Regeltreue und Fairness – neben der Einhaltung des Rechts unverzichtbar
Vor dem Hintergrund einer gewachsenen gesellschaftlichen und medialen Sensibilität diskutierten Experten an der Universität Augsburg über Verantwortung und Governance im Sport
Augsburg/MK/KPP – Die gesellschaftliche und mediale Sensibilität für Vorgänge im Sport bzw. im Umfeld des Sports ist stark angewachsen. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über echte oder vermeintliche Skandale berichtet wird. Internationale Verbände und Clubs sehen sich einem wachsenden Druck externer Anspruchsgruppen gegenüber. Insbesondere Fans und Sponsoren fordern immer häufiger Transparenz, gute Organisationsführung und Wohlverhalten ein. Auch staatliche Stellen, wie Politik und Justiz, haben ein Auge auf die Aktivitäten von Sportverbänden und Proficlubs geworfen. Vor dem Hintergrund der gestiegenen öffentlichen und rechtlichen Anforderungen beschäftigte sich am 25. Oktober 2018 eine hochrangig besetzte Konferenz an der Universität Augsburg mit dem Themenkomplex „Verantwortung und Governance im Sport“.
Oft unzureichende Prüfung von Geschäftspartnern
Der Einladung von Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel, Professor für Internationales, Europäisches und Deutsches Straf- und Strafverfahrensrecht sowie Wirtschafts- und Medizinstrafrecht an der Universität Augsburg, und der Züricher Sports Governance Unit (SGU) war u. a der namhafte Sportrechtsanwalt Dr. Thomas Summerer gefolgt. In seinem Vortrag über die zahlreichen Compliance- und damit einhergehenden Haftungsrisiken im Sport stellte er heraus, dass z. B. der Prüfung von Geschäftspartnern bisher in vielen Fällen keine ausreichende Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Einbeziehung externer Experten unterstützt gewollte Selbstreinigungskräfte
Für nachhaltige Ergebnisse müsse Compliance aktiv von der Führungsebene eines Verbands vorgelebt werden; und für Transparenz und Know-how habe sich neben gewollter Selbstreinigungskräfte innerhalb der Organisationen eine Einbeziehung externer Experten bewährt: dies ergab sich aus der Diskussion zwischen dem Präsidenten des Deutschen Skiverbands, Dr. Franz Steinle, und dem SGU-Partner und ehemaligen Vorsitzenden der FIFA-Ethikkommission, Hans-Joachim Eckert.
Natürlich wirkt sich der offenkundige Kulturwandel auch auf das Sponsoring großer Unternehmen aus. In diesem Zusammenhang erläuterte der Chief Compliance Officer der Allianz SE, Dr. Thomas Lösler, die sorgfältige Prüfung großer Markenpartnerschaften durch seinen Konzern. Bei all der notwendigen Übernahme von Verantwortung und Programmvorgabe durch die Verbände dürfen gleichzeitig jedoch kleinere Organisationen nicht überfordert werden.
Werteorientierung und Rechtskonformität
Der wertvolle Austausch zwischen Vereinen, Verbänden, der Wirtschaft und der Wissenschaft zu den immer wichtiger werdenden Compliance-Fragen sollte intensiv und regelmäßig fortgeführt werden, darin waren sich die Teilnehmer einig. Denn schließlich sind Regeltreue und Fairness die Grundprinzipien jeglichen Sports. „Die Gesellschaft wird das Handeln von Verbänden und Vereinen daher auch an der Vereinbarkeit mit diesen Werten messen, nicht nur an der Einhaltung des Rechts“, so Kubiciel.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Kubiciel
Universität Augsburg
Juristische Fakultät
Universitätsstraße 24
86159 Augsburg
Telefon 0821/598-4560
michael.kubiciel@jura.uni-augsburg.de