Konferenz "Dimensionen kultureller Sicherheit bei ethnischen und sprachlichen Minderheiten"
Auf einer internationalen Konferenz vom 17.-19. November 2016 in Bautzen/Budyšin tauschen sich Minderheitenforscher aus Europa, Kanada, Asien und Lateinamerika zu Fragen kultureller Sicherheit aus. Im Fokus stehen gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen, die es Minderheiten ermöglichen, durch politische Mitbestimmung ein Gefühl von Zugehörigkeit zum Staat zu entwickeln und gleichzeitig ihre kulturelle Souveränität zu stärken.
Kulturelle Sicherheit ist ein vielseitiger Begriff innerhalb der Sozialwissenschaften. Er wird sowohl zur Beschreibung der Außenpolitik von Nationalstaaten bei internationalen Handelsabkommen benutzt, die auf Ausnahmeregelungen im kulturellen Bereich abzielen, als auch zur Untersuchung zwischenstaatlicher Vereinbarungen hinsichtlich der Plünderung kultureller Artefakte während bewaffneter Konflikte. Der Begriff der kulturellen Sicherheit findet aber auch auf innenpolitischer Ebene des Minderheitenschutzes Anwendung, insbesondere im Fall der indigenen Bevölkerung Australiens. In diesem Sinne zielt kulturelle Sicherheit für ethnische und sprachliche Minderheiten wie die Lausitzer Sorben auf gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen, die es ihnen ermöglichen, durch politische Mitbestimmung ein Gefühl von Zugehörigkeit zum Staat zu entwickeln und gleichzeitig ihre kulturelle Souveränität zu stärken. Für multinationale Staaten ist die Gewährung kultureller Sicherheit für historische Minderheiten von besonderer Bedeutung, da sie ein soziales, gleichberechtigtes Zusammenleben von Mehrheit und Minderheit sowie einen interkulturellen Dialog ermöglicht und damit zu politischer Stabilität und staatlicher Sicherheit beiträgt.
Die Dimensionen kultureller Sicherheit sind also vielseitig und komplex und erfordern eine Vertiefung in Theorie und Praxis. Zu diesem Zweck werden sich rund zwanzig Forscher aus verschiedenen Sozialwissenschaften (Politik, Geschichte, Kulturwissenschaft, Anthropologie, Linguistik, Geographie) vom 17. bis zum 19. November im Haus der Sorben in Bautzen treffen. Im Rahmen dieser Konferenz wurden Teilnehmer dazu eingeladen, Fallstudien aus Europa, Kanada, Asien und Lateinamerika darzustellen, die sich auf verschiedene Dimensionen der kulturellen Sicherheit bei ethnischen und sprachlichen Minderheiten konzentrieren wie etwa staatliche Stabilität, Nations- und Staatsbildungsprozesse, Minderheitenrecht und -institutionen, Siedlungsgebiet und Heimatverlust, Umgang mit kulturellem Erbe und Revitalisierung der Minderheitensprache. Finanziell unterstützt durch die Landesdirektion des Freistaates Sachsen ist die Konferenz das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Sorbischen Institut/Serbski institut (SI) in Bautzen/Budyšin, dem Lehrstuhl Québec- und Kanadastudien (CRÉQC) an der Université du Québec à Montréal (UQÀM) in Kanada und der Fakultät für Soziale Entwicklung und Westchina-Entwicklungsstudien der Universität Sichuan in China.
Die Vorträge werden auf Englisch sowie auf Deutsch gehalten und simultan übersetzt.
Die Tagungsgebühr beträgt 30 bzw. 15 Euro.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 14.11.2016 an Dr. Ines Kellerowa: +49/03591-497237 oder keller@serbski-institut.de.
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Das Sorbische Institut/Serbski Institut mit Sitz in Bautzen und Cottbus ist eine außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung, die sich der Erforschung von Sprache, Geschichte und Kultur der Lausitzer Sorben in interdisziplinärer und vergleichender Absicht widmet.
Kontakt:
Sorbisches Institut – Serbski institut
Bahnhofstraße 6
02625 Bautzen
E-Mail-Adresse: keller@serbski-institut.de
Weitere Informationen:
http://www.serbski-institut.de/de/Aktuelles/3406/#q3406