Filmuni-News vom 10.06.2016
Nimbus, Nebenerwerb und Nachhall
Nimbus
Wenige Jahre nach dem Oberhausener Manifest brachen auch im Osten Deutschlands junge Leute auf, sich auf neue und authentische Weise filmisch ihrem Alltag, der Lebenswirklichkeit und den Sehnsüchten der Menschen zu widmen. Jürgen Böttcher war einer von ihnen. Mit "Jahrgang 45" drehte er 1965 seinen ersten Spielfilm, der sein letzter bleiben sollte. In der Konsequenz des 11. Plenums wurde sein Debüt, in dem es um das Lebensgefühl junger Menschen Mitte der 1960 Jahre ging, als "nihilistisch und skeptizistisch" verunglimpft und verboten. Vor dem Feinschnitt war Schluss. Das Material wurde eingelagert und erst im Februar 1990 aufgeführt. Später konnte auf der Grundlage des Originalbildnegativs nachsynchronisiert und der Film fertiggestellt werden.
„Sieht man JAHRGANG 45 heute, so verblüfft seine Frische, seine Beiläufigkeit, seine atmosphärische Dichte.", so Kraft Wetzel im Freitag, und "hätte man ihn damals nur sehen können – wäre Jürgen Böttcher eine der Leitfiguren dieser filmischen Aufbruchsjahre geworden.“
Als Dokumentarist wie Maler ist Jürgen Böttcher alias Strawalde heute international bekannt. Seine Filme – avantgardistisch, inhaltlich und formal wegweisend – erwiesen sich für Generationen als stilprägend. Seine Unangepasstheit, Leidenschaft und Energie, die Liebe zum Experiment sind legendär und strafen die 85 Lebensjahre Lügen.
Am 13. Juni 2016 ist der Alumnus und Filmuni-Ehrenpreisträger ab 14:00 Uhr unser "Visiting Artist". Gezeigt werden der Kurzfilm "Venus nach Giorgione" (DDR 1981) und die neue digital restaurierte Fassung von "Jahrgang 45" (DDR 1965), die unter maßgeblicher Beteiligung von Kameramann Roland Gräf realisiert werden konnte.
Zur Filmgeschichte aus erster Hand ist die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Nebenerwerb
Fast zeitgleich wird "Nackt unter Wölfen" (D 2015, Regie: Philipp Kadelbach) auf dem World Media Festival im kanadischen Banff und dem 56. Festival de Télévision de Monte-Carlo gezeigt. In einer Nebenrolle spielt Max Hegewald den tschechischen Häftling Roman. Im "Hauptberuf" studiert der 25-Jährige Drehbuch und Dramaturgie im 6. Semester. Sein Regiedebüt "Nachtschattengewächse" lief im Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals Max Ophüls Preis.
Nachhall
Vergangenen Montag feierte der Bankenthriller "Vertraue mir" (D 2015) seine TV-Premiere in der ZDF-Reihe "Fernsehfilm der Woche". Der "coolste Fernsehfilm des Jahres" (Die Welt), der im März das 12. Deutsches FernsehKrimi-Festival eröffnete, entstand in der Regie von Alumna Franziska Meletzky und kann noch bis zum Wochenende in der ZDF-Mediathek abgerufen werden.
Weitere Informationen:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/warum-ist-herr-b-unglucklich
http://www.filmuniversitaet.de/de/aktuelles/filme-im-kinotv/tma/detail/9304.html
http://video.filmmakers.de/max-hegewald
http://www.filmuniversitaet.de/de/aktuelles/filme-im-kinotv/tma/detail/9302.html
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
