Jüdischer Islam: Jüdisch-deutsche Selbstbestimmung
Mit »Jüdischer Islam: Jüdisch-deutsche Selbstbestimmung« der Judaistin Susannah Heschel ist im Herbst 2018 der dritte Band der Schriftenreihe des Forum Transregionale Studien bei Matthes & Seitz Berlin erschienen.
»Es war der Islam, der das jüdische Volk rettete!«, fasste der Mediävist S. D. Goitein 1958 seine Erkenntnisse aus der Geschichte des Zusammenlebens von Juden und Muslimen zusammen. Damit meinte er nicht nur theologische Ähnlichkeiten der beiden Religionen, sondern auch die historische Rolle des Islam als Beschützer alles Jüdischen. Auch die gelehrte Auseinandersetzung jüdischer Religionswissenschaftler wie Abraham Geiger mit dem Islam schloss er mit ein. Susannah Heschel geht in ihrem Essay der Rolle nach, die der Islam vom 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts für die deutsch-jüdische Selbstbestimmung eingenommen hat. Damit knüpft sie an eine durch den Nationalsozialismus gebrochene deutsch-jüdisch-islamische Tradition an, die angesichts zeitgenössischer Debatten um den Status und die Emanzipation nicht-christlicher Religionen und ihrer Angehörigen in Wissenschaft und Gesellschaft besonders interessant ist.
Susannah Heschel ist Professorin für Jüdische Studien am Dartmouth College in den USA, eine streitbare Wissenschaftlerin und Feministin und Tochter des aus Deutschland vertriebenen Rabbiners Abraham Heschel. Ihr Forschungsinteresse gilt den jüdisch-christlichen Interaktionen in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Sie ist die Autorin von Büchern wie »Abraham Geiger and the Jewish Jesus« und »The Aryan Jesus: Christian Theologians and the Bible in Nazi Germany«. 2011-12 war sie Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.
»Jüdischer Islam« ist die deutsche Übersetzung eines überarbeiteten und erweiterten Vortrags, den Susannah Heschel im Dezember 2013 auf Einladung von »Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa (EUME)«, einem Forschungsprogramm des Forum Transregionale Studien, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in englischer Sprache gehalten hat. Die deutsche Übersetzung wurde von Dirk Hartwig, Moritz Buchner und Georges Khalil besorgt. Jüdischer Islam folgt auf die beiden ersten Bände der Schriftenreihe des Forum Transregionale Studien, Neil MacGregors »Globale Sammlungen für globalisierte Städte« und Sheldon Pollocks »Philologie und Freiheit«. Beide sind als Open-Access-Publikationen über unsere Homepage einsehbar.
Das Forum wurde im Oktober 2009 mit dem Auftrag gegründet, Weltwissen in die universitäre und allgemeine Öffentlichkeit zu tragen. Mitglieder sind Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Berlin und dem Bundesgebiet. Das Forum wird vom Land Berlin und im Rahmen einer Kooperation mit der Max Weber Stiftung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Susannah Heschel, Jüdischer Islam: Jüdisch-deutsche Selbstbestimmung (Schriftenreihe des Forum Transregionale Studien, Bd. 3), Matthes & Seitz, Berlin 2018, ISBN 978-3-95757-341-4, 153 Seiten, 14 Euro.
Kontakt:
Dr. Moritz Buchner
Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen
Weitere Informationen:
https://www.forum-transregionale-studien.de/publikationen/details/juedischer-islam-islam-und-juedisch-deutsche-selbstbestimmung.html