Neue Großgeräte verbessern Diagnose und Behandlung an Gießener Uniklinik
Mehr Behandlungsmöglichkeiten, genauere Diagnosen, weniger und schnellere Untersuchungen, dies sind nur einige der Vorteile, die die neuen Großgeräte am UKGM in Gießen für Patienten bringen. Seit Anfang des Jahres sind sie in Betrieb: Ein neuer Herzkathetermessplatz im Kinderherzzentrum, ein SPECT-CT (Single Photon Emissions-Computertomograf) in der Nuklearmedizin und ein neuer MRT (Magnetresonanztomograf) in der Neuroradiologie.
Neuer Kinder-Herzkatheter-Messplatz im Kinderherzzentrum
„Mit diesem Gerät der neuesten Generation können wir die Strahlenbelastung bei der Angiografie (Darstellung der Gefäße durch Röntgendurchleuchtung) für unsere Patienten und Mitarbeiter drastisch reduzieren. Dies ist die zurzeit strahlenärmste Anlage der Welt“, freut sich Prof. Christian Jux, Leiter der Abteilung Kinderkardiologie. Ein Herzkatheter-Messplatz ist eine Diagnose- und Behandlungseinheit. Unter Röntgendurchleuchtung können die Kardiologen hier in einem minimal-invasiven Eingriff viele Funktionen des Herzen und der Herzkranzgefäße untersuchen. Dazu wird ein flexibler Kunststoffschlauch über eine Vene in der Leiste oder im Arm des Patienten bis ins Herz vorgeschoben. Mithilfe eines eingespritzten Kontrastmittels wird auf dem Bildschirm schnell sichtbar, ob es in den Blutgefäßen des Herzens Unregelmäßigkeiten oder Engstellen gibt. Diese können in vielen Fällen direkt innerhalb desselben Eingriffs behoben werden, eine offene Operation ist nicht nötig. Zudem sind durch die Kathetertechnik weitere Behandlungen möglich: das Einsetzen (Implantation) von Herzklappen, Stents zur dauerhaften Erweiterung von Engstellen, das Verschließen von störenden Gefäßverbindungen durch Drahtspiralen oder die Verödung von Gewebe.
Neben der deutlich geringeren Strahlenbelastung bietet der neue Messplatz noch drei weitere Vorteile, erklärt Prof. Jux: „Wir können jetzt eine Rotationsangiografie machen, das heißt der Röntgenarm fährt 180 Grad um das Kind herum. Daraus errechnet der Computer dann ein 3-D-Bild des Herzens. Zudem können wir bereits vorhandene Bilder aus der Magnetresonanztomografie mit der aktuellen Röntgendurchleuchtung übereinander legen. So lassen sich notwendige Eingriffe überaus detailliert, individuell und exakt planen. Das erleichtert die Behandlung und erhöht die Erfolgschancen für unsere kleinen Patienten.“ Bundesweit gibt es diesen speziellen Kinder-Herzmessplatz nur an zwei Kliniken: In Gießen und in Stuttgart.
Zwei in Einem: Das SPECT-CT-Hybridsystem in der Nuklearmedizin
Der Name ist sperrig aber die Vorteile für den Patienten sind erheblich. Das hochmoderne SPECT-CT-Gerät (Single Photon Emissions-Computer-Tomograf) gibt in nur einer Untersuchung gleichzeitig Auskunft über die Funktionsfähigkeit und über den Aufbau eines Organs. Für diese Informationen waren bislang zwei verschiedene Untersuchungen nötig. Die reine SPECT-Aufnahme bildet mithilfe eines radioaktiven Kontrastmittels den Stoffwechsel in Knochen und Organen ab. Der kann sich z.B. durch Tumore, Entzündungen, neurologische oder kardiologische Erkrankungen verändern. Das CT-Bild hingegen gibt die anatomische Struktur des Organs wieder und zeigt somit die genaue Lage eines Tumors oder einer anderen krankhaften Veränderung an. Das SPECT-CT-Hybridsystem bündelt diese Informationen jetzt in einem Schritt. Dr. med. Dagmar Steiner, kommissarische Direktorin der Klinik für Nuklearmedizin: „Als eines von wenigen Häusern in Deutschland verfügt das UKGM in Gießen jetzt über diese neue Technologie (xSPECT Bone-Technologie). Das Gerät erstellt gleichzeitig ein CT-Bild und verknüpft diese Daten automatisch mit der SPECT-Aufnahme. Als Ergebnis sehen wir eine bislang nicht dagewesen Bildqualität, zum Beispiel bei Knochenuntersuchungen. Bei dieser Detailgenauigkeit der Bilder erwarten wir eine deutliche Verbesserung bei orthopädischen, chirurgischen und onkologischen Fragestellungen.“ Auch in der Nachsorge von Krebserkrankungen profitieren Patienten von der innovativen Technik. Während man zuvor den Rückgang oder neues Wachstum bei Tumoren nur anhand der sichtbaren Größe beurteilen konnte, lässt sich dies mit der neuen Bildgebung jetzt genau messen. „Damit können wir den Behandlungserfolg zuverlässiger überwachen und bewerten“, betont Dr. Steiner.
Neuer Magnetresonanztomograf (MRT) in der Neuroradiologie
Bei der Suche nach Tumoren oder anderen krankhaften Veränderungen im Kopfbereich arbeiten die Neuroradiologen nun mit einer neuen Gerätegeneration bei der Magnetresonanztomografie. „Unser neues MRT liefert deutlich bessere hochaufgelöste Bilder aus dem Schädelinneren. Das ist ein entscheidender Vorteil in der Diagnostik, zum Beispiel wenn man abklären will, ob krankhaft verändertes Gewebe tatsächlich ein Hirntumor ist. Zudem arbeitet es schneller als das Vorgängermodell. Die Untersuchungszeit in „der Röhre“ verkürzt sich für die Patienten um gut 30 Prozent“, erklärt Bernhard Woelk, Facharzt in der Klinik für Neuroradiologie. Im Gegensatz zur Computertomografie (CT), die mit Röntgenstrahlen funktioniert, arbeitet das MRT mit einem starken Magnetfeld und somit ohne Strahlenbelastung für den Patienten. Mit dieser Technik kann es Schnittbilder in jeder gewünschten Körperebene erzeugen und macht damit krankhafte Veränderungen im Detail sichtbar. Neben der verbesserten Bildqualität erlaubt das neue Gerät auch weitere Untersuchungsverfahren, so Woelk: „Es eignet sich beispielsweise auch hervorragend zur Abklärung von Schwindel, weil wir damit nun das Mittelohr hochauflösend darstellen können. Damit sind wir bei der Ursachensuche eindeutig effektiver.“
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