Kindheitspädagogik in Forschung und Hochschullehre etabliert
Kindheitspädagogische Studiengänge, Abteilungen und Institute sind inzwischen fester Bestandteil der deutschen Hochschullandschaft und haben einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der pädagogischen Arbeit mit Kindern bis 10 Jahren geleistet. Um die erfolgreiche Entwicklung fortzuführen, trafen sich am 7. Juli an der PH Schwäbisch Gmünd 80 Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis zur Tagung „Professionalisierung – wohin und wodurch“. Die diskutierten Themen reichten dabei von der Qualität, Bildungsarbeit, Beratung und Beziehungsgestaltung in Kitas über die Berufseinmündung nach dem Studium bis hin zur Reflexion internationaler Entwicklungen.
„Mit der Gründung und Etablierung kindheitspädagogischer Studiengänge ist ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung des Arbeitsfeldes gemacht, die Pädagogik der Kindheit als wissenschaftliche Disziplin steht aber weiterhin vor großen Herausforderungen“, erläutert Prof. Dr. Stefan Faas, Leiter der Kindheitspädagogik-Studiengänge der PH Schwäbisch Gmünd, die Notwendigkeit für die Tagung. Unter anderem gibt es momentan noch sehr unterschiedliche Vorstellungen von Professionalisierung oder „professioneller Praxis“, über die sich die Forscher und Forscherinnen verständigen bzw. kritisch darüber streiten müssen.
Die Akademisierung der Kindheitspädagogik war im Wesentlichen eine Reaktion auf das scheinbar so schlechte Abschneiden deutscher Schüler bei der PISA-Studie, in dessen Folge die ersten Lebensjahre in den Mittelpunkt bildungspolitischer Diskurse rückten und die Hochschulen die vorhandene Studien- und Forschungslücke schnell schlossen. So startete auch die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd bereits 2007 ihr Bachelorprogramm; 2011 folgte das auf den Bachelor aufbauende Masterprogramm. Die Studiengänge sind dabei forschungsbasiert, aber zugleich anwendungsorientiert und praxisnah aufgebaut.
Innerhalb der 10 Jahre des Bestehens der Studien- und Forschungsrichtung entwickelte die PH Schwäbisch Gmünd die Studiengänge kontinuierlich weiter. Sie benannte den Bachelorstudiengang nach den ersten Erfahrungen von „Frühe Bildung“ in „Kindheitspädagogik“ um, erweiterte ihn im Fokus auf Arbeitsfelder außerhalb von Kindertageseinrichtungen und verlängerte die Studiendauer von sechs auf sieben Semester. Nachhaltig unterstützt wurden diese Entwicklungen durch das Ausbauprogramm Hochschule 2012 bzw. die in diesem Rahmen durch das Land Baden-Württemberg zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel. Der Masterstudiengang wurde zum Sommersemester 2017 auf „Kindheits- und Sozialpädagogik“ erweitert.
Für Förderung der Nachwuchsforschung erfolgte der Aufbau des Promotionskollegs „Bildungsprozesse in der frühen Kindheit verstehen und unterstützen“ zusammen mit Partnern aus dem Hochschulnetzwerk „Bildung und Erziehung im Kindesalter Baden-Württemberg“. Darüber hinaus unterhält die Abteilung ‚Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit‘ ein eigenständiges Promotionskolloquium, das an internationale Forschungskooperationen anschließt. Die wachsende internationale Zusammenarbeit mündete Anfang Juli in der Gründung des internationalen Forschungsnetzwerkes „Cultures of Early Childhood Education“ auf Initiative der Gmünder Kindheitspädagogen Prof. Dr. Dagmar Kasüschke und Prof. Dr. Stefan Faas. „Die Kindheitspädagogik ist zu ihrem zehnjährigen Bestehen an der PH Schwäbisch Gmünd hervorragend aufgestellt und eng in die regionale, nationale und internationale Arbeits- und Forschungslandschaft eingebettet“, ziehen die beiden ihr Résumé.