Verwaltet und vergessen“ ein differenziertes Bild der Geschichte der Heimkinder in den landeseigenen Einrichtungen von Rheinland-Pfalz.
Die Publikation:
„Verwaltet und vergessen - Erinnerungen an staatliche Heimerziehung in Rheinland-Pfalz 1945 bis 1975“ von Sabine Imeri, Christian Schrapper und Claudia Ströder
272 S., Hardcover mit DVD, ISBN 978-3-938714-50-8, Panama Verlag, Berlin
Kontakt:
Dr. Birgit Förg
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
Tel. 0261/287-1766
E-Mail: foerg@uni-koblenz-landau.de
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