Goethe-Wörterbuch: Vechtaer Germanist leitet Hamburger Arbeitsstelle
Prof. Dr. Jochen A. Bär neuer wissenschaftlicher Leiter der Arbeitsstelle Hamburg im Projekt der Akademie der Wissenschaften
In ihrer Sitzung am 27. Januar 2017 hat die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen den Vechtaer Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Jochen A. Bär zum wissenschaftlichen Leiter des Goethe-Wörterbuchs, Arbeitsstelle Hamburg, ernannt. Das 1946 begründete Großprojekt soll den Gesamtwortschatz des bedeutendsten deutschen Dichters erfassen und wissenschaftlich beschreiben. Es wird in Kooperation der Berlin-Brandenburgischen, der Göttinger und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in drei Arbeitsstellen (Berlin/Leipzig, Hamburg und Tübingen) betrieben. Bis heute liegen fünf umfangreiche Bände vollständig und ein sechster Band zu großen Teilen vor; die Alphabetstrecke von a bis passen ist vollständig bearbeitet. Goethes Wortschatz ist mit schätzungsweise 100.000 Wörtern einer der größten bekannten Autorenwortschätze, auch international gesehen. Zum Vergleich: Für Luthers deutsche Schriften sind rund 23.000 verschiedene Wörter gezählt worden, für Storm 22.400, für Shakespeare 29.000, für Milton 12.500, für Puschkin 21.200, für Cervantes 12.400.
Das Goethe-Wörterbuch ist nicht nur das bedeutendste deutschsprachige Autorenwörterbuch, sondern stellt zugleich einen sprach- und kulturhistorischen Zugang zur gesamten Goethezeit dar, erschließt zeitspezifische Begriffe und Ideen sowie die Gefühlswelt und die Sachkultur der Epoche und bietet einen Fundus von Spezialinformationen. In der Hamburger Arbeitsstelle, für deren Arbeit Prof. Bär künftig inhaltlich verantwortlich zeichnet, sind sechs hauptamtliche Wissenschaftlerinnen beschäftigt. Die Berufung in die ehrenamtliche Leitungsfunktion würdigt die Expertenschaft des Vechtaer Linguisten in der Sprache und Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Unter anderem arbeitet er seit vielen Jahren an einem eigenständigen lexikographischen Projekt, dem Wörterbuch Zentralbegriffe der klassisch-romantischen „Kunstperiode“ (www.zbk-online.de), das den Wortschatz der zeitgenössischen Literatur- und Kunstreflexion zum Gegenstand hat.
Prof. Dr. Jochen A. Bär lehrt und forscht seit April 2012 an der Universität Vechta. Vorher war er am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg und als Lehrstuhlvertreter u.a. in Gießen und Aachen tätig. In Vechta hat er eine Sprachauskunft und -beratung etabliert, die der interessierten Öffentlichkeit als Ansprechpartner für alle Fragen rund um die deutsche Sprache zur Verfügung steht. Außerdem ist er Gründer und Vorsitzender des hiesigen Zweigs der Gesellschaft für deutsche Sprache.
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