Kompetenzzentrum für Industrie 4.0: Hochschule startet neues Masterkonzept
Albstadt/Sigmaringen. Unter dem Leitsatz angewandter Interdisziplinarität wird die Hochschule zum Wintersemester 2016/17 ein neues Masterkonzept etablieren: Studierende der vier Masterstudiengänge Maschinenbau, Systems Engineering (Informatik), Textil- und Bekleidungsmanagement sowie Wirtschaftsingenieurwesen (Produktionsmanagement) können künftig im Rahmen ihres regulären Masterstudiums aus einer Palette von Lehrangeboten rund um das Thema „Industrie 4.0“ wählen. Zusammengefasst werden die Angebote im neu geschaffenen „Kompetenzzentrum Master Industrie 4.0“.
Die vierte industrielle Revolution
Durch das World Wide Web getrieben, rücken reale und virtuelle Welt immer weiter zusammen. Automobil, Maschinenbau, Energieversorgung, Finanzdienste, Logistik oder Verwaltung – keine Branche funktioniert heute ohne vernetzte Rechnersysteme. Bislang noch auf einzelne Bereiche beschränkt, werden im nächsten Schritt der sogenannten vierten industriellen Revolution, kurz Industrie 4.0, Prozesse ganzheitlich gestaltet und ganze Branchen digitalisiert und vernetzt.
Doch was genau versteht man unter Industrie 4.0? Das Idealbild der Industrie 4.0 ist eine „Intelligente Fabrik“, in der eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich wird: Produkte, die mit der Produktionsanlage kommunizieren, Produktionsanlagen, die selbstständig Bauteile nachbestellen, Maschinen, die eigenständig miteinander kommunizieren. Über die "intelligente Fabrik" hinaus können Produktions- und Logistikprozesse unternehmensübergreifend vernetzt werden. Industrie 4.0 ist damit weit mehr als eine weitere Optimierungsstufe im Produktionsablauf. Es stellt eine grundlegende Neugestaltung der Industrie- und Arbeitswelt in Aussicht und revolutioniert den uns bekannten Arbeitsmarkt.
Damit die vierte industrielle Revolution gelingt, müssen jedoch noch einige Herausforderungen gemeistert werden: Fragen zu einheitlichen Normen und Standards, IT-Sicherheit und Datenschutz müssen ebenso diskutiert werden wie die Qualifizierung von Fachkräften, die in einer digitalisierten Wirtschaft erforderlich sind. Neben den fachlichen Qualifikationen der Arbeitskräfte von morgen in den Bereichen Informatik, Technik und Wirtschaft, sind für das Gelingen von Industrie 4.0 vor allem interdisziplinäre Kompetenzen gefragt. Denn wenn Produkte mit Maschinen „kommunizieren“, muss der Produktverantwortliche diese Sprache ebenso beherrschen, wie die IT-Fachkräfte mit den grundlegenden Produkteigenschaften vertraut sein müssen.
Fachübergreifendes Wissen aus einer Hand
Mit der Frage, wie angehende Fachkräfte die nötigen Schnittstellen-Kompetenzen erlangen können, um diese „Revolution“ mitzugestalten, hat sich die Hochschule Albstadt-Sigmaringen beschäftigt und daraus ein neues Konzept für ein interdisziplinäres Masterangebot entwickelt.
Das Prinzip Vernetzung ist in dem innovativen Ausbildungskonzept auf allen Ebenen präsent. Den Grundpfeiler der interdisziplinären Vertiefungsrichtung in den vier Masterstudiengängen Maschinenbau, Systems Engineering (Informatik), Textil- und Bekleidungsmanagement sowie Wirtschaftsingenieurwesen (Produktionsmanagement) bildet eine Einführungsveranstaltung in das Thema Industrie 4.0. Lehrende aller beteiligten Studiengänge halten dabei im Wechsel eine fachbezogene Einführung in die Materie. Des Weiteren stehen Wahlpflichtmodule bzw. Projekte zur Wahl, die von jeweils mindestens zwei Studiengängen konzipiert und durchgeführt werden.
Die Anwendungsgebiete in den einzelnen Studiengängen unterscheiden sich dabei je nach Fachgebiet: Angehende Produktionsmanager mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund experimentieren mit vernetzten Produktionsprozessen an einer hochmodernen Fertigungsanlage, die sich als Experimentierfeld für vielfältige Produktionsszenarien anbietet. Im Maschinenbau entsteht eine intelligente, selbstständig agierende Fertigungszelle (agentenbasiert) mit Bearbeitungszentren und Robotern, die später von einem autonomen Flurförderfahrzeug bedient werden soll. Die Informatik liefert das Know-How, um die einzelnen Prozessabschnitte miteinander zu vernetzen und sicher zu konzipieren. Die Studierenden des Textil- und Bekleidungsmanagements nehmen unter anderem die hochautomatisierte Fertigung von individuellen Produktionen (Losgröße 1) im Rahmen von Serienfertigungen unter die Lupe.
Die Masterstudierenden aller vier Studiengänge lernen so im Industrie 4.0-Umfeld zu agieren und dürfen ihr Wissen in Kooperationsprojekten mit der Wirtschaft anwenden. Je nach persönlicher Schwerpunktsetzung können die Studierenden die Industrie 4.0-Komponenten dabei flexibel und individuell miteinander kombinieren.
Gemeinsames Ziel ist, die Studierenden mit einem interdisziplinären Angebot frühzeitig auf diesen wegweisenden technologischen und logistischen Umbruch vorzubereiten und ihnen dadurch optimale berufliche Perspektiven zu eröffnen.
„Durch das Kompetenzzentrum Industrie 4.0 am Standort Albstadt leistet die Hochschule Albstadt-Sigmaringen Pionierarbeit bei der Ausbildung interdisziplinär arbeitender Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Informatikerinnen und Informatiker“, macht Dr. Thomas Lindner, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Groz-Beckert deutlich. Davon kann letztlich auch die regionale Wirtschaft profitieren.
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