Keine simplen Universitätskopien: Fachhochschulen brauchen eigenes Promotionsfeld
Prof. Dr. Martin Wortmann, Präsident der Rheinische Fachhochschule Köln, legt den Finger auf eine Forschungslücke an Fachhochschulen.
Durch den Aufbau von beachtlichen Forschungskapazitäten sind die zunehmenden Forderungen nach dem eigenen Promotionsrecht von Fachhochschulen verständlich. Sie werfen aber auch Fragen auf, wie: was unterscheidet eine Fachhochschule von einer Universität oder wollen Fachhochschulen zu Universitäten werden?
Der Know-how-Transfer in Gesellschaft und Wirtschaft ist eine Stärke der Fachhochschulen. Allerdings ist Transfer an sich nicht unbedingt Gegenstand wissenschaftlicher (Grundlagen-) Forschung der Fachhochschulen geworden. Viele praktische Versuche sind gescheitert unter anderem, weil die hoch komplexen soziologischen und psychologischen Faktoren von Transferprozessen bisher nicht ausreichend erfasst, geschweige denn erforscht wurden. Genau dieses Manko kann aber zum Credo der Fachhochschulen werden.
Was bedeutet das? Der praktizierte Transfer durch angewandte Forschung muss theoretisch empirisch begleitet werden. Die Fachhochschulen müssen ihre sozialwissenschaftlichen Kapazitäten verstärkt in diesem Forschungsfeld einsetzen. Erst auf dieser Grundlage können wir auch über das Promotionsrecht für Fachhochschulen sprechen, ohne zur simplen Universitätskopie zu werden. Wie an Universitäten kann vergleichbar mit dem Dr.-Ing., dem Dr. rer. nat. etwa der Dr. rer. appl. sc. verliehen werden.
Der Fahrplan soll, wie bereits durch Fachhochschulgremien gefordert, die Gründung einer Deutschen Transfergesellschaft beinhalten. Diese sollte im ersten Schritt den Aufbau der „Dritten Mission“ an den deutschen Fachhochschulen unter Forschungsaspekten unterstützen. Damit würden die Voraussetzungen zur Einführung des Promotionsrechts für Fachhochschulen unter Begleitung einer Akkreditierungseinrichtung geschaffen.
Fachhochschulen und Universitäten sollten hierzu einen Pakt schließen, der ihrer jeweiligen Rolle gerecht wird. Beide haben ihre Bedeutung in der Gesellschaft über lange Jahre erarbeitet und letztlich verdient. Beide sollen sich weiter entwickeln, und zwar im gegenseitigen Respekt und einer für das Land zukunftsweisenden Zusammenarbeit.
Prof. Dr. Martin Wortmann ist Präsident der Rheinischen Fachhochschule Köln
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