Jede und jeder soll studieren können
Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) und Chancen eG unterzeichnen Kooperationsvertrag zur nachgelagerten und einkommensabhängigen Studienfinanzierung. Unter dem Motto „Bildung solidarisch finanzieren“ bietet das Wittener Sozialunternehmen Chancen eG mit einem sogenannten „Umgekehrten Generationenvertrag“ (UGV) jetzt auch Studierenden der MHB die Möglichkeit einer fairen und sozial gerechten Studienfinanzierung an. Zusätzlich zu den bereits gegebenen attraktiven Finanzierungswegen soll auch der UGV dafür sorgen, dass ein Studium an der MHB keine Frage des Geldes ist, sondern vielmehr eine Frage der Persönlichkeit und der Eignung bleibt.
Insgesamt 14 Medizinstudierende, die im April zum Sommersemester 2016 ihr Studium an der MHB begonnen haben, nutzen bereits diese Finanzierungsoption. Studien zeigen, dass sich viele junge Menschen aus rein finanziellen Gründen gegen ein Studium entscheiden (müssen). Der UGV soll dem entgegenwirken: „Ich habe mich für diese nachgelagerte Finanzierungsvariante entschieden, weil sie mir sowohl während meines Studiums als auch bei meiner anschließenden fachlichen Weiterbildung und späteren Berufsgestaltung alle Freiheiten lässt. Ich zahle keinen schon vorher festgelegten Beitrag zurück. Die Summe, die ich zahle, orientiert sich am meinem späteren tatsächlichen Einkommen und damit an dem, was ich mir leisten kann. Verdiene ich später viel, dann zahle ich mehr, verdiene ich später weniger, zahle ich entsprechend weniger zurück. Dieses einkommensabhängige Modell ist für mich ohne Risiko und stellt aus meiner Sicht eine faire und sozial gerechte Form der Studienfinanzierung dar“, sagt Jennifer Gierke, die für ihr Medizinstudium von NRW nach Brandenburg gewechselt ist.
Der jetzt unterzeichnete Kooperationsvertrag mit der MHB sieht vor, dass die Chancen eG 35.000 Euro der Studienbeiträge für Medizinstudierende und die gesamten Studienbeiträge für Psychologiestudierende übernimmt. Nach Abschluss des Studiums und mit Beginn der auf zehn Jahre festgelegten einkommensabhängigen Rückzahlung gewährleisten die Absolventen dann wiederum der nächsten Studierendengeneration die gleiche Möglichkeit. „Der solidarische Grundgedanke des Modells, dass ich mit meiner späteren Rückzahlung den nachfolgenden Studierenden ohne finanziellen Druck ihr Wunschstudium ermögliche, gefällt mir dabei besonders“, so Jennifer Gierke weiter.
„Mit dem Umgekehrten Generationenvertrag tragen wir dazu bei, dass die geeignetsten jungen Menschen Medizin und Psychologie studieren können – unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund“, sagt Florian Kollewijn, Gründer und Vorstand der Chancen eG. Und sein Gründungs- und Vorstandskollege Olaf Lampson ergänzt: „Wir haben unser Studium an der Universität Witten/Herdecke mit dem Umgekehrten Generationenvertrag finanziert. Die gleiche Freiheit und Selbstbestimmung, die uns dieses Modell ermöglicht hat, wollen wir auch anderen Studierenden an anderen Hochschulen ermöglichen. Das ist die Idee, die uns zur Gründung der Chancen eG motiviert hat und die wir gerne weitertragen wollen.“
Die Einkommensabhängigkeit der Rückzahlungen garantiert, dass sich die zu leistenden Beiträge jederzeit den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten anpassen und für die Studierenden mit keinem Risiko verbunden sind. Anders als bei einem Kredit entstehen weder eine starre Schuldenlast noch eine starre Tilgungsverpflichtung. Der Umgekehrte Generationenvertrag ermöglicht so die Freiheit, das berufliche Leben unabhängig und selbstbestimmt zu gestalten. Dadurch können sich junge Ärzte beispielsweise problemlos bei Ärzte ohne Grenzen engagieren oder sich Psychologen für eine Familiengründung aus dem Beruf zurückziehen. Sobald ein Mindesteinkommen von 21.000 Euro netto unterschritten ist, setzt die Rückzahlung aus.
Ab dem kommenden Wintersemester 2016/17 wird dieses chancengerechte und solidarische Finanzierungsmodell auch für Studierende der Psychologie angeboten, die damit ihr komplettes Studium über die Chancen eG finanzieren können. Auch im Sommersemester 2017 wird die Chancen eG pro Medizinstudierendem einen Anteil von bis zu 35.000 Euro der Studienbeiträge übernehmen. Sofern Medizinstudierende auch einen Klinikdarlehensplatz erhalten, ist eine komplette Finanzierung der Studienbeiträge erneut über die Chancen eG möglich.
Zum Hintergrund:
Die Chancen eG:
Die Chancen eG ist das Sozialunternehmen für solidarische Bildungsfinanzierung und ermöglicht Chancengerechtigkeit und Selbstbestimmung im Studium und in der Berufsgestaltung. Mit dem seit über 20 Jahren an der Universität Witten/Herdecke erfolgreich praktizierten Umgekehrten Generationenvertrag ermöglicht sie Studierenden und Auszubildenden eine nachgelagerte und einkommensabhängige Bildungsfinanzierung. Derzeit kooperiert sie neben der MHB mit der Hertie School of Governance, der International Psychoanalytic University Berlin, der praxisHochschule Köln und der Games Academy. Weitere Hochschulen sind in Gesprächen mit der Chancen eG.
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB):
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) ist eine staatlich anerkannte Hochschule in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft. Sie steht für innovative Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung, Lehre und Patientenversorgung. Mit den drei Hochschulkliniken Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, Ruppiner Kliniken und Städtisches Klinikum Brandenburg sowie aktuell landesweit über 20 weiteren kooperierenden Kliniken und 35 Lehrpraxen sieht sie ihren Gründungsauftrag in einer Antwort auf geänderte Anforderungen an das Gesundheitswesen im Land Brandenburg und in vergleichbaren Regionen. Die MHB finanziert sich ausschließlich aus nichtstaatlichen Mitteln, zu einem überwiegenden Teil aus Studienbeiträgen. Diese dienen zur Sicherung der Qualität in Forschung und Lehre und garantieren darüber hinaus eine hohe Serviceorientierung.
Weitere Informationen:
https://chancen-eg.de/mhb