Trichterbrust: Die häufigste Brustwandfehlbildung bei Kindern in Deutschland
Eins von 10.000 Neugeborenen ist betroffen
Ein kleines Stück Metall, etwa 30 cm lang und rund 120 Gramm schwer. Zwischen 2013 und 2017 wurden in der kinderchirurgischen Sprechstunde der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) insgesamt 75 Patientinnen und Patienten mit Trichterbrust behandelt, die meisten mit Hilfe von speziell angefertigten Saugglocken. Fünf Jugendliche wurden operativ versorgt. Dabei wird minimal-invasiv eben jener Metallbogen zur Korrektur der häufigsten deutschen Brustwandfehlbildung bei Kindern implantiert. Etwa zwei Jahre bleiben die individuell für den Patienten angepassten Bögen im Brustkorb und helfen, das Brustbein in Normalstellung zu halten.
Etwa eins von 10.000 Neugeborenen in Deutschland ist von der Deformierung betroffen, Erkrankungen kommen bei Jungs vier Mal häufiger vor als bei Mädchen. Bei der Trichterbrust (Fachbegriff: Pectus Excavatum) nimmt der Brustkorb aufgrund von Veränderungen der Knorpelverbindungen zwischen den Rippen und dem Brustbein deutlich die Form eines Trichters ein. Folge: Ein nach innenzeigendes Brustbein. Etwa 40 Prozent aller Erkrankungen sind familiär bedingt, häufig gibt es über mehrere Generationen hinweg Betroffene.
Therapie mit Hilfe einer Saugglocke: Unkompliziert und sicher
Häufigste Therapieform der Trichterbrust an Düsseldorfs größtem Krankenhaus ist die Behandlung mit einer Saugglocke aus Silikon, die auf den verformten Brustkorb aufgesetzt wird. Mit Hilfe von einer Vakuumkammer und Unterdruck wird der Brustkorb dann angehoben. Eine Behandlung dauert mindestens sechs Monate, die Glocke wird über mehrere Stunden täglich getragen. „Die Funktion der Saugglocke ist ähnlich der einer losen Zahnspange“, erklärt Dr. Mariana Santos, Leiterin des Funktionsbereichs Kinderchirurgie am UKD. „Durch den Druck wird die Trichterbrust Stück für Stück behoben. Die Saugglocke ist häufig die optimale Therapie insbesondere für Kinder und Jugendliche, kann aber auch bei Erwachsenen eingesetzt werden. In Kombination mit begleitender Physiotherapie ist sie unkompliziert und sicher.“
Therapie mit der Nuss-Technik: Ein Metallbügel hebt das Brustbein an
Per se stellt die Trichterbrust kein gesundheitliches Risiko dar, aufgrund des eingeengten Brustkorbes kann es aber insbesondere bei Anstrengung zu Auswirkungen auf die Herz- und Lungenfunktion kommen, da beide Organe nicht genug Platz haben. „Viele Betroffene leiden zudem unter einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und fühlen eine starke seelische Belastung“, beschreibt Dr. Wiebke Simmerling von der UKD-Kinderchirurgie. „Gerade junge Menschen fühlen sich unwohl mit einem deformierten Oberkörper und vermeiden es zum Beispiel ins Schwimmbad zu gehen.“
Mit der sogenannten „Nuss-Technik“ – benannt nach ihrem Begründer Dr. Donald Nuss – können insbesondere betroffene Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren gut behandelt werden. Dabei wird der Metallbügel an einer Seite des Brustkorbs eingeführt und komplett unter dem Brustbein und den Rippen platziert, gedreht und exakt fixiert. „Durch den Bügel wird das Brustbein angehoben und in die Normalstellung gebracht und gehalten. Wir können die Trichterbrust so korrigieren“, erklärt Dr. Santos. „Vorteile des minimal-invasiven Verfahrens: Wir müssen an Knochen und Knorpel nicht operieren und die zurückbleibenden Narben sind sehr klein. Nach zwei oder drei Jahren wird der Bügel wieder entfernt. Der Brustkorb hat sich in dieser Zeit in der Regel in der gewollten Normalstellung verfestigt und benötigt die zusätzliche Unterstützung nicht mehr.“ Eine große Angst vieler jugendlicher Patientinnen und Patienten kann Dr. Santos auch beruhigen: „Sport kann man mit dem Bügel bereits sechs Wochen nach der Operationen wieder machen.“
Kinderchirurgische Sprechstunde:
Vier Mal die Woche (Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag) bietet die UKD-Kinderchirurgie in der Kinderklinik eine Sprechstunde an.
Telefonnummern zur Terminvereinbarung: Tel. (0211) 81-19604/ 18335
Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-duesseldorf.de