Besserer Sozialschutz für die moderne Arbeitswelt in Europa
Das Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München hat zusammen mit der Université Rennes 1 untersucht, ob die sozialen Schutzsysteme in Europa flexibel genug sind, um den veränderten Arbeitsmarktbedingungen und den immer wechselhafteren Berufslaufbahnen der Menschen Rechnung zu tragen. Die Ergebnisse sind jetzt in dem Buch "Erwerbsverlauf und sozialer Schutz in Europa" erschienen. Schwierigkeiten bestehen in Europa vor allem hinsichtlich der Reintegration älterer Arbeitnehmer in das Berufsleben – was angesichts des anhaltenden Trends zu steigenden Lebensarbeitszeiten problematisch ist.
Bei unseren Vätern war es keine Seltenheit, dass Arbeitnehmer in dem Betrieb, in dem sie ihre Ausbildung gemacht haben, bis zur Rente geblieben sind. In Zeiten von "Flexicurity" und steigender Lebenserwartung ist dies eher eine Ausnahme. Die beruflichen Laufbahnen der Menschen haben sich gewandelt und sind durch Brüche oder häufige Stellenwechsel geprägt. Dabei hängt von unserem Berufsleben ganz entscheidend ab, wie wir jetzt und im Alter abgesichert sind. Angesichts des anhaltenden Trends zu steigenden Lebensarbeitszeiten in Europa ist es problematisch, dass sich eine Rückkehr ins Berufsleben insbesondere für ältere Arbeitslose schwierig darstellt.
Dies ist eines der jetzt veröffentlichten Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Max-Planck-Instituts (MPI) für Sozialrecht und Sozialpolitik in Kooperation mit der französischen Université Rennes 1. In dem Buch "Erwerbsverlauf und sozialer Schutz in Europa" haben die Herausgeber – Dr. Eva Hohnerlein vom MPI für Sozialrecht und Sozialpolitik, Dr. Otto Kaufmann, der bis 2015 ebenfalls an diesem Institut tätig war, und Sylvie Hennion vom Institut de l'Ouest, Université de Rennes 1 – die Bedingungen für ein erfolgreiches Zusammenspiel zwischen den immer weniger konstanten Erwerbsverläufen und der sozialen Sicherung in ausgewählten europäischen Ländern herausgearbeitet.
Die dreisprachigen Beiträge (deutsch, englisch und französisch) gehen insbesondere folgenden Fragen nach: Sind unsere sozialen Sicherungssysteme anpassungsfähig genug? Oder schaffen die nationalen sozialen Sicherungsmechanismen, die noch auf dem traditionellen Erwerbsmodell basieren, Armutsfallen und entpuppen sich im Fall unterbrochener Berufslaufbahnen als wirkungslos? Sind die vorhandenen Maßnahmen auf ein funktionierendes Zusammenspiel der Systeme des sozialen Schutzes ausgerichtet? Lässt sich damit das Ziel einer längeren Lebensarbeitszeit überhaupt verwirklichen? Oder kommt es eher zu Zielkonflikten bzw. paradoxen Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Systemen?
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Deutschland und Frankreich – zwei Staaten mit einem konservativen Sicherungsmodell, das fast ausschließlich an den Arbeitnehmerstatus gekoppelt ist. Norwegen und die Niederlande, punktuell auch Italien als eines der notorischen Krisenländer Europas, bieten zudem Einblicke in zentrale Reformtendenzen sowie in das Zusammenspiel von Sozial- und Arbeitsrecht, insbesondere im Fall längerer Krankheit, geminderter Arbeitsfähigkeit und nach Verlust des Arbeitsplatzes.
Das Buch ist als Hardcover und elektronisch erhältlich.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Eva Maria Hohnerlein
Email: hohnerlein@mpisoc.mpg.de
Originalpublikation:
Hohnerlein, Eva Maria/Hennion, Sylvie/Kaufmann, Otto: Erwerbsverlauf und sozialer Schutz in Europa. Springer Verlag 2018, 615 Seiten
DOI: 10.1007/978-3-662-56033-4