Dies academicus der Universität Basel: Ehrendoktorate für Hansjörg Schneider und Vitalik Buterin
Mit dem traditionellen Festakt hat die Universität Basel am Freitag, 30. November 2018, ihren Dies academicus begangen – zum 558. Mal. Zu Ehrendoktoren ernannt wurden der Schriftsteller Hansjörg Schneider und der Blockchain-Entwickler Vitalik Buterin. Weitere Ehrenpromotionen gingen an die Klinikgründerin Verena Grether, den Mediziningenieur Robert Riener, Bundesrichter Thomas Stadelmann, Neuroforscher Thomas R. Insel, den Theologen Hans-Martin Barth und den Zeichner Armin Coray. Den Alumni-Preis erhielt die Wirtschaftswissenschaftlerin Beatrice Weder di Mauro.
Die Ehrenpromotion der Philosophisch-Historischen Fakultät ging an den Schriftsteller und Krimiautor Dr. Hansjörg Schneider für sein vielfältiges Œuvre. Kritisch, manchmal zornig, zugleich einfühlsam und humorvoll verarbeitet der 80-Jährige Geschichte und Gegenwart der Schweiz literarisch zu eindrücklichen Bildern und Collagen. Hellhörig gegenüber autoritärer Haltung, Arroganz und Macht, vertraut er auf die Kraft des Erzählens, wie es in der Begründung heisst. Schneider hatte an der Universität Basel Germanistik, Geschichte und Psychologie studiert und wurde hier 1966 promoviert.
Junger «Ethereum»-Erfinder geehrt
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät verlieh ihren Ehrendoktortitel an den 24-jährigen russisch-kanadischen Software-Entwickler und Autor Vitalik Buterin. Geehrt wurde er für seinen Beitrag zur Förderung der Dezentralisierung und der gleichberechtigten Beteiligung an der digitalen Revolution, ebenso für seine Leistungen in Sachen Kryptowährungen, Smart Contracts und Gestaltung von Institutionen. Der Mitgründer und Erfinder von «Ethereum» – eine auf der Blockchain-Technologie basierende dezentrale Plattform – verfasste seine wissenschaftlichen Arbeiten ohne akademischen Abschluss und Bindung zu einer Universität.
Gleich zwei Ehrendoktortitel vergab dieses Jahr die Medizinische Fakultät: Verena Grether, Gründerin und Stifterin des Hospiz im Park Arlesheim, wurde für ihren pionierhaften Beitrag zur Entwicklung der ambulanten und stationären Palliativen Medizin, Pflege und Begleitung gewürdigt. Der zweite medizinische Ehrendoktor ging an den an der ETH und Universität Zürich tätigen Prof. Dr.-Ing. Robert Riener, einen weltweit anerkannten Forscher im Bereich Rehabilitationsroboter und robotische Hilfsmittel. Ausgezeichnet wurde er für sein Engagement für eine barrierefreie Fortbewegung und Interaktion für Personen mit Handicap sowie für den von ihm gegründeten «Cybathlon» – ein Wettkampf, bei dem Menschen mit Behinderungen alltagsrelevante Aufgaben mithilfe von technischen Assistenzsysteme bewältigen.
Courage für Verfolgte
Mit dem Ehrendoktor der Juristischen Fakultät wurde Bundesrichter Thomas Stadelmann ausgezeichnet. Er hat sich seit Jahren unermüdlich für die richterliche Unabhängigkeit, die Gewaltenteilung und den Zugang zur Justiz in europäischen Staaten mit bedrohter Rechtsstaatlichkeit engagiert. Besonders hat Stadelmann die Situation der Justiz in der Türkei kritisch analysiert und sich couragiert für verfolgte und inhaftierte Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie deren Angehörige einsetzt.
Die Theologische Fakultät verlieh die diesjährige Ehrendoktorwürde dem Deutschen Prof. Dr. Hans-Martin Barth. Der evangelisch-reformierte Theologe und emeritierte Professor an der Philipps-Universität Marburg hat sich in Forschung und Lehre wie auch in der Praxis um die ökumenische Verständigung zwischen den christlichen Kirchen und Konfessionen verdient gemacht. Zudem förderte er die Öffnung der evangelischen Theologie für den Dialog mit anderen Religionen und verfasste als erster deutschsprachiger Theologe eine Dogmatik im Kontext der Weltreligionen.
Zeichner und Naturbeobachter
Die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Psychologie ging an den US-Amerikaner Thomas R. Insel, MD, der als früherer langjähriger Direktor des National Institute of Mental Health in den USA zu den einflussreichsten zeitgenössischen klinischen Neurowissenschaftlern und Psychiatern gehört. Anerkannt wurden seine Beiträge in der psychiatrischen Krankheitslehre und seine Leistungen bei der Etablierung der Psychopathologie und Psychiatrie als integrale Bestandteile der modernen Neurowissenschaften.
Der wissenschaftliche Zeichner Armin Coray wurde mit dem Ehrendoktor der Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ausgezeichnet. Als Naturbeobachter mit hervorragenden Kenntnissen in der Insektenkunde hat er wesentlich zur Unterscheidung der Arten, zum Wissen über die Verbreitungsgebiete sowie zur Kenntnis der Lebensweise von Heuschrecken und Käfern beigetragen. Erwähnt wurde auch, dass Coray durch die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Universität Basel und dem Naturhistorischen Museum Basel auch die Erforschung von stark gefährdeten Arten gefördert hat.
Dies-Rede und Nachwuchspreise
An dem Festakt in der Martinskirche hielt Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki, Rektorin der Universität Basel, ihre Dies-Rede mit dem Titel Innovation. Alle guten Forschungsuniversitäten hätten heute neben den Aufgaben in Lehre und Forschung eine sogenannte «Third mission» zu erfüllen, sagte sie. Dies beinhalte den Wissenstransfer und somit die Idee, dass das in den Universitäten generierte Wissen möglichst rasch für die Gesellschaft umgesetzt werden sollte: «Die Universität Basel hat sich ebenfalls auf diesen Weg begeben.»
Alumni-Preis für Beatrice Weder di Mauro
Mit dem Alumni-Preis 2018 der Universität Basel wurde die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro ausgezeichnet Die ehemalige Studentin, Doktorandin und Assistenzprofessorin der Universität Basel arbeitete für den Internationalen Währungsfonds (IWF) in mehreren Schwellenländern. Als erste Frau im deutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prägte sie über viele Jahre die wirtschaftspolitische Diskussion in Deutschland entscheidend mit.
Ihre Karriere zeichnet sich durch ihren Erfolg sowohl in der Wissenschaft wie auch in der Privatwirtschaft und in der Wirtschaftspolitik aus. Beatrice Weder di Mauro kann damit bespielhaft als Wissenschaftlerin gelten, die Wissenschaft in einem angewandten Sinn und nicht im Elfenbeinturm betreibt.
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