Neuordnung in der Kinderchirurgie: Spezialeingriffe in Referenzzentren konzentrieren
Kinderchirurgen wollen Spezialeingriffe in Referenzzentren konzentrieren
Kinder benötigen eine besondere chirurgische Behandlung, die nicht nur fach-, sondern auch kindgerecht ist. Um die Versorgung zu verbessern, streben die Kinderchirurgen eine Neuordnung in ihrem Fach an. Auf der Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) am 5. Dezember 2017 in Berlin fordert Professor Dr. med. Peter Schmittenbecher eine Umstrukturierung der kinderchirurgischen Versorgung zugunsten von Referenzzentren und erläutert, warum Kinderchirurgen und Pädiater zukünftig in spezialisierten Zentren zusammenarbeiten sollen.
„Kinder sind keine ‚kleinen Erwachsenen‘ und müssen von ärztlichem und pflegerischem Personal betreut werden, das sich gezielt auf die körperlichen, seelischen und entwicklungsbedingten Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien einstellen kann“, so Professor Dr. med. Jörg Fuchs, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) e.V. Die Bedingungen dafür sind ungünstig. Grund ist die vergleichsweise schlechte Abbildung der erbrachten Leistungen im Krankenhaus-Finanzierungssystem DRG.
Aktuell sind in Deutschland 89 Kliniken für Kinderchirurgie gelistet, darunter 16 Ordinariate. Außerdem gibt es 36 kinderchirurgische Abteilungen in der Chirurgie bzw. Pädiatrie, 48 kinderchirurgische Einzelpraxen und 19 Gemeinschaftspraxen, davon sechs mit Belegbetten sowie neun kinderchirurgische MVZ. Eine mittelgroße kinderchirurgische Klinik (3 Fachärzte in Vollzeit, 5,8 Assistenzärzte in Vollzeit) benötigt zur Eigenfinanzierung etwa 2.500 Fälle mit erlösrelevanten Prozeduren. Die durchschnittliche Fallzahl kinderchirurgischer Kliniken in dieser Größe liegt derzeit bei nur etwa 1.400 Fällen. „Damit ist eine finanzielle Unterdeckung bei praktisch allen Einrichtungen programmiert“, stellt Professor Dr. med. Peter Schmittenbecher fest, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Nach der Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes wird sich diese aber Relation in den nächsten zehn Jahren nicht grundlegend ändern.
Um die bedarfsgerechte Versorgung der jungen Patienten aber auch in Zukunft weiter zu gewährleisten, fordert Schmittenbecher eine ressourcenoptimierende Neuordnung. Grundsätzlich gilt dabei: „Kinderchirurgen sollen zukünftig zusammen mit Pädiatern in interdisziplinären Zentren für konservative und operative Kinder- und Jugendmedizin behandeln“, erläutert der Kinderchirurg.
Dabei würden unterschiedliche Versorgungslevel entstehen: Seltene Erkrankungen und komplexe Fehlbildungen sollen in spezialisierten kinderchirurgischen Referenzzentren und Kliniken der Maximalversorgung therapiert werden; die Behandlung häufiger Fälle und die Weiterversorgung von operierten Kindern und Jugendlichen würden wohnortnahe kinderchirurgische Einrichtungen übernehmen.
Die Neuorganisation hätte erhebliche Veränderungen zur Folge. „Die Wege in die spezialisierte Klinik für die einzelne Fehlbildung werden weiter werden, manche kinderchirurgische Einrichtung wird sich mangels Strukturqualität und personeller Ausstattung neu orientieren müssen und auch die Perinatalzentren müssen bezüglich der kinderchirurgischen Betreuung umdenken und neue, vor allem belastbarere Wege gehen,“ erläutert Schmittenbecher.
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Die Jahrespressekonferenz findet am Dienstag, den 5. Dezember 2017, von 11.00 bis 12.00 Uhr im Langenbeck-Virchow-Haus, Bibliothek der DGCH, Luisenstraße 59 in 10117 Berlin-Mitte statt. Bitte melden Sie sich per Mail an ullrich@medizinkommunikation.org an. Das vollständige Programm ist nachfolgend gelistet.
Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Termin: Dienstag, 5. Dezember 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Langenbeck-Virchow-Haus, Bibliothek der DGCH, Luisenstraße 59, 10117 Berlin
Themen und Referenten:
Tradition – Innovation – Globalisierung: Herausforderungen der Chirurgie 2018
Professor Dr. med. Jörg Fuchs
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH),
Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie
am Universitätsklinikum Tübingen
Welchen Problemen im Gesundheitswesen muss sich die neue Regierungskoalition stellen?
Professor Dr. med. Dr. h. c. Hans-Joachim Meyer
Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e.V. (DGCH), Berlin
Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC), Berlin
Wer viel operiert, macht wenig Fehler – das Konzept der Allgemeinchirurgen zur Kompetenzbündelung. Ein Beitrag zur Patientensicherheit
Professor Dr. med. Albrecht Stier
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV),
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Helios Klinikum Erfurt
Zentralisierung der Kinderchirurgie – Zukunftsaufgabe zur Qualitätssicherung
Professor Dr. med. Peter Schmittenbecher
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH),
Direktor der Kinderchirurgischen Klinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe
Moderation: Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DGCH, Stuttgart
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Ihr Kontakt für Rückfragen/zur Akkreditierung:
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Pressestelle
Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20
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