Dauerstress: Wie schützt man sich vor einer Gefährdung für Herz und Kreislauf?
Dauerstress erhöht Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Herzstiftungs-Ratgeber bietet Tipps zur gezielten Stressbewältigung
Chronischer Stress ist ein bedeutsamer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen und somit auch für Herzinfarkt und Schlaganfall. Damit es gar nicht erst zu einer Gefährdung für das Herz kommt, sollten Betroffene ein paar wichtige Punkte im Umgang mit Stress berücksichtigen, die Experten in dem neuen Ratgeber „Psychischer und sozialer Stress“ erläutern, der kostenfrei unter www.herzstiftung.de/stress.html, per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de oder telefonisch unter 069 955128400 angefordert werden kann. „Dauerstress, dem keine Entspannung folgt, macht krank, weil viele Menschen durch ihn leicht in Verhaltensweisen hineingeraten, die das Herz-Kreislauf-System ruinieren: Betroffene greifen dann häufig zur Zigarette, ernähren sich aus Frust ungesund, werden dadurch übergewichtig oder trinken zu viel Alkohol und bewegen sich zu wenig. Auch Schlafmangel ist ein häufiges Problem. Die Folge sind Bluthochdruck, Diabetes, KHK und Rhythmusstörungen“, warnt Prof. Dr. med. Karl-Heinz Ladwig vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung und Professor für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und dem Helmholtz-Zentrum München.
Dabei ist Stress nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Für blitzschnelles Reagieren in Belastungs- und Gefahrensituationen setzt der menschliche Organismus Stresshormone (Adrenalin und Noradrenalin) frei, die den Herzschlag beschleunigen, den Blutdruck erhöhen oder die Atmung anregen. Stress ist die Anpassungsreaktion des Körpers auf die Kräfte, die aus seiner Umwelt auf ihn einwirken. „Anspannung gehört zum Leben, ihr muss aber Entspannung folgen, sonst führt der Dauerstress zu Erschöpfung und Immunschwäche“, wie Prof. Ladwig erläutert. „Unter chronischem Stress sind wir für Infektionen und andere Krankheiten anfälliger.“
Wie schützt man sich vor einer Belastung für Herz und Gefäße?
Zu einer wirkungsvollen Stressbewältigung zählen Psychokardiologen wie Prof. Ladwig neben der Änderung des Lebensstils durch Rauchverzicht, regelmäßige Ausdauerbewegung wie Radfahren, Schwimmen, Joggen, Nordic Walking (5-mal pro Woche je 30 Minuten), gesunde Ernährung z. B. im Sinne der traditionellen Mittelmeerküche, Gewichtsnormalisierung und mäßigen Alkoholkonsum, auch das Einbeziehen psychosozialer Probleme des Alltags in die Behandlung. „Am besten ist es, mit Stress umgehen zu lernen, bevor sich aus Dauerstress Bluthochdruck oder Diabetes entwickelt“, unterstreicht Prof. Ladwig. Er empfiehlt, den eigenen Alltag aus großer Distanz – sozusagen aus der Helikopterperspektive – genau anzusehen und nach Alternativen zu hinterfragen, die eine Entlastung ermöglichen: am Arbeitsplatz etwa über Arbeitszeitmodelle (Teilzeit, Jobsharing, Homeoffice), in der Familie durch eine neue Arbeitsteilung oder über Zeitinseln für Aktivitäten, die der Entfaltung von eigenen Interessen dienen: selbst gewählte Herausforderungen wie Musizieren, Sprachen lernen, Sport (im Verein). „Ausdauerbewegung ist nicht nur ein hervorragendes Anti-Stressmittel, sondern hat sich auch als Schlafmittel bewährt.“ Bei Entspannungstechniken sieht Prof. Ladwig Vorteile insbesondere dann, wenn man sich auf den Atem und den eigenen Körper konzentrieren muss, weil diese Momente von den stressauslösenden Problemen weg führten. Vom Fernsehen als Variante der passiven Entspannung rät er ab.
Tipp: In dem Experten-Ratgeber „Psychischer und sozialer Stress“ der Deutschen Herzstiftung informieren Herzspezialisten und ein Psychokardiologe über verschiedene Formen von Stress, die schädigend auf das Herz-Kreislauf-System wirken können. Auch liefert der Band Tipps zum Umgang mit Stress, etwa wie man sich vor den negativen Auswirkungen von Stress schützt. Anzufordern ist der Band (32 S.) kostenfrei unter www.herzstiftung.de/stress.html, per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de oder telef. unter 069 955128-400.
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Von einzelnen Blutdruckerhöhungen zum dauerhaften Hochdruck
Einzelne Blutdruckerhöhungen hat die Natur vorgesehen. In einer kurzfristigen Stresssituation sorgen Anpassungsmechanismen für ausreichend Blutdruck, um Muskeln und Organe mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen. Dabei spielen das autonome Nervensystem, d. h. die Nerven, die nicht durch den Willen beeinflusst werden können, und das endokrine System (z. B. erhöhte Stresshormonspiegel, gesteigerte Cortisonspiegel) eine wichtige Rolle. So gelingt rasch eine Anpassung der Herzfrequenz, der Pumpleistung des Herzens und der Einstellung des Widerstands in den großen Gefäßen. Stressbedingt führt eine dauerhafte Überaktivierung des autonomen Nervensystems zu einer Steigerung der Herzleistung und zur Erhöhung des Blutdrucks. Der Körper reagiert auf diese nervös bedingte Steigerung auf Dauer mit einem Umbauprozess der Gefäßwand, die zur Steifheit der Gefäße führt. Gegen diese Gefäßveränderungen, die zu einem vermehrten Widerstand des Gefäßsystems führen, muss das Herz anpumpen – ein Teufelskreis. Durch diese chronische Anpassungsreaktion stellt sich der Organismus auf das veränderte Stressniveau ein: Der Zustand der Hochspannung wird zur Normalität. Hat sich der Körper auf das erhöhte Niveau eingestellt, ist der Bluthochdruck auf Dauer mit eigenen Mitteln, d. h. allein mit Entspannungstechniken gegen den Stress, nicht mehr zu senken. Medikamente werden in der Regel für die Behandlung notwendig.
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