Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesung: "1968. Literatur und Revolution"
Die Protestbewegung des Jahres 1968 und ihre Bedeutung für die Literatur ist Thema der neunten Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung im Sommersemester 2018. Die Veranstaltungsreihe „1968. Literatur und Revolution“ umfasst zwölf Vorträge und findet jeweils montags um 19 Uhr im Saarbrücker Filmhaus statt. Veranstaltet wird die Reihe von der Universität des Saarlandes und der Landeshauptstadt Saarbrücken. Beginn ist am Montag, 16. April, mit einem Vortrag des Saarbrücker Literaturwissenschaftlers Sascha Kiefer über „Heinrich Böll und 1968“. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Bereits am 9. April um 18 Uhr zeigt das Filmhaus als Prolog zur Ringvorlesung den Film „Zabriskie Point“ (USA 1970) von Michelangelo Antonioni – eine bittersüße Hommage an die Flower-Power-Bewegung aus dem Jahre 1970.
Bis in unsere Gegenwart ist die 68er-Bewegung Gegenstand kontroverser gesellschaftlicher und politischer Diskussionen geblieben. Auch im Hinblick auf die Geschichte der Literatur bildet das Jahr eine interessante Zäsur: Einerseits wurde mit der Studentenrevolte – zunächst in den USA und danach in europäischen Ländern – die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz der Literatur neu gestellt. Andererseits wurde versucht, das Verhältnis von Literatur und Literaturtheorie neu zu bestimmen. Nicht zuletzt wurden solche literarischen Werke zu programmatischen Texten einer kultur- und zivilisationskritischen Bewegung, die den geistigen Widerstand und die Revolte des Individuums gegen die Nützlichkeitsmoral der Gesellschaft reflektierten und dies mit einem romantischen Naturgefühl verbanden.
Nach einem halben Jahrhundert erinnert die Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesung an die Protestbewegung von 1968 und fragt nach ihrer Bedeutung für die Literatur. Die Vorträge untersuchen das ganze Spektrum an Einflüssen und Wechselwirkungen, Vorbildern und Nachwirkungen der 68er-Bewegung im literarischen Feld. Die Vorlesungen dauern in der Regel eine Stunde. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Referenten ins Gespräch zu kommen.
Alle Termine: http://literaturarchiv.uni-saarland.de/de/ringvorlesung/
Parallel zu den Ringvorlesungen zeigt das Filmhaus der Landeshauptstadt Saarbrücken eine Filmtrilogie zur Studentenrevolte im Jahr 1968. Die Filme laufen jeweils montags um 18 Uhr (!) mit einer Einführung: Am 9. April 2018: „Zabriskie Point“ (USA 1970) von Michelangelo Antonioni; am 30. April „Taking Woodstock“ (USA 2009) von Ang Lee; und am 21. Mai „Die Träumer“ (I/F/GB 2003) von Bernardo Bertolucci.
Programm: www.filmhaus-saarbruecken.de
Veranstalter der neunten Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung ist Professor Sikander Singh von der Universität des Saarlandes in Zusammenarbeit mit Christel Drawer, Abteilungsleiterin für Film und Wissenschaft im Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken.
Veranstaltungsort:
Filmhaus der Landeshauptstadt Saarbrücken, Mainzer Straße 8, 66111 Saarbrücken
Kontakt:
Prof. Dr. Sikander Singh
Tel. 0681 302-3327
E-Mail: s.singh@sulb.uni-saarland.de
Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681 302-2601) richten.
Vortragsprogramm:
Alle Vorträge finden Sie auch unter: http://literaturarchiv.uni-saarland.de/de/ringvorlesung/
16. April 2018
Privatdozent Dr. Sascha Kiefer (Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
Gegen den inneren deutschen Notstand: Heinrich Böll und 1968
23. April 2018
Professor Dr. Ralf Georg Bogner (Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
Was die österreichischen Schriftsteller dichteten, während die Studenten in der Bundesrepublik revoltierten
7. Mai 2018
Professorin Dr. Astrid M. Fellner (Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft):
1968 in Amerika: Protestbewegungen und internationale Solidarität
14. Mai 2018
Dr. Daniel Kazmaier (Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Frankophone Germanistik):
Was bedeutet „La prise de la parole“? Michel de Certeaus Einschätzung der 68er Bewegung
28. Mai 2018
Professor Dr. Wolfgang Haubrichs (Germanistische Mediävistik):
„Schnauze“ – Peter Rühmkorf, Walther von der Vogelweide und der Geist von 68
4. Juni 2018
Dr. Katharina Meiser (Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
„Nur verwirrte, am eigenen Handwerk zweifelnde Schriftsteller.“ Poetologische Dimensionen der 68er-Bewegung
11. Juni 2018
Professorin Dr. Stephanie Catani (Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft):
Was bleibt vom heißen Sommer? Die 1968er-Bewegung in Texten Uwe Timms
18. Juni 2018
Dr. Barbara Wiedemann (Eberhard Karls Universität Tübingen – Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
Gedichte um 1968: Mascha Kaléko und Renate Rasp
25. Juni 2018
Dr. Hermann Gätje (Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
Rebellen? Neudeutungen Georg Büchners und Heinrich von Kleists nach 1968
2. Juli 2018
Professor Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink (Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation):
Intellektuelle Protestkulturen. Zum philosophisch-politischen Erbe von Mai 68 bei Foucault, Deleuze und Guattari
9. Juli 2018
Professor Dr. Sikander Singh (Neuere deutsche Literaturwissenschaft):
Revolutionärer Eskapismus: Die 68er lesen Hermann Hesse
16. Juli 2018
Professor Dr. Roland Marti (Slavische Philologie):
68 einmal anders: im „real existierenden Sozialismus“
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