Förderprogramm der Medizinischen Fakultät Heidelberg bringt Frauen in der Forschung voran
Auswertung des Olympia-Morata-Förderprogramms zeigt: Wissenschaftlerinnen erfolgreich bei Habilitation, Einwerbung von Drittmitteln und Veröffentlichungen
Im Rahmen des Olympia-Morata-Programmes fördert die Medizinische Fakultät Heidelberg seit 2007 qualifizierte Medizinerinnen und Wissenschaftlerinnen, die eine akademische Laufbahn in Forschung und Lehre anstreben. Nun hat eine Befragung der ersten 20 von inzwischen 32 geförderten Frauen gezeigt: Das Konzept greift. Die Mehrheit der Wissenschaftlerinnen hat sich habilitiert, hat also eine Lehrbefugnis erlangt, bzw. befindet sich noch in der Habilitation, veröffentlicht Arbeiten in Fachzeitschriften und wirbt erfolgreich Drittmittel ein. „Besonders stolz sind wir darauf, dass drei Frauen inzwischen auf eine Professur berufen wurden. Das zeigt, dass wir mit diesem Förderprogramm auf dem richtigen Weg sind“, sagt Professor Dr. Wolfgang Herzog, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Die Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät, Professor Dr. Konstanze Plaschke, ergänzt: „Insgesamt ist die Bilanz sehr positiv. Das Olympia-Morata-Programm hat sicherlich einen gewissen Teil dazu beigetragen, den Anteil der Habilitationen von Frauen von 12 Prozent im Jahr 2008 auf 30 Prozent im Jahr 2015 zu steigern und damit den weiblichen Führungskräftenachwuchs zu fördern.“
Für eine Olympia-Morata-Förderung können sich Medizinerinnen und Wissenschaft¬lerinnen der Medizinischen Fakultät Heidelberg bewerben. Jährlich werden je nach finanziellen Möglichkeiten und Bewerbungslage bis zu fünf Bewerberinnen aufgenommen. Die Förderung erfolgt durch die Finanzierung der halben Stelle der Kandidatin aus dem Landeszuschuss der Medizinischen Fakultät für zwei Jahre. Für Ärztinnen ist damit eine entsprechende Freistellung von klinischen Aufgaben verbunden. Die zweite Hälfte der Stelle ist durch die Klinik bzw. das Institut, in der oder dem die Frauen beschäftigt sind, bereitzustellen.
Freistellung schafft Zeit für herausragende Forschung
Gerade diese Freistellung eröffnet die Möglichkeit, sich wissenschaftlich zu entwickeln. Das bestätigt Professor Dr. Beate Straub, die im April 2016 von Heidelberg aus eine Professur an der Universitätsmedizin Mainz antrat. „In den zwei Jahren, die ich durch die Förderung teilweise von der klinischen Tätigkeit entbunden war, konnte ich Forschung und Publikationen für meine Habilitation voran bringen und einen Förderantrag für die Deutsche Forschungsgemeinschaft ausarbeiten, der dann auch bewilligt wurde.“ Ihrem Forschungsgebiet, die molekularen Mechanismen der Fettleber-Hepatitis und metabolischen Hepatokarzinogenese, ist sie auch in Mainz treu geblieben. Eine Nachfolgeförderung wurde durch die DFG bereits bewilligt, die Finanzierung steht. „In der Förderzeit konnte ich die Grundlagen schaffen, dass es danach reibungslos weiterlief.“
Ähnlich erfolgreich läuft es auch bei anderen ehemals Geförderten, die an der Umfrage teilgenommen haben. 13 der Befragten haben ihre Habilitation inzwischen abgeschlossen, vier befinden sich aktuell noch im Habilitationsverfahren; insgesamt sind das 85 Prozent. 19 Frauen (95 Prozent) haben inzwischen Leitungspositionen beispielsweise als Oberärztin, Funktionsoberärztin oder leitende Oberärztin inne. Unter zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen sind insgesamt 38 Erst- und 26 Letztautorenschaften zu verzeichnen. 14 Geförderte (70 Prozent) stellten Drittmittelanträge und waren damit überdurchschnittlich erfolgreich. So wurden beispielsweise neun von zwölf Anträgen an die DFG bewilligt. Insgesamt warben die geförderten Wissenschaftlerinnen laut Auswertung rund 8,5 Millionen Euro ein. „Damit haben sie einen erheblichen Beitrag zur Publikationsleistung und Drittmitteleinwerbung des Heidelberger Forschungsstandortes geleistet“, so Professor Plaschke. „Erfreulich ist auch, dass elf Frauen mindestens eine wissenschaftliche Auszeichnung erhalten haben.“
30 Prozent der Habilitationen von Frauen
Die Förderung kann zudem dazu beitragen, Familiengründung und wissenschaftliche Karriere besser unter einen Hut zu bringen. 13 der 20 befragten Frauen haben zwischenzeitlich eine Familie gegründet. „Zwar kam mein Sohn erst nach der Förderzeit zur Welt, aber dank der bewilligten DFG-Gelder hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits eine kleine Arbeitsgruppe aufgebaut. So konnte die Forschung während meiner Elternzeit weiterlaufen. Das hat genau gepasst“, so Straub, die von 2009 bis 2010 gefördert und 2011 Mutter wurde. 2014 habilitierte sie sich und folgte 2016 dem Ruf an die Universitätsmedizin Mainz, wo sie heute Lehrbeauftragte ist und als Oberärztin das Elektronenmikroskopische Labor am Pathologischen Institut leitet.
Die Evaluation des Programms und die eigens dafür entwickelten Fragebögen sind ein gemeinsames Projekt der Gleichstellungsbeauftragten und des Forschungsdekanats der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Um die berufliche Entwicklung nach der Förderung im Olympia Morata-Programm besser erfassen zu können, wurden dazu nur die 16 Ärztinnen und vier Wissenschaftlerinnen angesprochen, deren Förderung zum Zeitpunkt der Befragung mindestens zwei Jahre zurücklag. Alle 20 in Frage kommenden Frauen nahmen an der Befragung teil.
Kontakt:
apl. Prof. Dr. sc. hum. Konstanze Plaschke
Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Fakultät Heidelberg
Klinik für Anaesthesiologie
Tel.: 06221 56-6451
E-Mail: konstanze.plaschke@med.uni-heidelberg.de
Dr. Claudia Denk
Leiterin
Forschungsdekanat Medizinische Fakultät Heidelberg
Tel: 06221 56-8990
E-Mail: Claudia.Denk@med.uni-heidelberg.de
Univ.-Prof. Dr. med. Beate K. Straub
Oberärztin, Lehrbeauftragte und Leiterin des Elektronenmikroskopischen Labors
Institut für Pathologie
Universitätsmedizin Mainz
Tel.: 06131/17-7307
E-Mail: beate.straub@unimedizin-mainz.de
Weitere Informationen:
http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Olympia-Morata-Programm.105585.0.html Evaluation Olympia Morata-Programm
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