Aus der Praxis lernen: Hilfestellung zur Organisationsentwicklung von Kitas
Der massive Ausbau von Betreuungsplätzen, ein bundesweiter Personalnotstand und gestiegene pädagogische Ansprüche stellen Kindertageseinrichtungen aktuell vor große Herausforderungen. Im Unterschied zu Schule, Hochschule und Weiterbildung existieren jedoch kaum Konzepte, die den Einrichtungen bei einer systematischen Weiterentwicklung ihrer Organisation helfen. Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung GmbH haben Wissenschaftlerinnen der Universitäten Heidelberg und Hildesheim über zwei Jahre vorbildliche Beispiele aus der Praxis untersucht und aufbereitet, wie Veränderungsprozesse in der Kita angestoßen werden können. Ein neu erschienenes Handbuch bündelt die Ergebnisse.
Der massive Ausbau von Betreuungsplätzen, ein bundesweiter Personalnotstand und gestiegene pädagogische Ansprüche stellen Kindertageseinrichtungen aktuell vor große Herausforderungen. Im Unterschied zu Schule, Hochschule und Weiterbildung existieren jedoch kaum Konzepte, die den Einrichtungen bei einer systematischen Weiterentwicklung ihrer Organisation helfen. Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung GmbH haben Wissenschaftlerinnen der Universitäten Heidelberg und Hildesheim über zwei Jahre vorbildliche Beispiele aus der Praxis untersucht und aufbereitet, wie Veränderungsprozesse in der Kita angestoßen werden können. Das jetzt erschienene Handbuch „Organisationsentwicklung in Kitas – Beispiele gelungener Praxis“ (DOI 10.18442/771) bündelt die Ergebnisse und bietet Fachkräften und Leitungsteams erstmals konkrete Ansätze und neue Impulse zur eigenen Weiterentwicklung.
„Bislang konzentrieren sich die bestehenden Angebote darauf, pädagogische Fachkräfte und das Leitungspersonal weiter zu qualifizieren und zu professionalisieren. Dabei wird übersehen, dass sämtliche Anstrengungen auch Auswirkungen auf die Organisation insgesamt haben. Wer den heutigen Anforderungen gerecht werden will, muss sich auch mit Themen wie Management, Personalentwicklung, Raumgestaltung oder der Vernetzung im Sozialraum beschäftigen“, sagt Cindy Mieth, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Hildesheim. „Das Handbuch soll mit praxisnahen Beispielen Mut machen, bewährte Ideen selbst aufzugreifen.“
Kitas unter Veränderungsdruck
Bundesweit stehen Kitas unter Veränderungsdruck. Zum einen müssen sie einen massiven Ausbau organisieren, der in den vergangenen Jahren u.a. durch den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, den zunehmenden Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine steigende Geburtenrate angetrieben wurde. Trotz Rekordzahlen in der Ausbildung neuer Fachkräfte, fehlt es dafür bundesweit an Personal. Zum anderen sind die Anforderungen an die Qualität in der frühkindlichen Bildung gestiegen und Fachkräfte müssen mit neuen pädagogischen Herausforderungen umgehen. Die Lebenswelten der betreuten Kinder unterscheiden sich oft deutlich, Betreuungsgruppen werden immer heterogener und Eltern fordern mehr Beteiligung ein.
„Der Kita-Besuch gehört inzwischen zur Bildungsbiographie. Das ist eine große Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit. Hier können ungleiche Startbedingungen früh ausgeglichen werden, wenn die pädagogische Qualität stimmt“, sagt Dr. Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung. „Mehr Qualität können wir aber nur erreichen, wenn sich die Kita als Organisation weiterentwickelt. Dafür benötigen die Einrichtungen heute ähnlich viel Management Know-How wie mittelständische Betriebe. Mit dem Handbuch wollen wir sie dabei unterstützen, diese Prozesse selbst in die Hand zu nehmen und an ihrer Qualität zu arbeiten. Dass die besten Ideen dafür aus der Praxis kommen, haben wir in den vergangenen Jahren im Bereich der Schulentwicklung durch unsere Arbeit mit dem Deutschen Schulpreis gelernt.“
Für das Handbuch haben die Wissenschaftlerinnen an 11 Einrichtungen Fallstudien durchgeführt. Die Einrichtungen wurden ausgewählt, weil sie mit guten Lösungen bekannt geworden sind und zugleich die Bandbreite der Kita-Praxis repräsentieren. Anhand vier zentraler Arbeitsfelder, „Partizipation und Elternbeteiligung“, „Leitung“, „Personal“ und „Wachstum“, liefert das Handbuch Materialien und Fallbeispiele, die in Fortbildungen, Teamsitzungen oder anderen Entwicklungskontexten benutzt werden können. Das Buch ist im Universitätsverlag Hildesheim erschienen und richtet sich an Personen, die Organisationsentwicklungsprozesse in Kitas anstoßen und begleiten sowie an alle in der Aus- und Weitbildung tätigen Fachkräfte
Projektteam des Handbuchs „Organisationsentwicklung in Kitas – Beispiele gelungener Praxis“:
Prof. Dr. Carola Iller
Dipl. Päd. Cindy Mieth
Universität Hildesheim, Institut für Erziehungswissenschaft
Prof. Dr. Monika Buhl
Tanya Freytag, M.A.
Jill Baier, B.A.
Universität Heidelberg, Institut für Bildungswissenschaft
Über die Robert Bosch Stiftung
Die Robert Bosch Stiftung GmbH gehört zu den großen, unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. In ihrer gemeinnützigen Arbeit greift sie gesellschaftliche Themen frühzeitig auf und erarbeitet exemplarische Lösungen. Dazu entwickelt sie eigene Projekte und führt sie durch. Außerdem fördert sie Initiativen Dritter, die zu ihren Zielen passen.
Die Robert Bosch Stiftung ist auf den Gebieten Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung und Völkerverständigung tätig. In den kommenden Jahren wird sie darüber hinaus ihre Aktivitäten verstärkt auf drei Schwerpunkte ausrichten:
- Migration, Integration und Teilhabe
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt in Deutschland und Europa
- Zukunftsfähige Lebensräume
Die Robert Bosch Stiftung bekennt sich zu den Werten und dem Vorbild ihres Stifters, Robert Bosch, und setzt dessen philanthropisches Wirken fort. Mit mehr als 50 Jahren Erfahrung verfügt sie in ihren Fördergebieten über ein breites Wissen, die Qualifikation zur Entwicklung von Lösungen und ein umfangreiches Netzwerk von Partnern, Experten und Praktikern.
Die Robert Bosch Stiftung ist alleinige Trägerin des Robert Bosch Krankenhauses und der zugehörigen Forschungsinstitute in Stuttgart, Institut für Geschichte der Medizin (IGM) und Dr. Margarethe Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie (IKP), sowie des International Alumni Center (iac) in Berlin. Sie ist Gesellschafterin des UWC Robert Bosch Colleges in Freiburg und der Deutschen Schulakademie in Berlin. Die Robert Bosch Stiftung hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Seit ihrer Gründung 1964 hat die Robert Bosch Stiftung rund 1,6 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit ausgegeben. www.bosch-stiftung.de
Weitere Informationen:
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