Hochschulen bereiten sich auf Finanzverhandlungen vor – HBC fordert 1000 Euro pro Studienplatz
Eine bessere Finanzierung durch das Land Baden-Württemberg: Für dieses Ziel wird die Hochschule Biberach (HBC) im neuen Jahr kämpfen – „proaktiv und mit Überzeugungskraft“, so die Hochschulleitung. Ab Frühjahr 2019 beginnen die Verhandlungen zum nächsten Hochschulfinanzierungsvertrag, der die finanzielle Zukunft der HBC sowie aller anderen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) in den kommenden fünf Jahre festlegt. Gemeinsam fordern die HAWs solide finanzierte Etats, um für künftige Herausforderungen in Wissenschaft und Lehre gerüstet zu sein und aus der gegenwärtigen finanziellen Schieflage herauszukommen.
Entstanden sei diese Schieflage – so der Biberacher Rektor Professor André Bleicher – als vor zehn Jahren der Ausbau der Hochschulen begonnen wurde. Die Ausbauprogramme, die dafür zur Verfügung standen, seien strukturell unterfinanziert gewesen und nicht nachhaltig gesichert. Die HBC arbeite mittlerweile mit einer Grundfinanzierung, die unter 50 Prozent des Etats liege. „Eine langfristige Stellenplanung und -bewirtschaftung lässt dies nicht zu“, sagt Kanzler Thomas Schwäble. Aufgrund dieser strukturellen Unterfinanzierung sei zudem das Problem entstanden, dass sich die betriebswirtschaftlich relevante Kerngröße im Verlauf der vergangenen zehn Jahre permanent verschlechtert habe, konkret von ursprünglich 5.700 € auf inzwischen 4.700 € je Studierendem pro Jahr. Aufgefangen worden sei dies im Wesentlichen durch eine Änderung des Betreuungsschlüssels, der sich deutlich erhöht habe. Hier müsse dringend gegengesteuert werden, fordert Rektor Bleicher: „Wir brauchen mehr Geld im System und eine weitreichende Verstetigung der Finanzierung“.
Denn die Anforderungen von außen steigen permanent: Angefangen von der Bologna-Reform Anfang der 2000er Jahre kamen neue Aufgabenfelder wie Weiterbildung, Forschung oder Digitalisierung hinzu, bis hin zur sogenannten Third Mission, die den Transfer von Technologie und Innovation aus der Wissenschaft in die Gesellschaft hinein beschreibt. Auch auf konkrete Bedarfe aus der Region hat die HBC reagiert und neue Ausbildungsprogramme im Bereich der Biotechnologie eingerichtet.
Zumindest partiell wurde die strukturelle Unterfinanzierung der HBC in der Vergangenheit von Partnern aus der Raumschaft abgefangen. Mit deren Hilfe gründete die HBC neue Studiengänge im Zukunftsfeld Biotechnologie und das auf sehr hohem Niveau, was beispielsweise die Ausstattung der Labore am Campus Aspach zeigt. Den erreichten Status gelte es zu bewahren, so Rektor Bleicher: „Der Ausbau der vergangenen Jahre war notwendig und sinnvoll – eine Rückwärtsbewegung wäre das absolut falsche Signal“.
Das bestätigen auch Zahlen, die der Landesverband HAW e.V. erhoben hat: Über 30 Prozent aller Studierenden in Baden-Württemberg studieren an HAWs. Mit ihrem Angebot decken die Hochschulen fast 60 % der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung sowie rund 40 % der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab und erzeugen damit den Nachwuchs für die mittelständisch geprägte Wirtschaft ebenso wie zur Bewältigung dringender gesellschaftlicher Aufgaben.
Um die für Wirtschaft und Innovation im Land wichtige Lehr- und Forschungstätigkeit der ehemaligen Fachhochschulen langfristig gewährleisten zu können, müsse die finanzielle Situation der HAWs in den anstehenden Verhandlungen zum nächsten Hochschulfinanzierungsvertrag deutlich korrigiert werden, fordert die Biberacher Hochschulleitung: „Im neuen Jahr werden wir auf Landes- wie Regionalebene aktiv den Dialog und den Diskurs mit der Politik suchen“, kündigt André Bleicher an. Die konkrete Forderung: „Eine Erhöhung der Mittel pro Studienplatz um mindestens 1000 Euro pro Jahr“.
Weitere Informationen:
http://www.hochschule-biberach.de
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