Bad Harzburger Mediziner erklärt: „13 Wiederholungen machen unvergesslich“
Rekord bei der April-Veranstaltung der GenerationenHochschule: Bereits im Vorfeld musste die Anmeldung geschlossen werden, da sich so viele Interessierte zur 100. Vorlesung angekündigt hatten. Dank „Notbestuhlung“ fanden dennoch knapp 300 Bildungsinteressierte einen Platz im Wernigeröder AudiMax. Dr. med. Hans-Otto Lindner referierte zum Thema „Denken (,) lernen – und nur das vergessen, was man nie mehr braucht“.
Prof. Dr. Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung mit beeindruckenden Zahlen: „Seit der ersten Vorlesung im Mai 2007 verzeichnen wir 19.105 Teilnehmer, wir begrüßten 81 Dozenten, darunter 32 Experten aus eigenem Hause. Das Konzept geht auch beim Anspruch generationenübergreifender Bildung auf: Unser ältester Teilnehmer wurde 1922 geboren, die jüngste Teilnehmerin 2001 – also über 80 Jahre später“, so der Hochschulleiter und Präsident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt.
Dozent Dr. med. Hans-Otto Lindner erklärte, dass fast alle Lernschwierigkeiten auf Zeit- und Motivationsprobleme zurückzuführen sind. Nach einer Reise durch das menschliche Gehirn und dessen Funktionsweise folgten hilfreiche Tipps: „Wird eine Information circa 13-mal mit unterschiedlichen Anknüpfungspunkten wiederholt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir sie uns merken“, verriet der Mediziner, der 20 Jahre lang Chefarzt der Reha-Klinik „Haus-Daheim“ in Bad Harzburg war, wo er heute eine erfolgreiche Hausarztpraxis betreibt. Auch durch Eselsbrücken und MindMaps oder mithilfe eines Notizbuchs, was zur „Gedankenfalle“ wird, weil es Wichtiges festhält, lernen Menschen effizienter.
Der gebürtige Wolfenbütteler ging gleichzeitig auf die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Denken ein: eine positive Lernumgebung. „Alles, was der Thalamus im Zwischenhirn als negativ markiert, wird vergessen; angenehme Emotionen hingegen unterstützen die Informationsverarbeitung“, erklärte der Experte. So sei das Lernen in Stresssituationen schlicht nicht möglich, verhindert durch eine Adrenalin-Ausschüttung. Oxytocin hingegen, das „Kuschel- und Wohlfühlhormon“, unterstützt Lernprozesse.
All jenen, die im hohen Alter noch an einem Thema „knabbern“, was sie seit der Jugend nicht richtig verstanden haben, riet der erfahrene Mediziner: „Wissen ist wie eine Pyramide. Finden Sie die Lücken im Fundament, in den Grundlagen; wenn Sie diese geschickt auffüllen, dann fällt es Ihnen auf einmal wie Schuppen von den Augen und Vieles wird klar.“ Treffende Zitate schlossen den Kreis zum Vorlesungsbeginn: „Ihr Motiv ist wichtig. Antoine de Saint-Exupéry sagte einst, dass es für den Bau eines Schiffes weniger wichtig sei, Holz zu beschaffen und Aufgaben zu verteilen – man müsse in den Menschen viel eher die Sehnsucht nach dem Meer wecken.“ Der Referent plädierte für eine achtsame Nutzung eigener Lebenszeit, denn man würde stets nur genau das üben, was man tut: „Wer viel fernsieht, übt also nur fernsehen“. Gleichzeitig sei das menschliche und gedankliche Umfeld wichtig: „Schon Lessing wusste, dass man sich die Sitten und Gebräuche derer annimmt, mit denen man sich umgibt. Außerdem gilt: ‚Du wirst woran du glaubst – und umgekehrt‘“, betonte Dr. Hans-Otto Lindner.
Die nächste Vorlesung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 3. Mai 2016, von 17 bis 19 Uhr, im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Katrin Franke, geprüfte Pharmareferentin und ganzheitliche Ernährungsberaterin, spricht zum Thema „Wie viele Medikamente verträgt meine Leber? Multimedikation – Wahnsinn für die Leber“. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Anmeldung erfolgt unter www.generationenhochschule.de.
Weitere Informationen:
http://www.generationenhochschule.de