Die Welt (neu) denken
Eine internationale Konferenz - anlässlich des 60. Jahrestages der Unterzeichnung der Römischen Verträge an der Pädagogischen Hochschule Freiburg - beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Grenzen und Erinnerungen in der europäischen Lehrerbildung.
Rom (1957) – Schengen (1985) – Maastricht (1992) – Lissabon (2007): 60 Jahre nach der Unterzeichnung der Römischen Verträge scheinen die mit diesen Orten verbundenen europäischen Vereinbarungen weit entfernt. Derzeit muss sich die Europäische Union mit einer steigenden Zahl an Migrant/-innen, dem Aufstieg ultranationaler und europakritischer Parteien in allen Mitgliedsstaaten und der Angst vor Terrorangriffen auseinandersetzen.
Die Europäische Union steht ihrer größten Krise gegenüber, in der die Vision eines durch Toleranz, Demokratie und Humanismus friedlich vereinten Europas zu verschwinden droht.
Welche Aufgabe hat schulische Bildung in diesem Kontext? Wie können Lehrer/-innen und Ausbilder/-innen auf diese Entwicklungen reagieren, damit sie verstärkt dem Bildungsauftrag einer Erziehung zu sozialer Kohäsion, europäischen Idealen und demokratischen Werten nachkommen können?
Orientiert man sich an aktuellen Forschungsergebnissen der Humangeographie, sind Grenzen mentale Konstrukte und Konventionen, die durch eine permanente Aushandlung von täglichen Raumerfahrungen, Erkenntnissen und Erinnerungen gebildet werden. Grenzen entstehen somit im Kopf, und die Reflektion von Lehramtsstudierenden über diese Konstrukte ebenso wie ihr Verhalten gegenüber Grenzüberschreitungen und Migration können einen Erfahrungsraum darstellen, in dem „Border Education“ stattfinden kann.
Hier kommt der Lehrerbildung eine Schlüsselrolle zu, um einen Diskurs für ein realistisches und konstruktives Bild Europas und die Überwindung von (symbolischen) Grenzen im Kopf der Lernenden zu ermöglichen. Da die heutigen Schüler/-innen die mündigen Bürger/-innen des Europas von morgen sind, ist Lehrerbildung ein wichtiges Instrument für die Bemühungen in Schule und Unterricht um ein stabiles Fundament demokratischer Werte in der europäischen Gesellschaft.
Im Rahmen der internationalen Konferenz soll das Potenzial von Lehrerbildung ergründet werden, um zukünftige Lehrkräfte zu befähigen, Verantwortung in den heterogenen Demokratien und den diversifizierten Gesellschaften Europas zu übernehmen.
Für Prof. Dr. Olivier Mentz, Professor für Romanistik und Dekan der Fakultät für Sozial- und Kulturwissenschaften, ist eine der entscheidenden Frage, die die Teilnehmer/-innen der Konferenz erörtern werden, wie eine Veränderung europäischer Lehrerbildung zu einer reflektierten Lehr- und Unterrichtspraxis hinsichtlich der Entstehung und Beeinflussung mentaler Grenzen führen kann. Wissenschaftler/-innen aus Frankreich, Deutschland, Slowenien, der Schweiz, Nordirland und Polen sowie aus Schweden, Kanada und Israel werden auf der Tagung intensiv diskutieren bzw. haben sich im gemeinsamen EU-Projekt BE-SMaRT (Border Education – Space, Memory and Reflection on Transculturality) diesbezüglich schon intensiv ausgetauscht.
Weitere Informationen:
http://www.ph-freiburg.de