Leibniz-Symposium: Biomarker-Forschung muss interdisziplinärer werden
Krankheiten früh und exakt vorhersagen und Patienten individuell und effektiv behandeln – das sind die Ziele der modernen Medizin. Dafür braucht die medizinische Forschung jedoch objektive biologische Merkmale, sogenannte Biomarker. Mit Hilfe solcher eindeutig messbaren Parameter sind Ärzte in der Lage, fundierte Therapie-Entscheidungen für Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma und chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) zu treffen. Experten auf diesem Gebiet versammelten sich am 21.11.2017 in Berlin beim Symposium „Biomarker“ von Leibniz Gesundheitstechnologien, um den gegenwärtigen Stand der Forschung und künftige Entwicklungen zu diskutieren.
Das eintägige Leibniz-Symposium zu Biomarkern wurde gemeinsam organisiert durch den Forschungsverbund Leibniz Gesundheitstechnologien, das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), das Forschungszentrum Borstel − Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften und das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften − ISAS.
Es braucht dringend neue verlässliche und einfach zu messende Biomarker, um Krankheiten früher vorherzusagen und individuelle Therapien zu ermöglichen – darüber waren sich Experten aus Industrie, Forschung und Klinik zum Abschluss des Biomarker-Symposiums von Leibniz Gesundheitstechnologien einig.
Zwar gebe es bereits zahlreiche vielversprechende Ansätze, doch in der Klinik würden davon bislang noch immer zu wenige zum Einsatz kommen. Dies verdeutlichte beispielsweise DZL-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover, Direktor des DZL-Standortes BREATH in Hannover, in seinem Vortrag zu Biomarkern bei Pneumonien: Zu teuer, zu ungenau oder zu zeitaufwendig zu messen – so laute leider noch viel zu oft das Urteil in der Praxis. Dabei sei der Bedarf in Kliniken groß: Exakte Biomarker könnten Auskunft über die Schwere der Erkrankung oder den Erfolg einer eingeleiteten Therapie geben. Abhilfe könne hier nur eine möglichst frühe und disziplinübergreifende Zusammenarbeit von Forschern, Ärzten und Industrie schaffen.
Auch die Diskussion im WorldCafé des Symposiums knüpfte an diesem Punkt an, wie Prof. Dr. Heinz Fehrenbach vom Forschungszentrum Borstel in seiner Zusammenfassung verdeutlichte: „Interdisziplinäres Arbeiten ist bei der Biomarker-Forschung unverzichtbar. Ein Biomarker kann es nur bis zur Anwendung in der Klinik schaffen, wenn man alle Experten einbindet und frühzeitig klärt, welche Parameter im täglichen Klinikeinsatz überhaupt praktikabel und bezahlbar sind.“
Auch Statistiker sollten frühzeitig in die Biomarker-Entwicklung einbezogen werden, wie Dr. Jörg Polzehl vom Weierstraß-institut für Angewandte Analysis und Stochastik erläuterte: „Die Wahl des optimalen statistischen Modells ist oft das entscheidende Puzzleteil, das einen verlässlichen Biomarker auszeichnet. Je früher wir Mathematiker wissen, welche Daten von hoher klinischer Relevanz sind, desto weniger unnötige Umwege muss man später bei der Validierung des Biomarkers gehen.“
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Über Leibniz Gesundheitstechnologien:
Leibniz Gesundheitstechnologien ist ein Forschungsverbund der Leibniz-Gemeinschaft. In diesem Verbund arbeiten 14 Mitgliedsinstitute an konkreten Technologie-Lösungen für drängende medizinische Fragestellungen und verfolgen gemeinsam das Ziel, die medizinische Versorgung von Patienten zu verbessern. Durch einen interdisziplinären Ansatz sollen Prävention, Diagnostik und Therapie zusammenwachsen und so die Lebensqualität erhöhen.
Der Leibniz-Forschungsverbund vereint Kompetenzen aus verschiedensten Wissenschaftsbereichen: Angefangen bei Photonik und Medizin über Mikroelektronik und Materialforschung bis hin zur Wirtschaftsforschung und angewandten Mathematik. So entstehen Gesundheitstechnologien, die mit Industrie, Kliniken, Versicherungen und Politik entlang einer lückenlosen Innovationskette zur Marktreife geführt werden. Parallel dazu erforscht Leibniz Gesundheitstechnologien die sozialen und ökonomischen Folgen der neuen medizinischen Technologien, um deren Nutzen für den Anwender zu optimieren und eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für neue Technologien zu schaffen.
Weitere Informationen unter: www.leibniz-healthtech.de.
Über das Deutsche Zentrum für Lungenforschung:
Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL e. V.) ist ein Zusammenschluss aus 28 führenden universitären und außeruniversitären Einrichtungen, die sich der Erforschung von Atemwegserkrankungen widmen. Das Forschungszentrum Borstel ist sowohl Mitgliedsinstitution des DZL als auch Partner im Leibniz-Forschungsverbund Gesundheitstechnologien. Ziel des DZL ist es, in einem translationalen Forschungsansatz gemeinsam neue Ansätze für Prävention, Diagnose und Therapie von weit verbreiteten Lungenerkrankungen zu entwickeln. Im Fokus stehen: Asthma und Allergien, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Mukoviszidose, diffuse parenchymatöse (interstitielle) Lungenerkrankungen, Lungenentzündung und akutes Lungenversagen, Lungenhochdruck, Lungenkrebs sowie Lungenerkrankungen im Endstadium.
Weitere Informationen unter: www.dzl.de.
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