Einzelsysteme sinnvoll verzahnen – nachhaltigen Umgang mit Ressourcen finden
Fachliche Verstärkung für den Studiengang Bauingenieurwesen: Dr.-Ing. Ulrike Zettl (* 1968) wurde zum Sommersemester 2017 für den Lehrbereich Siedlungswasserwirtschaft an der Hochschule Biberach berufen. Damit tritt die Chemieingenieurin die Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Helmut Kapp an, der dieses Lehrgebiet fast 25 Jahre vertreten hat.
Professorin Dr.-Ing. Ulrike Zettl hat an der Universität Karlsruhe Chemieingenieurwesen studiert und im Anschluss an das Diplom-Studium an der Universität Kaiserslautern im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft promoviert („Einsatz der dynamischen Simulation als Bemessungshilfe für Kläranlagen in Weinbaugemeinden“). Nach der Promotion wechselte sie in verschiedene Ingenieurbüros und übernahm etwa die Abteilungsleitung „Planung“ bei der Deutschen Abwasserreinigungsgesellschaft GmbH in Wiesbaden sowie die Abteilung „Konzepte und Beratung“ bei der Weber-Ingenieure GmbH, Pforzheim, wo sie auch für den Fachbereich Abwasserreinigung und Wasseraufbereitung als stellvertretende Bereichsleiterin verantwortlich war.
Die über 20 Jahre Erfahrung, die sie seit dem eignen Studium gesammelt hat, will sie an die Studierenden weitergeben. In dieser Zeit sind viele Kontakte insbesondere zu Kläranlagenbetreibern entstanden, die für die Hochschule Biberach interessant sind. Unzählige Projekte hat Ulrike Zettl in den vergangenen zwei Jahrzehnten bearbeitet, auch im Ausland. Kläranlagenprojekte im Iran, in Kroatien, Rumänien, Portugal, in Griechenland und den Vereinigen Arabischen Emiraten hat sie betreut. Für die Zukunft sieht sie auch in diesem Bereich einen wichtigen Einsatzort für Bauingenieure: In vielen Ländern der Welt werde die Abwasserreinigung erst aufgebaut; da sei deutsches Knowhow gefragt, so die Expertin für Siedlungswasserwirtschaft. In Deutschland gehe es vielerorts um Instandhaltung und Sanierung bestehender Infrastrukturanlagen: Kommunen hätten große Vermögensanteile in diese Bauten investiert, auch wenn dies nicht unbedingt sichtbar sei, so die Ingenieurin.
Ihr Tätigkeitsgebiet sieht die Professorin als gesellschaftlich relevant und vielseitig an: Mit der Ressource Wasser müsse der Mensch verantwortungsvoll umgehen, die einzelnen Fachdisziplinen rund um die Aufgabe sollten deshalb nicht als Einzelsysteme betrachtet, sondern miteinander verzahnt werden, so Zettl, um einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Wasser, Boden und Energie zu finden. „Das Aufgabengebiet Siedlungswasserwirtschaft ist sehr umfangreich und stellt unterschiedliche Anforderungen an die verschiedenen Infrastrukturbauten wie beispielsweise Kläranlagen oder Wasserversorgungsanlagen“, so Zettl.
Den fachlichen Austausch im Studiengang, in der Fakultät und an der Hochschule Biberach insgesamt will Professorin Ulrike Zettl deshalb aktiv suchen – etwa zu den konstruktiven Bauingenieurfächern, aber auch zu Kollegen aus den Bereichen Energie und Biotechnologie. Für den interdisziplinären Austausch steht auch das Kompetenzzentrum Spurenstoffe (KOM S) Baden Württemberg an der Universität Stuttgart, dessen Kooperationspartner die Hochschule Biberach ist. Das Kompetenzzentrum versteht sich als Plattform zum Wissens- und Technologietransfer und zum Erfahrungsaustausch rund um das Thema Spurenstoffe im Abwasser und Möglichkeiten zu deren Elimination. Es ist darüber hinaus Anlaufstelle auf allen Ebenen: für Behörden und Forschungsinstitute ebenso wie für Ingenieurbüros oder Fachpersonal für den Klärwerksbetrieb. Die enge, fachliche Zusammenarbeit zwischen Universität Stuttgart, Hochschule Biberach und dem DWA Landesverband Baden-Württemberg (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.) hat Zettls Vorgänger Professor Kapp aufgebaut; seine Nachfolgerin wird diese Kooperation fortführen und ihre wissenschaftliche Kompetenz einbringen. Die HBC hat zudem einen Sitz im Beirat des Kompetenzzentrums inne.
Aus dieser Zusammenarbeit, so Ulrike Zettl, werden sich zahlreiche Fragestellungen ergeben, auch im Bereich von Forschung und Transfer. Langfristig will sich die Expertin für Siedlungswasserwirtschaft in die Forschungsaktivitäten der Hochschule Biberach einbringen, gehören zu ihrem Lehrbereich doch auch Labore und Prüfstellen. Zunächst jedoch stehe die Lehre im Vordergrund, so die Professorin, die zunächst im Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen ab dem dritten Semester unterrichtet. Erste Anfragen für Bachelor-Arbeiten hat sie bereits erhalten – und zeigt sich beeindruckt von den anspruchsvollen Themen, die die Studierenden vorgeschlagen haben: Zum einen geht es um ein Strukturgutachten zur Wasserversorgung, also zum Beispiel um die Frage, wie lange Ressourcen noch verfügbar sind und welche redundanten Systeme aufgebaut werden können. Zum anderen um Handlungsempfehlungen für eine zukunftsgerichtete Abwasserentsorgung unter wasser- und volkswirtschaftlichen Aspekten. „Umfangreiche und anspruchsvolle Aspekte der Siedlungswasserwirtschaft“, deren Betreuung sie gerne übernimmt.
Weitere Informationen:
http://www.hochschule-biberach.de
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