Allensbach-Studie des RfKB: Kulturelle Bildung gut für ein erfolgreiches Leben
Eltern sehen Kulturelle Bildung als wichtige Grundlage für den Lebenserfolg ihrer Kinder an. Doch wie stark Mütter und Väter ihren Nachwuchs kulturell fördern, hängt wesentlich vom Bildungshintergrund und den finanziellen Verhältnissen der Eltern ab. Das sind die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Studie „Eltern/Kinder/Kulturelle Bildung. Horizont 2017“, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag des Rates für Kulturelle Bildung durchgeführt hat.
Prof. Dr. Eckart Liebau, Vorsitzender des unabhängigen Beratungsgremiums, zur Veröffentlichung am 18. Oktober: „Über neunzig Prozent der Eltern sagen, Kulturelle Bildung fördere die Entwicklung ihrer Kinder. Gemeinsame Kulturaktivitäten gelten ihnen als zentraler Baustein für den familiären Zusammenhalt. Doch gleichzeitig stellen wir fest, dass Kinder aus bildungsferneren Familien zu Hause weniger gefördert werden und seltener außerschulische Kulturangebote wahrnehmen, vielfach aus finanziellen Gründen. Das ist kein gutes Zeugnis für die Bildungs- und Familienpolitik unserer Gesellschaft.“
Bildungsgrad der Eltern entscheidet über soziokulturelle Teilhabe der Kinder
Der Faktor Bildung bestimmt das kulturelle Familienleben dabei stärker als alle anderen betrachteten Bedingungen: Eltern mit mittlerem oder einfachem Bildungsabschluss trauen es sich in signifikanter Weise weniger als Akademiker zu, ihre Kinder – etwa musikalisch oder künstlerisch – zu unterstützen. Nur ein Viertel von ihnen ist voll und ganz überzeugt, dass sie ihren Kindern in diesen Bereichen ausreichend helfen können. Indes führt dies bei diesen Eltern nicht zu einem größeren Interesse daran, dass ihre Kinder außerhalb von Kita und Schule an angeleiteten Kulturangeboten teilnehmen, im Gegenteil: Mütter und Väter mit niedrigerem Bildungsabschluss sind daran unterdurchschnittlich interessiert. In Konsequenz haben ihre Kinder während der letzten zwölf Monate auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit an solchen Angeboten teilgenommen: Lediglich 37 Prozent von ihnen bestätigen dies, unter den Vätern und Müttern mit Studium sagen dies hingegen 59 Prozent.
Staat und Gesellschaft noch wesentlich stärker gefordert als bislang
Liebau weiter: „Wenn der Bildungshintergrund der Eltern die Bildungschancen ihrer Kinder derart stark bestimmt, sind Staat und Gesellschaft noch wesentlich stärker gefordert als bislang: Zuallererst muss die vorschulische Kulturelle Bildung weiter massiv ausgebaut werden. Zweitens muss der Unterrichtsausfall auch in den künstlerischen Fächern bundesweit gestoppt werden. Drittens sind familien- und sozialpolitische Instrumente wie das Kindergeld und das Bildungs- und Teilhabepaket so zu verändern, dass sie jene Kinder tatsächlich erreichen, die in ihren Familien aus sozioökonomischen Gründen nur geringe Unterstützung bei ihrer Kulturellen Bildung erfahren. Und viertens dürfen wir nicht aufhören, die fundamentale Bedeutung Kultureller Bildung für unsere Gesellschaft zu erklären und daraus Forderungen an die Politik abzuleiten. Die meisten Eltern wissen, dass Kulturelle Bildung ebenso wenig Luxus ist wie Mathematik oder Naturwissenschaften es sind. In der Politik ist diese Einsicht noch nicht angekommen. Hier ist es höchste Zeit für ein Umdenken, auch das zeigt unsere Studie.“
Informationen zur Studie
Eltern/Kinder/Kulturelle Bildung. Horizont 2017 ist eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), die auf der Initiative und Konzeption des unabhängigen Expertengremiums Rat für Kulturelle Bildung basiert. Beauftragt und getragen wurde die Studie durch den Stiftungsverbund Rat für Kulturelle Bildung e. V. und gefördert durch die Bertelsmann Stiftung.
Die Erhebung wurde im Mai und Juni bundesweit in 664 Haushalten im Rahmen persönlich-mündlicher Interviews mit Eltern vom IfD durchgeführt. Neben verschiedenen Aspekten zur Bedeutung Kultureller Bildung wurde nach Art und Dauer gemeinsamer aber auch eigener Kulturaktivitäten von Eltern und Kindern gefragt. Zudem wurden zeitliche, räumliche und finanzielle aber auch motivationale Hinderungsgründe zur Teilnahme an Angeboten Kultureller Bildung erhoben.
Weitere Informationen:
http://www.rat-kulturelle-bildung.de/publikationen/studien/