Startschuss für den Weltkongress der Psychiatrie in Berlin
Internationaler Gipfel der psychischen Gesundheit beginnt am Sonntag, den 8. Oktober in der Messe Berlin.
300 Millionen Menschen leiden weltweit an Depressionen, 47 Millionen sind an Demenz erkrankt und 21 Millionen von Schizophrenie betroffen: Psychische Erkrankungen stellen heute eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen für die Gesellschaft dar. Ab Sonntag setzt der Weltkongress der Psychiatrie deshalb zu einem umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der Forschung und Versorgung an. Neben internationalen Top-Forschern sind auch Betroffene und Angehörige aktiv an der Programmgestaltung beteiligt.
Nahezu 50 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung. Damit ist nicht nur ein großer Leidensdruck für die Betroffenen verbunden, diese Statistik geht auch mit erheblichen sozioökonomischen Effekten einher: In Europa betragen die Kosten, die durch psychische Erkrankungen entstehen, mehr als 450 Milliarden Euro im Jahr, Schätzungen gehen von weltweiten Kosten in Höhe von 2,5 Billionen US-Dollar aus. Doch trotz der immensen Bedeutung der psychischen Gesundheit ist die Versorgungslage in vielen Teilen der Welt prekär: Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in einem Land mit einem oder weniger Psychiater pro 200.000 Einwohner. In Entwicklungs- und Schwellenländern erhalten bis zu 85 Prozent der Betroffenen keine Behandlung.
Gemeinsam mit der DGPPN lädt die World Psychiatric Association (WPA) deshalb vom 8. bis 12. Oktober 2017 zum Weltkongress der Psychiatrie nach Berlin. Rund 10.000 Teilnehmer aus 130 Nationen werden erwartet, knapp 3000 nationale und internationale Experten sind aktiv ins wissenschaftliche Programm eingebunden. „Das Wissen über psychische Erkrankungen vergrößert sich rasant: Wir kommen ihren Ursachen in der Forschung immer besser auf die Spur, mit Psychotherapie, psychosozialen Interventionen und Medikamenten können wir heute viele Krankheitsbilder so behandeln, dass es zu einer deutlichen Besserung kommt. Umso wichtiger ist es, dass wir uns über diese Erkenntnisse länderübergreifend austauschen, gemeinsam innovative Ansätze für Diagnose und Therapie entwickeln und neue Versorgungskonzepte finden. Der gleichberechtigte Dialog zwischen Experten, Betroffenen und ihren Angehörigen steht dabei an vorderster Stelle“, so WPA-Präsident Dinesh Bhugra aus London.
Das wissenschaftliche Kongressprogramm mit über 900 Einzelveranstaltungen bietet einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Fachgebiet: Thematische Schwerpunkte bilden etwa die Komorbidität von psychischen und körperlichen Erkrankungen oder die Prävention und Gesundheitsförderung.
„Gleichzeitig rücken wir global drängende Themen wie die soziale und berufliche Teilhabe oder Stigmatisierung und Ausgrenzung von Betroffenen in den Vordergrund. Ganz zentral ist dabei die Frage nach der Selbstbestimmung der Betroffenen. Menschenrechte spielen in allen Bereichen der psychiatrischen Versorgung eine grundlegende Rolle. Dabei geht es aber nicht nur um Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit oder Bewegungsfreiheit, sondern auch um unabhängige Lebensführung, Gesundheit und angemessenen Lebensstandard“, so Dinesh Bhugra weiter.
Von Sonntag bis Donnerstag bringt der WPA XVII WORLD CONGRESS OF PSYCHIATRY Psychiater, Psychotherapeuten, die psychiatrische Pflege, Gesundheitsfachberufe sowie Betroffene und Angehörige zusammen. Um der Bedeutung des Trialogs Rechnung zu tragen, hat ein internationaler Beirat aus Betroffenen- und Angehörigenverbänden das Organisationskomitee bei der Programmgestaltung aktiv beraten.
Psychische Erkrankungen als globale Herausforderung
Prof. Dinesh Bhugra, Präsident der World Psychiatric Association und des WPA XVII WORLD CONGRESS OF PSYCHIATRY
Die Welt der Psychiatrie zu Gast in Berlin
Prof. Dr. Peter Falkai, lokaler Kongressrepräsentant, Mitglied im Vorstand der DGPPN
Wie viel Zwang braucht die Psychiatrie?
Margret Osterfeld, Mitglied im Unterausschuss der Vereinten Nationen zur Prävention von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (UN SPT), Dortmund
Angehörige in den therapeutischen Prozess einbeziehen
Janine Berg-Peer, Mitglied im Angehörigen-Beirat des WCP 2017, Mitglied im Vorstand von EUFAMI – European Federation of Associations of Families of People with Mental Illness
Die Situation in Deutschland: aktuelle Herausforderungen in der Versorgung
Prof. Dr. Arno Deister, Präsident der DGPPN, Chefarzt am Zentrum für Psychosoziale Medizin am Klinikum Itzehoe
Alle Statements und die Pressemappe auf www.dgppn.de
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