Forschung mit gefährdeten WissenschaftlerInnen
Das Forum Transregionale Studien hat im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative erneut die Möglichkeit erhalten, ein Stipendium an einen gefährdeten Wissenschaftler oder eine gefährdete Wissenschaftlerin zu vergeben.
Seit 2011 hat das Forum Transregionale Studien über sein Forschungsprogramm „Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa“ (EUME) mit mehr als 15 Postdoc-Stipendien gefährdete, geflüchtete oder auch staatenlose WissenschaftlerInnen aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens in seine Arbeit eingebunden. Im kommenden akademischen Jahr können hier Forschende u.a. aus Ägypten, Syrien, der Türkei und Kuwait ihren Projekten nachgehen. Darüber hinaus hat das Forum sein Engagement für gefährdete ForscherInnen weiter intensiviert. Gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen und dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen (KWI) hat das Forum mit Unterstützung der VolkswagenStiftung an zunächst zwei Standorten – Berlin und Essen – eine Akademie im Exil gegründet, die neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit für ForscherInnen schafft, die durch Einschränkungen staatsbürgerlicher und akademischer Freiheiten an den Rand oder aus ihrem Land gedrängt wurden. Wir freuen uns deshalb sehr, mit einem zweiten Philipp Schwartz-Stipendium eine weitere exzellente (und gefährdete) Wissenschaftlerin bzw. einen exzellenten (und gefährdeten) Wissenschaftler aufnehmen zu können.
Die Arbeitsbedingungen für Forschende haben sich in vielen Regionen der Welt in teils dramatischer Form verändert und mit ihnen auch die Kontexte der Regionalwissenschaften. In den 1930er- und 1940er-Jahren haben jüdische ForscherInnen in den USA, in der Türkei, im Iran oder Ägypten nicht nur Zuflucht gefunden, sondern sich auch in die Entwicklung der dortigen Wissenschaft eingebracht. Institutionen wie die renommierte New School in New York oder das Institute for Advanced Study in Princeton, aber auch viele Einrichtungen der türkischen Republik wären ohne sie als Orte der intellektuellen Offenheit, Neugier und Innovation nicht denkbar. „Aus der Unterstützung von gefährdeten KollegInnen ergeben sich intellektuelle Chancen für die Internationalisierung unserer Universitäten und die Neubestimmung des Verhältnisses zwischen Regionalstudien und systematischen Disziplinen“, sagt Georges Khalil, Wissenschaftlicher Koordinator des Forum Transregionale Studien. „Die WissenschaftlerInnen, die zu uns kommen, sind hochqualifiziert, bringen nicht nur ihr spezifisches Wissen und neue Perspektiven sondern auch ihre besonderen Erfahrungen im Engagement für Wissenschaftsfreiheit und offene Gesellschaften mit.“
Die Förderung im Rahmen der Philipp Schwartz-Initiative umfasst ein zweijähriges Vollzeitstipendium für eine gefährdete Wissenschaftlerin oder einen gefährdeten Wissenschaftler. Hinzu kommt eine institutionelle Pauschale, die das Forum einsetzen wird, um gemeinsam mit Partnereinrichtungen in- und außerhalb Berlins am Aufbau von Strukturen mitzuwirken, die gefährdeten und exilierten WissenschaftlerInnen neue Räume für ihre Forschung bieten.
Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen und ermöglicht Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland die Verleihung von Stipendien für Forschungsaufenthalte an gefährdete Forscherinnen und Forscher. Finanziert wird die Philipp Schwartz-Initiative durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, den Stifterverband sowie die Stiftung Mercator.
Kontakt:
Dr. Moritz Buchner
Forum Transregionale Studien
moritz.buchner[at]trafo‐berlin.de
030‐89 001‐422
Weitere Informationen:
https://www.forum-transregionale-studien.de