Vergangenheit ist Zukunft – Was führte zum „Prager Frühling“?
50 Jahre nach dem blutigen Ende der Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei (ČSSR) begibt sich der Münchner Historiker Prof. Dr. Martin Schulze Wessel im Rahmen der Oskar-Halecki-Vorlesung des GWZO auf Spurensuche. Dafür beleuchtet er im Festvortrag „Zeitschichten des Prager Frühlings. Über die Wiederkehr der Vergangenheit beim Entwerfen der Zukunft“ die Vorgeschichte des „Prager Frühlings“. Der Osteuropa-Experte will so ein neues Verständnis für die Reformepoche schaffen.
Im Jahr 1968 marschierten Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR ein und schlugen die Reformbemühungen unter Alexander Dubček gewaltsam nieder. Nach Martin Schulze Wessel trieben im Vorfeld vor allem zwei Impulse diesen Reformprozess voran: die Zukunftsvorstellungen einer neuen Generation und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, etwa die Aufarbeitung der Justizverbrechen der 1940er und 50er Jahre. „Der Prager Frühling als Reformprojekt ist“, so der Historiker, „nur in der Verschränkung der verschiedenen Zeitschichten zu verstehen, die im Bewusstsein der tschechischen und slowakischen 68er wirksam wurden.“
Die (Kultur)Revolution der »langen Sechziger« erfasste auch die Musikwelt – und wurde von ihr maßgeblich mitgeprägt. Gerade im Jazz zeigten sich viele Neuerungen. PD Dr. Michael G. Esch, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am GWZO, und PD Dr. Jörn Henrich, Privatdozent an der Technischen Universität Berlin, zeichnen diese im musikalischen Rahmen des Abends nach.
Zur jährlichen Oskar-Halecki-Vorlesung präsentiert das GWZO führende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem östlichen Europa, die zu einem in der wissenschaftlichen Diskussion umstrittenen Thema referieren. Die Festvorträge werden anschließend in Druck gegeben und in Open Access zur Verfügung gestellt, um eine breite Rezeption und fortdauernde Diskussion anzustoßen. Prominente Referenten der vergangenen Jahre waren etwa der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher oder der führende Oppositionelle der Solidarność-Bewegung Karol Modzelewski.
Das GWZO
Das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) erforscht in vergleichender Perspektive die historischen und kulturellen Gegebenheiten im Raum zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Die am Institut tätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler repräsentieren verschiedene Disziplinen der Geisteswissenschaften, darunter Archäologie, Namenkunde, Geschichte, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. In seiner Forschungsarbeit stützt sich das GWZO auf ein dichtes Netz an Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaftseinrichtungen in Europa und Übersee.
Oskar-Halecki-Vorlesung 2018
Montag, 03.09.2018, 18 Uhr c.t.
GWZO, Specks Hof (Eingang A), 4. Etage,
Reichsstraße 4-6, 04109 Leipzig
Kontakt:
Virginie Michaels (Medienarbeit)
virginie.michaels@leibniz-gwzo.de
Tel. 0341 97 35 532
Weitere Informationen:
http://www.leibniz-gwzo.de
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