Schmerzender Nerv am Handgelenk: Ultraschall gibt Aufschluss bei Karpaltunnelsyndrom
Berlin – Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden am Karpaltunnelsyndrom. Ist der Mittelarmnerv auf der Innenseite des Handgelenks im sogenannten „Karpaltunnel“ eingeengt, beginnen die Finger und die Handfläche zu kribbeln und zu schmerzen. Patienten, die mit entsprechenden Symptomen zum Arzt gehen, sollten immer auch per Ultraschall untersucht werden, fordern Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) auf einer Pressekonferenz am 8. Juni in Berlin.
Ergänzend zur elektrophysiologischen Untersuchung, liefere die Neurosonografie Informationen über Ursache der Kompression und Lage der Engstelle. Diese seien für eine zielgerichtete Behandlung und bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation sehr wichtig, so die Fachgesellschaft.
„Mit hochauflösenden Ultraschallgeräten können wir den Nerv und die umliegenden Strukturen mit großer Detailschärfe abbilden und erkennen, ob dieser beispielsweise durch eine Schwellung der Sehnenscheiden oder durch knöcherne Strukturen bedrängt wird oder sogar ein Nerventumor vorliegt“, erklärt der Berliner DEGUM-Experte Dr. med. Josef Böhm. Außerdem ermögliche es der Ultraschall, die Einengung zu lokalisieren: Oftmals liege das Problem gar nicht auf Höhe des Karpaltunnels, sondern weiter oben am Unter-oder Oberarm. Dr. Böhm: „Für eine genaue Diagnostik brauchen wir sowohl die Elektrophysiologie, die uns Informationen über die Reizweiterleitung liefert, als auch die Neurosonografie“.
Gerade auch bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation und für die Operationsplanung, liefert die Ultraschalluntersuchung wichtige Erkenntnisse, die die Elektrophysiologie allein nicht bietet. „Ergeben sich im Ultraschallbild etwa Hinweise auf anatomische Strukturen, die den Nerv schädigen, ist eine Operation unumgänglich“, erklärt Böhm. Bei anhaltenden Beschwerden durchtrennen Chirurgen häufig das „Karpalband“, um dem Nerv wieder mehr Platz zu verschaffen. Doch nicht immer muss operiert werden: Bei rund einem Drittel der Patienten bessern sich die Beschwerden allein durch das Spritzen entzündungshemmender Hormonen, so genannten „Steroiden“, und das Anlegen einer Nachtschiene, die verhindert, dass das Handgelenk beim Schlafen in eine stark angewinkelte Position gerät.
„Die Nervensonografie ist in der Fläche inzwischen deutschlandweit gut etabliert“, erklärt Böhm, Die Methode sei nicht nur besser verfügbar, sondern auch wesentlich unkomplizierter und kostengünstiger als beispielsweise eine MRT-Untersuchung, die ähnliche Informationen liefern kann. Gerade weil die Datenlage für den Ultraschall spreche, müsse die Methode möglichst bald im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen als Kassenleistung verankert werden, fordert der DEGUM-Experte. Gesetzlich Versicherte können die Ultraschalldiagnostik derzeit als Selbstzahlerleistung in Anspruch nehmen. Die privaten Krankenkassen bezahlen die Untersuchungen bereits heute.
Referenzen:
Böhm J., Schelle T.: Stellenwert der hochauflösenden Sonographie in der Diagnostik peripherer Nervenerkrankungen
Akt Neurol 2013; 40: 258-268
Über die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: www.degum.de
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Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
Von Säuglingshüfte bis Arthrose: Ultraschall macht Krankheiten der Knochen und Gelenke schonend sichtbar
Termin: Mittwoch, 8. Juni 2016, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 2
Anschrift: Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin
Vorläufige Themen und Referenten:
20 Jahre Vorsorgeultraschall der Säuglingshüfte:
Gefährdet der Trend zum „Pucken“ die guten Ergebnisse des Screenings?
Dr. med. Tamara Seidl, Oberärztin der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie, Franziskus Hospital, Bielefeld, DEGUM Stufe III
Knochenbrüche bei Kindern: Diagnose häufig auch ohne Strahlen möglich
PD Dr. med. Ole Ackermann, Oberarzt, Unfallchirurgie und Orthopädie, Evangelisches Krankenhaus Mettmann, DEGUM Stufe II
Eingeengter Nerv: Karpaltunnelsyndrom immer auch mit Ultraschall untersuchen
Dr. med. Josef Böhm, ab Juli: Neurologische Privatpraxis, Berlin, DEGUM Stufe III
Schulterschäden mit Ultraschall abklären! Warum die strahlenfreie Diagnostik das „Mittel der Wahl“ ist
Dr. med. Rainer Berthold, Orthopädische Praxis, Wetzlar, Leiter des DEGUM Arbeitskreises Bewegungsorgane, DEGUM Stufe III
Wenn die Gelenke schmerzen: Rolle der Sonographie in der Frühdiagnostik, Prognoseeinschätzung und Therapieüberwachung der Rheumatoiden Arthritis
Professor Dr. med. Marina Backhaus, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin – Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Park-Klinik Weißensee in Berlin, DEGUM Stufe III
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