Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung für Wissenschaftler des DWI – Leibniz-Instituts
Mit Freigeist-Fellowships fördert die VolkswagenStiftung exzellente Nachwuchswissenschaftler, die besonders interdisziplinäre und außergewöhnliche Wissenschaft zwischen den etablierten Forschungsfeldern betreiben. Dr. Robert Göstl vom DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen ist einer der diesjährigen neuen Freigeist-Fellows. Göstl untersucht auf molekularer Ebene die Effekte, die mechanische Belastungen auf Materialien haben. In seinem Freigeist-Projekt möchte er diese Methoden auf biologische und biomimetische Prozesse anwenden. Das Projekt wird über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt einer Million Euro gefördert.
Ein Freigeist-Fellow ist für die VolkswagenStiftung eine junge Forscherpersönlichkeit, die neue Wege geht, Freiräume zu nutzen und Widerstände zu überwinden weiß. Kritisches Analysevermögen, der kreative Umgang mit Unerwartetem, außergewöhnliche Perspektiven und Lösungsansätze gehören ebenso dazu. „Herr Göstl ist aus Sicht der VolkswagenStiftung ein echter „Freigeist“, da er mit der Analyse von mechanischem Stress auf biomimetische Systeme ein herausforderndes und visionäres Forschungsvorhaben plant, das er auf der Basis eines interdisziplinären Erfahrungshorizonts unabhängig entwickelt hat“, sagt Dr. Oliver Grewe, Förderreferent der Initiative. Zehn Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen aus verschiedensten Bereichen wie zum Beispiel Hydrologie, Neurowissenschaften, Mathematik oder Philosophie werden in diesem Jahr mit einem Freigeist-Fellowship ausgezeichnet.
Robert Göstl schlägt mit seiner Forschung eine Brücke zwischen den Disziplinen Chemie, Biologie, Mechanik und Physik. „Mechanische Belastungen haben einen wichtigen Einfluss auf viele biologische Prozesse“, so der 30-Jährige. „Wie genau die Belastungen einzelne biologische Zellen und Prozesse im Inneren von Zellen beeinflussen, ist jedoch unklar.“ Robert Göstl entwickelt daher neue, interdisziplinäre Methoden, mit denen er genau diese Fragestellung untersuchen kann.
Schon jetzt ist klar: Mechanische Belastungen haben längst nicht nur destruktive Effekte. „Mechanischer Stress kann bestimmte Funktionen auslösen. Genau das nutze ich in meinem Projekt.“ Zunächst wird Robert Göstl molekulare Sensoren entwickeln, welche die Stärke einer mechanischen Belastung messen können. Beispielsweise könnte der mechanische Stress die optischen Eigenschaften eines Sensor-Moleküls verändern oder eine bestimmte chemische Reaktion auslösen. Diese Stress-Sensoren möchte Göstl anschließend für biologisch inspirierte Modellsysteme nutzen, bevor er schließlich die Auswirkungen von mechanischem Stress in lebenden Zellen untersucht.
Komplett neu ist die Frage nach den Effekten mechanischer Belastungen nicht. Innovativ aber ist die fachübergreifende Herangehensweise. „Auf biologischer Seite wurde schon viel zu diesem Thema geforscht. Meine Sensoren sind künstliche Molekülstrukturen, die ich genau auf die gewünschte Funktion anpassen kann. Ich erwarte auf diese Weise besonders präzise Ergebnisse, mit denen ich die Auswirkungen mechanischer Belastungen auf Zellen besser verstehen kann.“
Robert Göstl promovierte 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Prof. Stefan Hecht im Bereich der organischen Chemie, Photochemie und -physik organischer Moleküle. Er arbeitete anschließend als Postdoc bei Prof. Dr. Rint Sijbesma an der TU Eindhoven. Seit Beginn des Jahres baut Göstl eine Nachwuchs-Forschungsgruppe am DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien auf.