Workshop: Epistemologie der Gruppe. Forschungsperspektiven 1920-1990
Mittwoch, 19. September - Freitag, 21. September 2018
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestraße 31, 45128 Essen
Der Workshop geht von der Beobachtung aus, dass die soziale Gruppe im 20. Jahrhundert zur folgenreichsten Formatierung des Sozialen wird. Verschiedene Gesellschafts- und Humanwissenschaften entwickelten Interesse an dieser Formatierung, um einige ihrer Grundfragen in einem einzigen Basiskonzept operationalisieren zu können. Dabei entstand eine Spannung zwischen zwei Ansprüchen der Gruppenforschung: Einerseits suggerierte der vermeintlich rein empirische Charakter des Gruppenkonzepts eine Objektivität, die gegen zeitgenössisch als politisch markierte Konzepte wie Masse oder Gemeinschaft in Stellung gebracht wurde. Andererseits gingen aber sehr wohl normative Ansprüche in das Konzept ein: Denn ein besseres Verständnis sozialer Gruppen und ihrer Dynamiken schien für so verschiedene Ziele wie Leistungssteigerung oder effektive Führung, Persönlichkeitsentwicklung und Demokratisierung förderlich zu sein.
Grund genug, auf einem Workshop ForscherInnen zusammenzubringen, die sich der Wissensgeschichte der Gruppenforschung bislang eher nebeneinander und von unterschiedlichen Fragerichtungen aus angenähert haben, etwa aus der Perspektive der Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, der Geschichte des Social Engineering, der Neuen Sozialen Bewegungen oder auch von „Selbstbildungen“ und des Wandels der Arbeit im 20. Jahrhundert. Die Workshop-Beiträge setzen sich damit auseinander, wie und aus welchen Gründen insbesondere soziale Kleingruppen zu einem paradigmatischen Forschungsobjekt wurden. Dabei wird mit den Jahren von 1920 bis 1990 ein langer Zeitraum in den Blick genommen, der, so die Hypothese, die Hochkonjunktur der soziologischen und sozialpsychologischen Gruppenforschung, aber auch der Adaption ihrer Ergebnisse und Praktiken in gesellschaftlichen Kreisen außerhalb der Universität markiert.
REFERENT*INNEN
Heike Delitz (Bamberg), Barbara Sutter (München), Jens Elberfeld (Bochum), Daniel Monninger (Köln), Thomas Etzemüller (Oldenburg), Timo Luks (Gießen), David Kuchenbuch (Gießen), Petra Boden (Berlin), Hanna Engelmeier (Essen), Johannes Platz (Bonn), Till Kössler (Halle), Heiko Biehl/Frank Reichherzer (Potsdam), Stefan Höhne (Berlin), Nora Binder (Konstanz), Gregor Harbusch (Berlin), Andreas Bülhoff (Frankfurt)
VERANSTALTER
Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI), gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung.
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI):
Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist ein interdisziplinäres Forschungskolleg für Geistes- und Kulturwissenschaften in der Tradition internationaler Institutes for Advanced Study. Als interuniversitäres Kolleg der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund und der Universität Duisburg-Essen arbeitet das Institut mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Trägerhochschulen und mit weiteren Partnern in NRW und im In- und Ausland zusammen. Innerhalb des Ruhrgebiets bietet das KWI einen Ort, an dem die Erträge ambitionierter kulturwissenschaftlicher Forschung auch mit Interessierten aus der Stadt und der Region geteilt und diskutiert werden. Zukünftig stehen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt: Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung, Kultur- und Literatursoziologie, Wissenschaftskommunikation sowie ein „Lehr-Labor“. Fortgesetzt werden Projekte in den Forschungsbereichen Partizipationskultur und Kommunikationskultur sowie Einzelprojekte.
www.kulturwissenschaften.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Kontakt und Anmeldung:
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 11. Sept 2018 unter hanna.engelmeier[at]kwi-nrw.de
Weitere Informationen:
http://www.kwi-nrw.de/home/veranstaltung-910.html - Onlinetermin mit Programm