Eine Werkstatt der digitalen Medizin
– Grundsteinlegung für das neue Institutsgebäude von Fraunhofer
Das Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin MEVIS zählt zu den renommierten Forschungseinrichtungen seiner Art: An vier Standorten in Bremen, Lübeck, Berlin und Aachen entwickelt es innovative Softwaresysteme, die Ärzte in ihrem Arbeitsalltag unterstützen – von der Herzdiagnostik über die Tumortherapie bis hin zu Big-Data-Analysen für großangelegte klinische Studien. Jetzt erhält der Hauptstandort in Bremen ein neues Institutsgebäude. Der Grundstein dafür wird am Mittwoch, 5. Dezember 2018 um 11:00 Uhr gelegt. Ab Herbst 2020 soll es dem MEVIS-Team ein kommunikatives und kreatives Arbeitsumfeld bieten.
Die Medizin steckt mitten in einem Transformationsprozess, der große Chancen wie auch Herausforderungen mit sich bringt: Moderne Bildgebungsverfahren und Labortests liefern enorme Mengen an digitalen Daten. Um sie umfassend zu nutzen, arbeitet die Fachwelt an lernfähigen Algorithmen und intelligenten Assistenzsystemen. Diese können diagnostisch und therapeutisch relevante Informationen aus den Daten herauskitzeln, die ansonsten verborgen blieben. „Bei der Digitalisierung der Medizin geht es nicht nur darum, die Abläufe effizienter zu gestalten“, erläutert Horst Hahn, einer der beiden Institutsleiter von Fraunhofer MEVIS. „Es geht vor allem auch darum, aus der Gesamtheit der Daten einen medizinischen Mehrwert für den einzelnen Patienten zu gewinnen. Hier sind wir Wegbereiter für neue Ideen und Innovationspartner für Kliniken und Unternehmen.“
Das neue Institutsgebäude auf dem Campusgelände der Universität Bremen soll dafür einen idealen Rahmen bieten. Die architektonische Idee basiert auf einer Zellstruktur, bei der drei organisch geformte Baukörper ineinandergreifen. Glaswände sorgen für Transparenz, Kommunikationszonen bieten Raum für spontane Besprechungen. „Damit greift die Architektur die transparente und kooperative Kultur von Fraunhofer MEVIS auf“, sagt MEVIS-Baubeauftragter Guido Prause. „Sie ist offen und vernetzt und begünstigt die transdisziplinäre Kommunikation untereinander.“ Mit dem neuen Standort rückt das Institut näher an die Universität Bremen heran – und zwar nicht nur räumlich. Bereits heute arbeitet Fraunhofer MEVIS beispielsweise eng mit dem Fachbereich Informatik zusammen, beide haben vor kurzem den gemeinsamen Studienschwerpunkt „Medical Computing“ eingerichtet. Künftig soll die Kooperation ausgebaut werden, etwa durch gemeinsame Workshops und Lehrveranstaltungen.
„Wir fassen den Neubau als eine Werkstatt für digitale Medizin auf, in der Software-Werkzeuge entwickelt und eingesetzt werden“, betont Horst Hahn. „Er wird ein Ort der Begegnung sein, wo unterschiedlichste Menschen über die Zukunft der Medizin nachdenken – Kliniker, Wissenschaftler und Unternehmer, aber auch Studierende, Schüler und Lehrer.“ Schon jetzt bietet Fraunhofer MEVIS vielfältige Angebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs an, um für Mathematik, Physik und Informatik und ihre Bedeutung für die Medizin zu begeistern.
Bereits vor dem Einzug in den Neubau ändert die Forschungseinrichtung ihren Namen: Am 1. Januar 2019 – genau zehn Jahre nach seiner Aufnahme in die Fraunhofer-Gesellschaft – wird aus dem Fraunhofer-Institut für Bildgestützte Medizin das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin. Der Grund: Entsprechend den neuen Herausforderungen in der Medizin hat das Institut sein Forschungsspektrum deutlich erweitert. Stand anfangs die bestmögliche Nutzung von bildgebenden Verfahren wie CT, MRT und Ultraschall im Vordergrund, geht es heute zusätzlich um die automatische und intelligente Verknüpfung umfassender medizinischer Datensätze sowie um die computergestützte Optimierung minimalinvasiver Eingriffe. „Mit der Umbenennung beschreiben wir die neue Mission des Instituts“, sagt Horst Hahn. „Die Transformation hin zu einer digitalen Medizin ist eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die uns noch lange beschäftigen wird.“
Fakten zum Neubau
Das neue Institutsgebäude für Fraunhofer MEVIS entsteht in der Max-von-Laue-Straße auf dem Campus der Universität Bremen. Bei einer Nutzfläche von 2.600 Quadratmetern wird es auf vier Etagen Platz für 210 Arbeitsplätze bieten – für 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für 60 wissenschaftliche Hilfskräfte, Doktoranden und Gastwissenschaftler. Bauherr des vom Bremer Architekturbüro Haslob Kruse und Partner entworfenen Neubaus ist die Fraunhofer-Gesellschaft in München. Die Baukosten von rund 15 Millionen Euro stammen zu je einem Drittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Land Bremen sowie aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Fertigstellung ist für Herbst 2020 geplant.
Weitere Informationen:
https://www.mevis.fraunhofer.de/de.html