Vorsicht vor Herzmuskelentzündung (Myokarditis): bei Grippe ist Schonung angesagt
Warnung vor Herzmuskelentzündung als Folge einer verschleppten Grippe oder vermeintlich banalen Virus-Infekten / Wie schützt man sich?
Mit dem Herbstwetter kommt es vermehrt zu grippalen Infekten. Wer viel Sport treibt oder im Job sehr beansprucht ist, tut sich aber oftmals schwer damit, sich nach einer Grippe zu schonen. Gefährlich für das Herz kann es werden, wenn man krank oder noch geschwächt von einer Krankheit Sport treibt oder sich anderen körperlichen Belastungen aussetzt. Auch bei vermeintlich banalen Erkrankungen wie z. B. einem Virusinfekt der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes kann der Herzmuskel in Mitleidenschaft gezogen werden. „Bei einer solchen Herzmuskelentzündung, der sogenannten Myokarditis, die oft gar nicht bemerkt wird, ist körperliche Anstrengung eine schwere Belastung für das Herz. Eine massive Herzschwäche kann die Folge sein, im schlimmsten Fall droht der plötzliche Herztod“, warnt Herzspezialist Prof. Dr. med. Michael Böhm vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen der Herzstiftung, die sich unter www.herzstiftung.de/herzwochen.html der Volkskrankheit Herzschwäche widmen.
„Grundsätzlich sollte man bei einer Grippe und anderen viralen oder bakteriellen Infektionen mit Sport und anderen körperlichen Belastungen auf jeden Fall warten, bis Fieber und andere Symptome wie Husten, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen abgeklungen sind und man sich wieder wohlfühlt.“ Der Kardiologe am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar weist darauf hin, dass die Gefahr einer Myokarditis auch für Infekte gilt, bei denen kein oder nur geringes Fieber auftritt. Betroffene sollten sich daher während der akuten Erkrankung schonen. Statistischen Erhebungen zufolge werden in Deutschland jedes Jahr ca. 3.500 Patienten mit Myokarditis mit schwerem Verlauf in Kliniken behandelt. Davon versterben etwa 150 Betroffene aus allen Altersgruppen.
Woran erkennt man eine Herzmuskelentzündung?
Bei einer Herzmuskelentzündung infizieren im Rahmen einer Virusinfektion der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes die Viren auch den Herzmuskel. Virusinfektionen sind in Europa die häufigste Ursache einer Myokarditis. Auch andere Erreger und Erkrankungen kommen als Auslöser in Frage (z. B. Bakterien oder Pilze sowie Autoimmunerkrankungen). Treten nach einer Grippe Symptome einer Herzmuskelentzündung auf wie allgemeine Schwäche, Herzrhythmusstörungen (z. B. vermehrtes Herzstolpern), Luftnot oder Schmerzen in der Brust, wie sie auch bei einem Herzinfarkt auftreten können, sollte umgehend der Hausarzt oder Kardiologe aufgesucht werden, um die Herzbeteiligung in einem frühen Stadium zu erkennen und zu behandeln. Erschwerend kommt hinzu, dass es kein einzelnes Symptom gibt, das spezifisch für eine Myokarditis ist: „Behandelnde Ärzte müssen immer das Gesamtbild berücksichtigen. Der Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung besteht besonders, wenn die genannten Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit einer Virus-Infektion auftreten.“ Zum Schutz vor einer Grippe sollte man sich regelmäßig die Hände waschen und von bereits Erkrankten Abstand halten, rät Prof. Böhm.
Liegt eine Myokarditis vor: Behandlung lindert Symptome / sechs Monate Schonung
Eine ursächliche Behandlung der durch Viren bedingten Herzmuskelentzündung gibt es Prof. Böhm zufolge noch nicht. Neben körperlicher Schonung sollten bei bestehender Herzschwäche auch ACE-Hemmer und Betablocker eingenommen werden. Patienten mit einer gesicherten Myokarditis sollten sich auf alle Fälle sechs Monate konsequent schonen: viel Ruhe, keine körperliche Belastung, keinerlei Sport oder Ausdauertraining, wenn möglich Fahrstuhl statt Treppe. Dies gilt selbstverständlich auch für schwere körperliche Arbeit im Beruf. Sport ist erst wieder nach einer Karenzzeit von sechs Monaten möglich, wenn sich die Herzfunktion wieder komplett erholt hat.
Tipp: Der Ratgeber „Das schwache Herz: Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“ (160 S.) kann kostenfrei unter www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie (Tel. 069 955128400, E-Mail: bestellung@herzstiftung.de) angefordert werden. Leicht verständlich informiert der Band über die Vorbeugung sowie über aktuelle Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten der Herzschwäche.
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45/2017
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