Integrative Medizin in der Onkologie
In der Onkologie haben wirksame integrativmedizinische Konzepte bereits Eingang in die konventionelle Versorgung gefunden. Das zeigen Vorträge auf dem Internationalen Kongress für Integrative Medizin und Gesundheit in Stuttgart.
„Integrativmedizin ersetzt nicht eine konventionelle Krebstherapie, sie ergänzt sie und unterstützt den Patienten bei einer konventionellen Behandlung. Eine seriöse Integrativ-medizin wird nie Heilsversprechungen machen“, sagt Dr. Gunver Sophia Kienle vom Zentrum für Naturheilkunde der Universität Freiburg und leitende Wissenschaftlerin am Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie e.V., Freiburg, einem An-Institut der Universität Witten/ Herdecke.
Etwa die Hälfte aller Krebspatienten in Nordamerika und Europa wenden komplementär-medizinische Behandlungen ergänzend zur konventionellen Krebstherapie an. Sie erhoffen sich damit vor allem eine bessere physische und emotionale Verfassung, eine Stärkung ihrer Abwehr gegen den Krebs und eine bessere Verträglichkeit der konventionellen Krebs-therapien. Auch eine wachsende Zahl von Studien bestätigt, dass Krebs-patienten trotz guter konventioneller Krebstherapie unter einer Reihe von sogenannten „unmet needs“ leidet. Dazu gehören etwa emotionale Not, Kontroll-, Appetit- und Energieverlust, Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafprobleme, Ängste.
Dass die Hoffnung der Patienten begründet ist, dass sie von integrativen Konzepten profitieren, belegen viele Studien. So präsentiert Dr. Heather Greenlee aus New York auf dem Kongress in Stuttgart eine US-amerikanische evidenzbasierte Leitlinie zum Thema komplementäre Verfahren im Rahmen integrativer Therapien in der Brustkrebsbehandlung, die modernen Standards entspricht. Empfohlen wird darin der routinemäßige Einsatz von Meditation, Yoga und bestimmten Entspannungsverfahren. Stressmanagement, Massage, Musiktherapie und Maßnahmen zur Energiegewinnung, Yoga und Meditation werden empfohlen, um Stress, Ängste, Depression und Fatigue zu bekämpfen und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern. Die Leitlinie betont aber auch, dass bei vielen Interventionen noch keine Beurteilung möglich ist, da entsprechende Studien fehlen.
„Wird den Patienten durch den Einsatz komplementärer Verfahren geholfen, so wirkt sich das auf die Lebensqualität, auf die Therapietreue bei der Krebstherapie und auch auf das Überleben aus“, sagt Kienle. Eine kürzlich publizierte große randomisierte klinische Studie zur Misteltherapie des fortgeschrittenen, nicht operablen Bauchspeicheldrüsenkrebses zeigte, dass die Patienten unter Misteltherapie länger leben und eine bessere Lebensqualität haben. Diese Studie wird auf dem Kongress in Stuttgart mit einem Preis prämiert. Nicht zuletzt haben eine Reihe integrativmedizinischer Verfahren Eingang in die konventionelle Versorgung von Krebspatienten gefunden und eine wachsende Zahl großer akademischer Zentren und Top-Universitäten verfügen über Zentren für integrativmedizinische Behandlungen eingerichtet, etwa das Dana Farber Cancer Center der Harvard Universität.
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